Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Schließlich bin ich ein K. S. — ein Kurt Schönseil —
und kein L.E.!“
    „Mann!“, wunderte sich Zacki.
„Ich weiß gar nicht, wie Pickel heißt. Wofür steht L.E.?“
    „Für Ludwig Ehre. Nee! Elle!
Oder? Ehl — glaube ich. Ja, Ehl. Bleiben wir bei Pickel. Da hat man doch ‘ne
Vorstellung, wie?“
    Zacki nickte und ließ seine
Gedanken wieder zurückwandern. „Dieser Internatstyp — dieser Tim — hat ‘nen
heißen Draht zu den Bullen. Hat mir Arnold erzählt. Die Freundin ist die
Tochter von diesem Glockner. Der hat mich mal in der Mache gehabt. Ist ein ganz
Schlauer. Den kannst du kaum hinters Licht führen. Nur weil mich Storno,
Plubbe, Rippel und Bringer mit ihrer Aussage entlastet haben, konnte er mir
nicht an den Kragen. Sonst hätte mich der Staatsanwalt hochgenommen.“
    „Worum ging’s?“
    „Fiffikram. Hab’ so ‘ner Alten
die Handtasche abgenommen. Dabei ist sie lang hingehauen und das Bein war
gebrochen.“
    „Ist ja schließlich ihre
Schuld, häh?“
    „Klar! Sie hat sich an die
Tasche geklammert. Waren nur schlappe 800 Mark drin. Die Monatsrente. Da frage
ich dich doch: Lohnt es sich, dass man sich deshalb das Bein bricht?“
    Kracher antwortete nicht. Er
starrte hinaus und rauchte. „Dieser Glockner ist ein Drecksbulle“, murmelte
Zacki. „Bei dem würde ich mich gern mal revanchieren.“
    „Wohin fährst du?“
    „Na, zum Rindermarkt.“
    „Weshalb?“
    „Wir wollen Pickel abholen und
dann zur Arena.“
    „Pickel wartet am Gänsemarkt.“
    „Sch...! Jetzt bin ich in der
falschen Straße.“
    „Da vorn kannst du abbiegen.“
    Kracher döste, hatte aber das
Gefühl: Irgendwas stimmte nicht. Aber was? Das Rumschwallen mit Zacki lenkte
immer ab vom Wesentlichen. Irgendwas von Bedeutung war in dem Gerede versumpft.
Er hatte es vor wenigen Augenblicken gespürt, war aber dem Gefühl nicht
gefolgt. Also, nochmal! Wurden sie verfolgt? Nein! Waren sie tatsächlich am
Gänsemarkt verabredet? lOOprozentig! Brannten die Scheinwerfer? Exakt beide.
Also...
    Abermals griff er mit der
rechten Hand hinunter zum Stiefel. Und jetzt spürte er’s wieder. Der Dolch! Er war
weg. Das war’s, was ihn, Kracher, verunsichert hatte.
    Linker Stiefel? Nichts.
Außerdem steckte rechts noch die Scheide zwischen Muffelsocke und Stiefelleder.
    „Du, ich habe meinen Dolch
verloren.“

    „Was?“
    „Muss mir rausgefallen sein,
als wir getürmt sind.“
    „Ist doch egal. Den kann
sonstwer verloren haben. Außerdem steht ja kein K. S. auf der Klinge. Und
Pickel kannst du sagen, du hättest ihn weiterverschenkt an deine Freundin. Zum
Fingernägelsäubern, hähäh!“
    „Blödmann! Iris lässt ihre
Nägel wie sie sind.“
    „Lang und schwarz, häh?“
    „Ich hau’ dich gleich aus dem
Wagen.“ Aber auch Kracher lachte und sagte dann, Zacki solle mal anhalten.
„Weshalb?“
    „Ich muss mich verflüssigen.
Und dort auf dem Parkplatz geht’s besser als an ‘ner Laterne. Bin ja
schließlich kein Straßenköter.“
    Sie hatten einen Bogen
gefahren, waren jetzt auf dem richtigen Weg zum Gänsemarkt und mitten im
eleganten Viertel Vronstetten. Der Parkplatz gehörte zum Restaurant
,Finkmeier’, das derzeit als erste Essadresse in der Millionenstadt galt. Alle
Feinschmecker-Tester hatten Loblieder angestimmt und der Küchenchef wurde
angehimmelt, obwohl er klein, dick und unansehnlich war. Aber seine Soßen
lösten Entzücken aus in jeder Speiseröhre, auf der Zunge sowieso — und waren
auch dem Magen bekömmlich, weil er — der Küchenmeister — kein Salz verwendete
und nur frische Produkte vom Markt.
    Das ,Finkmeier’ lag etwas
zurückgesetzt von der Straße, war langgestreckt und bot Einblick durch eine
Panorama-Glasfront in den Feinschmecker-Tempel.
    Kellner eilten umher.
Tellerhauben funkelten im Licht — auch die Brillis der Damen. Der Chefkellner
beriet. Der Weinkellner empfahl teure Weine. Preiswerte standen nicht auf der
Karte.
    Der Gäste-Parkplatz war
vorgelagert und bot Raum für etwa 40 Pkw. Soviele waren auch da. Keine Lücke
mehr vorhanden.
    Zacki hielt bei der Einfahrt.
Kracher stieg aus. Er verschwand zwischen den Fahrzeugen in der hinteren Ecke,
wo das Laternenlicht nicht hinreichte. Zacki starrte ins Lokal und bekam Hunger.
Ob’s da Bratkartoffeln gibt, überlegte er, mit Schweinebauch und Spiegelei? Das
wäre jetzt meine Wahl. Mann! Bei dem Gedanken sabbert mein Zahnhalter.
    Der Blick glitt suchend umher.
Wo blieb Kracher? Zackis Blick fiel auf einen hellen BMW. Nackenhaar

Weitere Kostenlose Bücher