Im Zauber dieser Nacht
ihnen ständig auf die Füße getreten habe.“
Seine Miene wurde weicher. „Selbst wenn das stimmen sollte, wäre das nicht Ihr Fehler, sondern der von Ihrem Partner“, murmelte er. „Es ist die Aufgabe des Mannes, zu führen.“
Lilley schluckte. „Äh … so habe ich das noch nie gesehen. Ich dachte immer, es wäre meine Schuld.“
„Da haben Sie sich geirrt.“ Er hob eine Braue. „Aber nur aus Neugier – wie viele sind alle ?“
„Was?“
„Alle Ihre Freunde.“
Herrje! Auf keinen Fall konnte sie ihm die jämmerliche Anzahl verraten. Sie hob ihr Kinn. „Einige“, sagte sie so selbstbewusst wie möglich.
„Zehn?“, hakte er nach.
Die Röte in ihren Wangen vertiefte sich. „Zwei“, gab sie zu. „Einer in der Schule und …“ Sie räusperte sich. „… und Jeremy.“
„Jeremy? Ist das sein Name? Er hat Ihr Herz gebrochen?“
Er wartete, aber sie schwieg.
„Sie sollten heute ausgehen“, sagte er schließlich. „Ihre Tanzkünste spielen keine Rolle. Wir werden nicht tanzen.“
Lilley grinste. „Haben Sie Angst, dass ich Ihnen auf den Zehen herumtrample?“
„Ich tanze nicht.“
Ihre Augen weiteten sich. „Was … nie?“
„Nein.“
„Aber Sie sind der Schirmherr des Balls!“
„Er bringt Geld für meine Wohltätigkeitsorganisation ein und gute Presse für die Firma“, erwiderte er kühl. „Nur darauf kommt es mir an. Tanzen interessiert mich nicht.“
„Oh“, murmelte Lilley unsicher und biss sich auf die Lippe. „Ich verstehe.“
Aber sie verstand überhaupt nicht. Wie war es möglich, dass ein Mann wie Prinz Alessandro, Liebling aller Frauen, einen Ball sponserte und selbst nicht tanzte?
Er streckte die Hand nach ihr aus. „Kommen Sie! Wir müssen uns beeilen.“
Sie wich zurück. Er durfte sie nicht noch einmal berühren. Seine Macht über ihren Körper jagte ihr zu viel Angst ein. „Wieso ich?“
„Wieso nicht?“
„Sie sind für vieles berühmt, Prinz Alessandro. Mit unscheinbaren Angestellten einen Ball zu besuchen, gehört allerdings nicht dazu.“
Er warf den Kopf zurück und lachte schallend. Noch immer lachend, ging er zu einem modernen Gemälde über seinem Schreibtisch, schwang es zur Seite und enthüllte einen Safe. Er tippte die Kombination ein und nahm zwei Manschettenknöpfe aus Platin und Diamanten heraus.
Als er sich wieder zu Lilley umwandte, betrachtete er sie mit neuem Interesse. „Sie machen mich neugierig, Lilley Smith. Nicht eine unter tausend Frau hätte nach dem Grund gefragt, bevor sie Ja sagt.“
„Ja, wahrscheinlich bin ich ein bisschen merkwürdig.“ Sie sah ihm zu, wie er mit seinen langgliedrigen Fingern die Manschettenknöpfe anlegte.
„Mein Date für den Ball ist vor zehn Minuten geplatzt.“
„Miss Bianchi?“
„Ja.“
Lilley kannte die Mailänder Erbin aus Zeitschriften. Sie war blond, dünn und wunderschön – alles, was Lilley nicht war. Sie senkte die Augen. „Ich bin ihr kein bisschen ähnlich.“
„Gerade darum sind Sie perfekt“, entgegnete er schroff. „Olivia wird schon sehen, wie ich auf ein Ultimatum reagiere. Ich brauche ein Date, und Sie sind in meinem Büro. Das ist Schicksal.“
„Schicksal“, flüsterte Lilley.
Er kam auf sie zu. Im Dämmerlicht wirkte sein Körper wie ein dunkler, mächtiger Schatten. Sein Blick hielt ihren gefangen. „Ich brauche ein Date. Sie brauchen Rache. Bevor die Nacht zu Ende ist, wird Jeremy vor Ihnen auf den Knien liegen.“
Unwillkürlich erschauerte sie. Ganz egal, was Jeremy ihr angetan hatte, wusste sie doch, dass Rache nicht richtig war. Aber am meisten Angst jagte ihr Alessandros Nähe ein. Und dabei ging es nicht um ihren Job. Sie konnte es nicht einmal erklären. In seiner Gegenwart fühlte sie sich … eigenartig.
„Warum zögern Sie? Lieben Sie ihn?“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur …“
„Was?“
Sie wandte den Blick ab. „Nichts.“
„Ich beobachte seit Wochen, wie Sie sich bemühen, mir auszuweichen.“
Entsetzt starrte sie ihn an. „Sie haben mich gesehen?“
Er nickte. „Wie Sie jedes Mal in die andere Richtung laufen, wenn Sie mich auf dem Flur entdecken. So ein Benehmen bei einer Frau ist für mich … einzigartig. Es hat mich verwirrt. Aber jetzt verstehe ich.“
„Sie verstehen?“, krächzte sie.
Er berührte ihre Wange. „Die meisten Frauen, die mir begegnen, würden ihre Freunde im Bruchteil einer Sekunde verlassen, um mit mir zusammen zu sein. Treue ist eine sehr seltene Eigenschaft. Dieser Mann, der Sie
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