Im Zauber dieser Nacht
damit rechnen müssen.
Sie waren zusammen in seiner Limousine auf dem Weg ins Büro gewesen, weil er seine Manschettenknöpfe vergessen hatte. Auf der Fahrt hatte er einen wichtigen Anruf bekommen. Schon während er telefonierte, konnte er spüren, wie Olivia neben ihm vor Wut kochte.
Sobald er den Anruf beendet hatte, war sie in rasend schnellem Italienisch über ihn hergefallen. „Wann wirst du mir endlich einen Antrag machen, Alessandro? Wann? Mach unsere Verlobung endlich offiziell, oder such dir jemand anderen als Gastgeberin für deinen Wohltätigkeitsball!“
Fünf Minuten später hatte er sie vor ihrem schicken Hotel abgesetzt. Er ließ sich von keiner Frau ein Ultimatum stellen, nicht einmal, wenn sie so perfekt war wie Olivia.
Als er Lilley jetzt zum Ballsaal führte, spürte er eine Welle der Erleichterung, weil er immer noch ein freier Mann war. Schon lange hatte er nicht mehr so viel Spaß gehabt wie heute Abend.
Mit Lilley dicht an seiner Seite, blieb er auf dem Treppenabsatz stehen und schaute in den Ballsaal hinunter. Plötzlich wurde es im Saal ganz still. Wie auf ein Stichwort drehten sich Hunderte von Gästen um und starrten sie an. Alessandro fühlte, wie Lilley sich versteifte. Offensichtlich war sie es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen.
„Ich werde Ihnen nicht sagen, wie schön Sie sind, weil Sie mich dann bestimmt schlagen würden“, murmelte er. „Aber ich weiß, dass jeder Mann töten würde, um an meiner Stelle zu sein.“
Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem nervösen Lächeln. „Okay“, sagte sie leise. Sie straffte ihre Schultern. „Gehen wir!“
Alessandro führte sie in den Saal, wo schon Aufsichtsratsmitglieder, Aktionäre und Freunde warteten. Er wechselte mit allen ein paar Worte, dann ging er weiter und begrüßte den Bürgermeister und den Gouverneur. Ohne Lilleys Arm loszulassen, bewegte er sich selbstsicher durch die Menge, plauderte vertraut mit berühmten Filmstars und Königlichen Hoheiten und dankte seinen Gästen für ihre Spenden.
Die Männer fragten ihn nach Börsentipps, die Frauen warfen ihr Haar zurück und flirteten mit ihm. Und alle starrten Lilley mit unverhohlener Neugierde an.
Alessandro hätte darauf gewettet, dass keiner seiner Direktoren sie erkannte, auch wenn sie bestimmt schon unzählige Male auf dem Flur an ihr vorbeigelaufen waren.
Unfassbar, wie blind er gewesen war!
Lilley zitterte, es schien so, als wollte sie jeden Moment die Flucht ergreifen. Er legte die Hand auf ihren nackten Rücken, um Lilley damit sanft durch die Menge zu schieben. Selbst diese harmlose Berührung war unglaublich erotisch. Am liebsten hätte er auf der Stelle den Ball verlassen, um mit ihr allein zu sein. Vielleicht in seiner Villa in Sonoma, die praktischerweise über zehn Schlafzimmer verfügte.
„Euer Hoheit“, riss ihn die Stimme des Stiftungsvorstands aus seinen Fantasien. „Möchten Sie vielleicht ein paar Worte sagen, um die Auktion zu eröffnen?“
„Aber natürlich“, erwiderte Alessandro mit einem geübten Lächeln.
Er nahm Lilleys Hand und ging mit ihr quer durch den Ballsaal. Wie durch Zauberei teilte sich vor ihnen die Menge. Erst vor der Bühne gab er Lilley frei.
„Danke, dass Sie mich heute Abend begleiten“, sagte er heiser und küsste sie auf die Wange. Obwohl der Kuss nur kurz und unschuldig gewesen war, brannten seine Lippen.
Lilley sah ihn aus geweiteten Augen an. Für einen Moment starrten sie einander nur an. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und sein Herz raste. Alles in ihm sehnte sich danach, sie in seine Arme zu reißen und zu küssen. Richtig zu küssen. Er zwang sich, einen Schritt zurückzutreten.
„Entschuldigen Sie mich.“ Seine Stimme klang ruhig und gelassen. Zum Glück hatte er seit vielen Jahren Übung darin, seine Gefühle zu verbergen. „Es dauert nur einen Augenblick.“
„Sicher“, erwiderte sie schwach.
Als er auf die Bühne stieg und zum Mikrofon ging, wurde es im Saal still, dann setzte tosender Applaus ein. Alessandro nickte lächelnd in die Runde. Erst Lilleys Unsicherheit hatte ihm bewusst gemacht, wie gewohnt er die Aufmerksamkeit der Menschen war. Sie machte ihn nicht nervös. Ganz im Gegenteil: Er war gelangweilt – von allem. Nur eine einzige Sache langweilte ihn nicht. Eine Sache brachte sein Blut zum Kochen und ließ ihn sich wieder lebendig fühlen. Eine Sache, die er wollte.
Doch gerade diese eine Sache durfte er nicht haben.
Routiniert hielt er seine Rede. Er wusste nicht
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