Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zauber dieser Nacht

Im Zauber dieser Nacht

Titel: Im Zauber dieser Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennie Lucas
Vom Netzwerk:
einmal genau, was er sagte. Die ganze Zeit über spürte er Lilleys Blick.
    „… und darum danke ich euch, meine Freunde“, endete er. „Trinkt Champagner, tanzt und bietet fleißig. Denkt daran, jeder Cent, der heute Abend eingenommen wird, hilft bedürftigen Kindern.“
    Applaus brauste auf, noch lauter als zu Beginn seiner Rede. Alessandro lächelte noch einmal in die Runde, dann verließ er das Podium und ging direkt zu Lilley. In seiner Abwesenheit hatte sie offensichtlich ihre Fassung wiedergewonnen.
    Sie starrte auf ihre Uhr. „Sechs Minuten“, teilte sie ihm mit. „Ich bin beeindruckt. Normalerweise dauern die Reden wichtiger Männer mindestens eine Stunde. Sie sind schnell.“
    Er lächelte und beugte sich näher zu ihr. „Da, wo es zählt, bin ich langsam.“
    Mit Genugtuung sah er, wie sie erschauerte. Wenigstens ging es ihr nicht anders als ihm. Er war erstaunt, wie offen sie ihre Gefühle zeigte. So jung, dachte er, so unbekümmert.
    Sie erinnerte ihn an sich selbst – vor sehr langer Zeit. Auch er war einmal so jung und voller Hoffnung gewesen, arm, aber fest entschlossen, nach oben zu kommen. Damals, bevor er betrogen worden war.
    Arm? Ein Funkeln von Lilleys Uhr erregte seine Aufmerksamkeit. Er griff nach ihrem Handgelenk. „Was ist das?“
    Sie versuchte, ihren Arm zu befreien. „Nichts.“
    Das Orchester begann, einen Walzer zu spielen, aber Alessandro bemerkte kaum, wie die Gäste die Tanzfläche füllten. „Das ist Platin. Diamanten. Ich kenne die Marke.“
    „Hainsbury“, murmelte sie.
    Hainsbury. Diese verfluchte Billigkette von Schmuckgeschäften hatte vor Kurzem versucht – und war kläglich gescheitert –, Caetani Worldwide zu übernehmen. Genauer gesagt die luxuriöse Produktlinie Preziosi di Caetani .
    Seine Augen wurden schmal. „Woher haben Sie die Uhr?“
    Wieso sollte sie keine Hainsbury-Uhr besitzen? fragte er sich vernünftig. Ein Zufall, mehr nicht. Der erbitterte Kampf mit seinem französischen Konkurrenten, dem Grafen von Castelnau, hatte ihn offenbar paranoid gemacht. Wenn er jetzt sogar schon ein harmloses Mädchen wie Lilley verdächtigte, war er offensichtlich dabei, den Verstand zu verlieren.
    „Nett“, sagte er in beiläufigem Ton und ließ ihr Handgelenk los. „Auf den ersten Blick habe ich die Marke nicht erkannt. Die Uhr sieht gar nicht aus wie der übliche Hainsbury-Billigschund.“
    Lilley wandte den Blick ab und legte schützend ihre Hand über den Arm. „Meine Mutter hat sie extra anfertigen lassen“, sagte sie in einem seltsamen Tonfall.
    Ich habe sie in Verlegenheit gebracht, dachte Alessandro. Anscheinend war es ihr peinlich, auf dem Caetani-Ball eine Uhr der Konkurrenz zu tragen. „Ihre Uhr ist sehr geschmackvoll – ganz egal, wer sie hergestellt hat. Haben Sie genug vom Ball?“, wechselte er das Thema. „Können wir gehen?“
    „Gehen? Wir sind doch gerade erst gekommen!“
    „Und?“, fragte er ungeduldig.
    Sie sah zur Tanzfläche. „Ihre Gäste warten darauf, sich mit Ihnen zu unterhalten.“
    „Sie haben schon mein Geld bekommen.“
    „Es geht doch nicht um Geld! Die Leute wollen Sie. Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit.“ Sie lächelte ihn verschmitzt an. „Weiß der Himmel, warum. Ich warte immer noch darauf, Ihren berühmten Charme zu entdecken.“
    „Heißt das, ich soll mich mehr anstrengen?“, fragte er dicht an ihrem Ohr.
    Ihre Augen verdunkelten sich, und er konnte hören, wie sie nach Luft schnappte. „Ich … ich kann so etwas nicht besonders gut“, stammelte sie.
    „Ganz im Gegenteil.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Sie können sich sparen, mit mir zu flirten. Das hat keinen Sinn, und es könnte … ich meine … wir benutzen uns heute Abend gegenseitig. Lassen Sie es dabei!“
    „Stimmt! Sie sind hier, um sich zu rächen. Das hatte ich fast vergessen. Haben Sie ihn schon gesehen?“
    „Nein.“
    „Er wird vor Ihnen auf die Knie fallen“, murmelte Alessandro heiser. „Kommen Sie.“
    Er nahm ihre Hand und führte sie quer durch den Saal. Früher wäre er der Erste auf der Tanzfläche gewesen. Er hätte Lilley in seine Arme gezogen und sich mit ihr zum verführerischen Rhythmus der Musik bewegt. Aber er hatte seit sechzehn Jahren nicht mehr getanzt.
    Vom anderen Ende der Halle sah ihm die Direktorin der Stiftung mit einem strahlenden Lächeln entgegen. Kaum war er bei ihr, überschüttete sie ihn mit ihrem Dank. Alessandro plauderte souverän mit ihr, doch insgeheim wünschte er sich weit fort.
    Überall

Weitere Kostenlose Bücher