Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
NEC-Desktopcomputer fertig, die an die China Import- und Exportgesellschaft für Präzisionsmaschinen gehen sollten, welche unter anderem auch Lenkwaffen für die Volksbefreiungsarmee herstellte. Über diesen Auftrag würde man sich bei der Nippon Electric Company freuen. Das Traurige war, dass er diese Geräte nicht so aufrüsten konnte, dass sie auch ebenso munter drauflos plauderten wie die beiden aus dem Ministerrat. Das wäre einfach zu gefährlich – es war nur für die eine oder andere Träumerei bei einem Bier und einer Zigarette gut. Chester Nomuri, der Cyberspion. Dann begann sein Pager zu vibrieren. Er sah kurz auf das Display. Die Nummer lautete 745-4426. Wenn man das auf die Tasten eines Telefons übertrug und die richtigen Buchstaben aussuchte, las es sich shin gan , ›Herz und Seele‹, Mings Kosename für ihren Geliebten und ein Hinweis darauf, dass sie am Abend bei ihm vorbeikommen wollte. Das passte Nomuri gut in den Kram. War er also doch zu James Bond geworden. Er lächelte leise, während er zu seinem Wagen ging. Er schaltete sein Handy ein, wählte seinen E-Mail-Zugang und schickte seinerseits eine Nachricht übers Internet: 226-234, bao bei , ›Geliebte‹. Sie mochte es, wenn er sie so nannte, und ihm machte es nichts aus, sie so zu nennen. Heute Abend war also etwas anderes angesagt als Fernsehen. Gut. Er hoffte, er hatte genügend japanischen Whiskey für den Après -Sex.
Wenn man darüber froh war, zum Zahnarzt zu müssen, konnte man davon ausgehen, dass man einen miesen Job hatte. Jack Ryan ging schon neunzehn Jahre zum selben, aber diesmal waren dafür ein Hubschrauberflug zu einer Kaserne der Maryland State Police mit eigenem Hubschrauberlandeplatz und anschließend eine fünfminütige Autofahrt zur Praxis des Zahnarztes nötig. Ryan dachte über China nach, aber seine oberste Leibwächterin missdeutete seinen Gesichtsausdruck.
»Nur keine Aufregung, Boss«, sagte Andrea Price-O’Day. »Wenn er Sie zum Schreien bringt, lege ich ihn um.«
»Eigentlich ist es gar nicht richtig, dass Sie schon so früh auf sind«, sagte Ryan streng.
»Dr. North meinte, ich könne bis auf weiteres noch ganz normal meiner Arbeit nachgehen. Außerdem habe ich gerade angefangen, die Vitamintabletten zu nehmen, die sie mir verschrieben hat.«
»Nun, Ihr Mann macht jedenfalls einen ausgesprochen zufriedenen Eindruck.« Der gemeinsame Abend im Weißen Haus war richtig nett gewesen. Es war immer eine angenehme Abwechslung, Gäste zu bewirten, die keine politischen Interessen verfolgten.
»Was ist nur mit den Männern? Stolzieren rum wie die Gockel, aber wir dürfen die ganze Arbeit tun!«
»Andrea, ich würde liebend gern mit Ihnen tauschen!«, bemerkte Ryan im Spaß. Er hatte diese Diskussion mit Cathy schon oft genug geführt und dabei den Standpunkt vertreten, ein Baby zu bekommen dürfte doch nicht so schwer sein. Die wirklich schwere Arbeit im Leben müssten doch die Männer machen. Aber in der Gegenwart der Frau eines anderen konnte er sich solche Witze nicht erlauben.
Chet Nomuri hörte im Hintergrund seinen Computer piepsen, was bedeutete, dass eine E-Mail reingekommen war, und er nun die Daten von Mings Desktop automatisch verschlüsselte und weiterleitete. Es war eine unterhaltsame Unterbrechung bei seiner augenblicklichen Beschäftigung. Seit ihrem letzten Waffengang waren fünf Tage vergangen, eine ziemlich lange Pause für ihn … und Mings leidenschaftlichen Küssen nach zu schließen, auch für sie. Aber irgendwann hatte auch das ein Ende gehabt, und nun lagen beide rauchend im Bett.
»Was gibt’s Neues im Büro?«, fragte Nomuri, während die Antwort auf seine Frage inzwischen bei einem Server in Wisconsin lag.
»Im Politbüro diskutieren sie über die Staatsfinanzen. Qian, der Minister, der für unser Geld zuständig ist, versucht das Politbüro zu überreden, eine andere Gangart einzuschlagen. Aber sie hören nicht in dem Maß auf ihn, wie sie es nach Minister Fangs Meinung tun sollten.«
»Ach?«
»Er ist ziemlich wütend auf seine alten Genossen, weil sie so unflexibel sind.« Dann kicherte Ming. »Chai hat gesagt, bei ihr sei der Minister vor zwei Tagen sehr flexibel gewesen.«
»So etwas über einen Mann zu sagen ist aber nicht sehr nett, Ming«, bemerkte Nomuri.
»Über dich und deine Jadewurst würde ich so etwas auch nie sagen, shin gan «, erwiderte sie und gab ihm einen Kuss.
»Streiten sie oft? Im Politbüro, meine ich?«
»Es kommt oft zu
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