Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Textilfirmen an Land ziehen. Außerdem meint er, sie seien flexibel genug, um ihre Produktionsanlagen in weniger als einem Monat entsprechend umzustellen – und wenn wir grünes Licht geben, setzt uns der Botschafter der Republik China offiziell auf ihre Liste der Guten. Als Gegenleistung müssen wir fünfjährige Sicherheitsgarantien bieten, mit den üblichen Ausstiegsklauseln.«
»Hört sich gut an«, sagte der Justitiar. Auf den Botschafter der Republik China war ebenso Verlass wie auf sein Land. Sie wussten, wann sie den Tiger im Sack hatten.
»Wir haben einen Antrag auf dem Tisch«, verkündete der Unternehmensleiter. »Alle dafür?«
Nach dieser Abstimmung war Butterfly das erste größere amerikanische Unternehmen, das aus seinen Verträgen mit der Volksrepublik ausstieg. Wie die erste Wildgans, die im Herbst Kanada verließ, kündigte dieser Entschluss den Beginn einer neuen und kälteren Jahreszeit an. Das einzige potentielle Problem waren rechtliche Schritte seitens rotchinesischer Unternehmen, aber ein Bundesrichter würde wahrscheinlich verstehen, dass ein unterschriebener Vertrag nicht ganz dasselbe war wie der Abschiedsbrief eines Selbstmörders, und er würde die übergeordnete politische Problematik möglicherweise sogar als einen hinreichenden Grund betrachten, den Vertrag für null und nichtig zu erklären.
»Ich werde unseren Bankern morgen Bescheid sagen. Sie haben Anweisung, die Gelder weitere sechsunddreißig Stunden einzufrieren.« Das hieß, dass 140 Millionen Dollar nicht wie geplant auf ein Konto in Peking überwiesen wurden. Anschließend konnte der Firmenchef sich wieder mit dem Gedanken tragen, eine Gulfstream zu bestellen. Das Firmenzeichen, ein aus seinem Kokon schlüpfender Admiralfalter, würde auf dem Seitenruder einfach toll aussehen.
»Wir wissen es noch nicht sicher«, sagte Qian zu seinen Kollegen, »aber ich mache mir ernsthaft Sorgen.«
»Wo liegt heute das Problem?«, fragte Xu Kun Piao.
»In den nächsten drei Wochen sind mehrere Wirtschaftsverträge fällig. Normalerweise würde ich in solch einem Fall nicht mit Problemen rechnen, aber unsere Vertreter in Amerika haben in meinem Ministerium angerufen, um uns zu warnen, dass es möglicherweise Schwierigkeiten geben könnte.«
»Wer sind diese Vertreter?«, wollte Shen Tang wissen.
»Hauptsächlich Anwälte, die wir mit der Abwicklung unserer geschäftlichen Beziehungen beauftragt haben«, antwortete Qian. »Fast alle sind amerikanische Staatsbürger. Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, und ein weiser Mann sollte ihren Rat auf keinen Fall in den Wind schlagen.«
»Anwälte sind der Untergang Amerikas«, bemerkte Zhang Han San. »Und aller zivilisierten Nationen.« Wenigstens hier bestimmen wir , was Recht und Gesetz ist. Diesen Satz musste er nicht eigens hinzufügen.
»Das mag sein, Zhang, aber wenn man mit Amerika Geschäfte macht, braucht man solche Leute. Und sie sind sehr hilfreich dabei, die dortigen Gepflogenheiten verstehen zu lernen. Wenn wir den Überbringer schlechter Nachrichten erschießen, erhalten wir vielleicht erfreulichere Nachrichten, aber nicht unbedingt zutreffende.«
Fang nickte und musste lächeln. Er mochte Qian. Der Mann sagte die Wahrheit aufrichtiger als die Genossen, die eigentlich auf sie hören sollten. Aber Fang durfte es nicht zu einer offenen Auseinandersetzung kommen lassen. Auch er war besorgt über die politischen Entwicklungen, die von den zwei übereifrigen Polizisten ausgelöst worden waren, aber um sie jetzt noch zu bestrafen, war es zu spät. Selbst wenn Xu es vorschlagen sollte, würden Zhang und die anderen es ihm ausreden.
Minister Winston sah sich zu Hause auf seinem DVD-Player einen Film an. Das war bequemer, als ins Kino zu gehen, und er konnte es tun, ohne ständig von vier Secret-Service-Agenten umringt zu sein. Seine Frau strickte einen Skipullover – ihre wichtigen Weihnachtsgeschenke machte sie selbst. Außerdem konnte sie nebenher fernsehen oder sich unterhalten, und es hatte für sie eine ähnlich entspannende Wirkung wie für ihren Mann ein Segeltörn auf seiner Hochseejacht.
Winston besaß einen ISDN-Anschluss im Wohnzimmer – und auch in allen anderen Zimmern seines Hauses in Chevy Chase –, aber der Privatanschluss läutete anders, so dass er sofort hörte, wann er selbst drangehen musste.
»Ja?«
»George, hier Mark Gant.«
»So spät arbeiten Sie noch?«
»Nein, ich bin zu Hause. Aber ich habe gerade einen Anruf aus New York
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