Im Zeichen des Highlanders
obwohl ich, wenn ich an die schöne Lady Fraser denke, erstaunt bin, dass Ihr welche habt, die klein genug sind, um mir wie angegossen zu passen. Aber woher kommen die vielen Kleider für die Kinder?«
Payton musste über den gereizten Ton, der bei der Erwähnung der Frauenkleider in ihrer Stimme lag, fast lachen. »Auch meine Familienangehörigen benützen dieses Haus. Sie haben all diese Kleider zurückgelassen, entweder absichtlich oder weil sie sie schlicht vergessen haben. Ich dachte schon daran, sie den Armen zu geben, bin aber froh, dass ich zögerte.«
»Oh.« Es war eine unhöfliche Frage gewesen, doch Kirstie sagte sich, dass sie einfach zu müde war, um deswegen verlegen zu sein. »Nur noch eins: Ich glaube, dass man es Euch nicht wirklich sagen muss, aber Ihr müsst die Kinder vorsichtig behandeln. Es wird wohl dauern, bis sie das Gefühl bekommen, einem Mann vertrauen zu können. Insbesondere Callum.«
»Ja«, stimmte ihr der starke Ian zu. »Der ist wie ein Tier, das man in die Enge getrieben hat. Und jetzt hat er ein Messer.«
»Ach herrje«, murmelte Kirstie. »Das tut mir leid. Ich dachte, er würde entspannter schlafen.«
»Das wird er. Es war gut, es ihm zu geben. Vielleicht lässt er zu, dass ich ihm zeige, wie man damit umgeht.«
»Haltet Ihr das für klug?«
»Ja. Ich kenne keinen Jungen, der es nötiger hätte zu wissen, wie er sich schützen kann.«
Kirstie knurrte wohlig, als sie sich unter den warmen Decken im Bett zusammenrollte und strich mit der Hand über das edle Leinennachthemd, das man ihr gegeben hatte. Es freute sie unendlich, dass die Kinder ähnliche Bequemlichkeiten genossen.
Sie entspannte sich und erlaubte dem Schlaf, sich ihrer zu bemächtigen, während sie darüber nachdachte, was der starke Ian zuletzt gesagt hatte. Es war kaum möglich, dass ein Kind in Callums Alter einen ausgewachsenen Mann besiegen konnte, und vermutlich besaß Callum den Verstand, dies einzusehen. Doch wenn er lernte zu kämpfen, würde ihm das die Hoffnung auf ein Entkommen geben. Dadurch würde er sich vielleicht weniger hilflos fühlen, und das wiederum würde nur zu seinem Besten sein. Als sie schließlich ihrer Erschöpfung nachgab, kam in Kirstie kurzzeitig der Wunsch auf, auch sie könnte das schaurige Gefühl von Machtlosigkeit loswerden.
***
»Das ist eine traurige Angelegenheit«, sagte der starke Ian, sobald Kirstie sie verlassen hatte.
»Ja, und ohne leichten oder schnellen Weg zur Gerechtigkeit«, antwortete Payton. »Es gibt viele Möglichkeiten, ihn einfach umzubringen, aber es gibt ebenso viele Möglichkeiten, dass mein Beitrag zu seinem Tod entdeckt wird. Ohne Beweise für seine Verbrechen, seine Schlechtigkeit könnte dann meine Familie in eine erbitterte Fehde verwickeln. Das kann ich nicht riskieren. Eine solche Handlung könnte auch Lady Kirstie in Gefahr bringen.«
»Ein tapferes Mädchen.«
»Das ist sie, und es ist offensichtlich, dass sie sich um die Kinder sorgt. Sie geht mit ihnen sehr sanft und liebevoll um.«
»Was heißt, dass sie den Kindern gegenüber Zärtlichkeit empfindet, allen Kindern gegenüber. Die Entdeckung einer solchen Niederträchtigkeit muss sie schwer bedrücken.«
Payton nickte und bekam einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. »Das tut es. Glaubst du, dass man sie beobachten muss, dass man sie davon abhalten muss, auf eigene Faust zu handeln?«
Der starke Ian zuckte die Achseln. »Das ist möglich. Es wird eine Weile dauern, bevor wir es geschafft haben, dass es für Sir Roderick zu gefährlich wird, seinen üblen Gewohnheiten nachzugehen. Das Mädchen scheint klug zu handeln und den Verstand über das Herz zu stellen. Allerdings kann immer etwas geschehen, wodurch die Gefühle den gesunden Menschenverstand überwältigen.«
»Ein Problem, das ich restlos verstehe«, murmelte Payton. »Sie muss also sorgfältig beobachtet werden. Wenigstens ist sie im Moment in Sicherheit, denn ihr Gatte hält sie für tot. Man darf nicht zulassen, dass sie sich den Gefühlen hingibt, voreilig handelt und diesen Schutzschild vielleicht verliert.«
»Der Schutzschild könnte sich zu irgendeiner Zeit als hilfreich erweisen, um den Mistkerl der Gerechtigkeit zu überantworten.«
»Richtig, und diese Nützlichkeit muss sehr deutlich zutage treten, das Ergebnis in diesem Fall tödlich sein. Sie ist seine Frau. In der Sekunde, in der Sir Roderick erfährt, dass sie am Leben ist, kann er sie zurückholen und keiner könnte ihn aufhalten. Es wäre sehr einfach,
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