Im Zeichen des Highlanders
des Hemds waren seine dünnen Waden zu sehen. Der feurige Blick voller Wut und Argwohn in seinen grünen Augen und das Messer raubten ihm allerdings jeglichen Anschein von jungenhafter Unschuld.
»Du musst dein Messer nicht mitbringen, Callum«, sagte Moira. »Sie haben bereits eines, um das Brot zu schneiden.«
»Ich bin nicht gekommen, um Brot zu schneiden, Mädchen«, fuhr Callum sie an. »Du solltest nicht hier unten sein bei diesem Mann.«
»Er ist kein schlechter Mann.«
»Quatsch, woher willst du das wissen?«
Moira schaute einen Moment lang Payton an, sah dann wieder zurück zu Callum und zuckte die Achseln. »An seinen Augen. Sie sehen nicht so aus wie die von dem Mann meiner Mutter oder die von Sir Roderick.« Sie warf erneut einen Blick auf Payton. »Meine Mutter ist bei den Engeln, mein Bruder auch. Die Engel werden mich nicht holen, oder?«
»Nein, Mädchen«, antwortete Payton. »Das lasse ich nicht zu. Und«, er nickte in Callums Richtung, der dem Essen nicht widerstehen konnte und auf einer dicken Brotscheibe herumkaute, »du hast in Callum einen guten Beschützer.«
»Ja.« Moira lächelte Callum zu. »Und er hat jetzt ein großes Messer.«
»Das hat er«, stimmte ihr Payton zu. »Vielleicht würde er gerne lernen, es zu benutzen.« Er richtete seinen Blick fest auf den Jungen.
»Ich weiß gut genug, wie man es benutzt«, schnappte Callum.
»Aha, dann brauchst du keine Übungsstunden beim starken Ian.« Payton trank einen Schluck, um sein Lächeln über das Interesse, das Callum nicht verbergen konnte, zu verstecken.
»Na gut, es gibt vielleicht den einen oder anderen Kniff, den der Mann mir zeigen kann.«
»Könnte sein.«
»Ich denke darüber nach.«
»Sehr klug.«
»Ich muss die Kleinen beschützen und so, wisst Ihr?«
»Das tust du, Junge, und um wach genug zu sein, dieser wichtigen Aufgabe gut nachzukommen, musst du schlafen.« Payton stand auf und half Moira aus ihrem Stuhl, ohne den Blick von dem argwöhnischen Callum zu lassen. »Ich habe vor, meinerseits auch ins Bett zu gehen.« Überrascht stellte er fest, wie sehr es ihn berührte, dass Moira ihre kleine Hand in seine legte. »Bevor ihr in eure Betten zurückschlüpft, zeige ich euch, wo Lady Kirstie schläft.«
Payton konnte Callums wachsamen Blick beinahe spüren, während der Junge ihm und Moira zum Schlafgemach hinauffolgte. Die Tatsache, dass Kirstie ihm ihr Vertrauen geschenkt hatte, reichte offensichtlich aus, um einen winzigen Funken Vertrauen in Callum zu entzünden. Es würde einer Menge Geduld bedürfen, aber Payton war entschlossen, diesen Funken am Leben zu erhalten und größer werden zu lassen. Ein Weg dazu führte über die Zustimmung zu der von ihm selbst gewählten Rolle eines Beschützers der Kleinen. Dass Callum eine Aufgabe und das offensichtliche Bedürfnis hatte, eine wichtige Rolle innerhalb dieser Bande kleiner Überlebender zu spielen, konnte dem Kind helfen, sich von allem, was es erlitten hatte, zu erholen. Narben würden immer bleiben, doch Payton war davon überzeugt, dass diese Stärke und wiederhergestellter Stolz auf sich selbst dem Jungen mehr als alles andere helfen würden. Callum war ein Überlebender, ein Kämpfer, und mit einem solchen Charakter wusste Payton umzugehen.
Er blieb vor Kirsties Schlafgemach stehen und öffnete die Tür, damit die beiden Kinder sehen konnten, dass ihre Herrin noch immer in ihrer Nähe war und noch immer in Sicherheit. Sie lag bäuchlings ausgestreckt auf dem Bett, ihr schlanker Körper zeichnete sich unter den dicken Decken, die sie umhüllten, kaum ab. Ihr Gesicht war ihnen zugewandt, eine kleine Faust lag dicht neben ihrem Mund. Payton hatte den Eindruck, ein Kind vor sich zu haben, und fragte sich, was sie an sich hatte, das Sir Roderick unfähig machte, sie tatsächlich als solches zu sehen. Im zarten Alter von Fünfzehn musste sie sogar noch mehr wie ein Kind ausgesehen haben, dennoch konnte sich dieser Mann trotz seiner Hoffnungen offensichtlich nicht dazu überreden, dass sie eines war, als es an der Zeit war, mit ihr zu schlafen. Die wenigen Mitglieder aus Sir Rodericks Familie, mit denen Payton das Pech hatte, Umgang zu haben, besaßen alle Frauen und Kinder und waren trotz des Dämons, der in ihnen lauerte, eindeutig in der Lage, sich wie Männer zu betragen. Vielleicht, so überlegte sich Payton, hatte Sir Rodericks Dämon ihn überwältigt. Während er insgeheim den Kopf über dieses Rätsel schüttelte, schloss er leise die Tür und
Weitere Kostenlose Bücher