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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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berückende Schönheit beeinträchtigt. Ihre Eltern waren gestorben, als sie gerade fünf Jahre alt gewesen war. Thal hatte sie bei sich aufgenommen und großgezogen. In seinem großen, festungsähnlichen Haus waren zu dieser Zeit Frauen fast gänzlich verpönt. Als eine Wäscherin Jura einmal daran hindern wollte, mit einer großen Streitaxt zu spielen, hatte Thal die Frau einfach davongejagt.
    »Thal hat uns so viel über seine Zeit in England erzählt, daß es uns schon lästig wurde«, fuhr Jura fort. Cilean wußte, daß mit uns Geralt, Juras Halbbruder, und Daire, ihr Jugendgefährte, gemeint waren.
    »Jura! « riß Cilean die Freundin aus ihren trüben Gedanken. »Willst du diesen Fisch jetzt essen oder nicht? Wenn du dich ein bißchen beeilst, kannst du mich bei der Auswahl meiner Reisekleidung beraten. Was glaubst du, ob Thals Tochter wohl Seidenkleider trägt? Wird sie die Nase rümpfen, wenn sie uns Lankonierinnen sieht? Du weißt schon, wie dieses Frankenweiber, die uns vor zwei Jahren besucht haben! «
    Juras Augen funkelten. »Dann sollten wir mit ihr das machen, was wir mit diesen Frauen taten… «, erklärte sie, während sie ihren Fisch aß.
    »Du bist verrückt! « lachte Cilean. »Das können wir doch nicht mit der Frau machen, die meine Schwägerin werden soll! «
    »Och, ich habe gar keine Gewissensbisse. Wir müssen doch schließlich etwas unternehmen, um uns vor dem ekelhaften englischen Hochmut zu schützen. Diesen Rowan werden wir wahrscheinlich ziemlich leicht los. Wir schicken ihn einfach in eine Schlacht… Ein Kampf Mann Segen Mann dürfte ihm reichen. « Jura stand auf, löschte das Feuer mit Sand, zog die Hose an und schnürte ihre Stiefel. »Und Daire soll also mit dir reiten? «
    Cilean lächelte amüsiert, während sie antwortete: »Ja. Du wirst doch ein paar Tage ohne ihn leben können? Wir reiten unserem Engländer nur entgegen und eskortieren ihn. Ich glaube, Thal fürchtet einen Zwischenfall mit den Zernas. « Die Zernas waren der bei weitem kriegerischste Stamm Lankoniens und dem Kampf genauso ergeben wie die Poilen ihren Büchern. Sie griffen zu jeder Tages-und Nachtzeit alles an, was sich bewegte. Wenn sie Gefangene machten, ließen die Berichte von ihren ausgeklügelten Foltermethoden selbst alten bewährten Kriegern die Haare zu Berge stehen.
    »Kein Irial hat je Angst vor einem Zerna gehabt«, rief Jura zornig aus.
    »Sicher nicht. Aber vergiß nicht — dieser Prinz ist Engländer, und dort glaubt man, Thal wäre König von ganz Lankonien. «
    Jura lächelte hinterhältig. »Man sollte diesen Rowan ganz allein zu Brocain, dem König der Zernas, schicken und ihn dort laut herausposaunen lassen, daß er Thals Nachfolger wird. Ich glaube, dann wäre unser Problem für alle Zeiten gelöst. Thal hätte dann den Trost, daß sein Sohn wenigstens in lankonischer Erde begraben liegt. Ich würde gern aller Einzelteile zusammensuchen, die Brocain ihm abgehackt hätte… «
    Cilean lachte. »Los jetzt! Rede nicht so einen Unsinn, | hilf mir lieber packen! Wir sollen in einer Stunde abreiten, und du mußt dich ja auch noch von Daire verabschieden. «
    »Das wird mehr als eine Stunde in Anspruch nehmen«, erwiderte Jura gespielt lüstern, was Cilean in Kichern ausbrechen ließ.
    »Vielleicht borgst du mir ja deinen männlichen Daire mal für eine Nacht, wenn ich mit meinem sanften Engländer verheiratet bin… «
    »Das würdest du nicht überleben. Ich würde dich umbringen! « entgegnete Jura ernst, doch dann lachte sie wieder.
    »Laß uns lieber beten, daß Thal noch lange genug lebt, um seinen englischen Weichling kennenzulernen. Vielleicht bemerkt er dann seinen Irrtum und korrigiert ihn rechtzeitig. Geralt kann dann König werden, und wir haben unseren Frieden. Also los jetzt! Ich begleite dich zum Tor. «

2. Kapitel
    Rowan lag am Westufer des Flusses Ciar. Schläfrig schaute er in die Bäume. Sein Oberkörper war nackt, so daß die Sonne ungehindert auf die kräftigen Muskeln schien. Sein dichtes blondes Haar leuchtete wie Gold. Seine einzige Kleidung bestand in kurzen, weiten Reithosen.
    Nach außen hin wirkte er ruhig, denn er war in jahrelangem Training dazu geschult worden, seine Gefühle zu verbergen. Sein greiser lankonischer Lehrer hatte jede Gelegenheit dazu benutzt, um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß er nur zur Hälfte Lankonier wäre und daß die weinerliche, schwächliche englische Hälfte ausgemerzt werden müßte. Wenn man Feilan Glauben schenkte, dann waren

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