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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wenigstens beinahe lautlos — durch den Wald.
    Jura erlegte einen fetten Fisch. »Möchtest du mir beim Frühstück Gesellschaft leisten, Cilean? « rief sie, während sie den zappelnden Fisch vom Speer zog und zum Ufer ging. Juras wunderbar proportionierter, durch jahrelanges Training gestählter Körper erhob sich zu der imponierenden Höhe von einem Meter achtzig.
    Cilean trat aus dem Schatten der Bäume und lächelte ihrer Freundin bewundernd zu. »Dein Gehör ist außergewöhnlich scharf — wie immer. « Sie trug ebenso wie Jura die weiße Tunika mit den Hosen eines Kriegers der Irial. Ihre Beine steckten bis zu den Knien in weichen Lederstiefeln, die von Kreuzbändern gehalten wurden. Sie war ebenso groß wie ihre Freundin, mit langen schmalen Beinen, hohen festen Brüsten und sie hielt sich so aufrecht wie eine Birke, aber ihr Gesicht hatte nicht diesen bestrickenden Ausdruck von Süße und Schönheit wie das von Jura. Außerdem merkte man ihr die vierundzwanzig Jahre an, besonders, wenn man sie mit der erst achtzehnjährigen Freundin verglich.
    »Er ist da«, sagte Cilean leise.
    Die einzige Reaktion, die Jura zeigte, während sie das Feuerholz aufschichtete, um ihren Fisch zu braten, bestand in einem leichten Zögern.
    »Jura«, fuhr Cilean mit bittender Stimme fort, »du mußt dich einfach den Tatsachen stellen! « — Sie sprach Irial, das ist ein lankonischer Dialekt mit vielen kehligen Lauten. — »Er wird unser nächster König. «
    Jura wirbelte temperamentvoll zu ihrer Freundin herum. Ihr pechschwarzes Haar wehte um ihren Kopf. »Er wird nicht mein König sein! Niemals! Er ist Engländer, kein Lankonier. Seine Mutter war eine von diesen verweichlichten Engländerinnen, die den ganzen Tag am Feuer sitzen und nähen. Sie hatte noch nicht einmal genug Kraft, um Thal viele Kinder zu schenken! Geralt ist der rechtmäßige Erbe. Er hat schließlich eine lankonische Mutter! «
    Cilean hatte diese Worte schon sehr oft gehört. »Ja sicher, Astrie war eine wunderbare Frau, und Geralt ist ein sehr guter Krieger — aber weder ist er Thals Erstgeborener, noch war Astrie mit Thal verheiratet. «
    Jura wandte sich ab, um ihren Zorn zu zügeln. Auf dem Übungsplatz blieb sie stets eiskalt — ohne jede Emotion. Selbst wenn Cilean ihr fünf Angreiferinnen entgegenschickte, ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern handelte kühl und überlegt. Doch es gab ein Thema, bei dem Juras Temperament stets außer Kontrolle geriet — immer dann, wenn es um Geralt ging. Jahre vor Juras Geburt war König Thal nach England gezogen, um mit dem Herrscher der Insel ein Bündnis auszuhandeln. Anstatt dieses Ziel zu verwirklichen war er dort in den Bann einer schwächlichen, nutzlosen Engländerin geraten. Thal hatte diese Frau geheiratet, war zwei Jahre in England geblieben und hatte zwei kümmerliche, nutzlose Gören gezeugt, die anscheinend zu schwach gewesen waren, um mit ihm nach Lankonien zurückzukehren, nachdem seine kränkliche Frau das Zeitliche gesegnet hatte.
    Es wurde gesagt, daß Thal seit seiner Rückkehr aus England nie mehr der Alte geworden war. Er weigerte sich standhaft, eine gesunde Lankonierin zu heiraten, obwohl er die adlige Astrie im Bett beglückte. Sie gebar ihm Geralt, und man sollte meinen, daß Thal durch einen solch prachtvollen Sohn aus seinen düsteren Gedanken erwacht wäre. Doch dem war nicht so. Er blieb weiter teilnahmslos. Astrie war verzweifelt und wollte ihn zur Heirat zwingen, indem sie um seine Einwilligung zur Verlobung mit Johst, dem Hauptmann der Palastwache, bat. Thal zuckte nur mit den Achseln und stimmte zu. Drei Jahre nach Geralt kam Jura, seine Halbschwester zur Welt.
    »Geralt hat das Recht auf seiner Seite. Er muß König werden«, wiederholte Jura eindringlich, allerdings etwas ruhiger.
    »Thal hat seine Wahl bereits getroffen. Wenn er möchte, daß sein englischer Sohn König wird, dann müssen wir seine Entscheidung achten. «
    Jura schuppte wütend den Fisch ab. »Ich habe gehört, er soll furchtbar häßlich sein — weiße Haut und weißes Haar! Außerdem soll er so dünn sein wie eine Gerte. Es gibt auch noch Thals Tochter. Die wird zweifellos dauernd heulen und sich nach ihren verweichlichenden englischen Annehmlichkeiten sehnen. Sag mir: Wie können wir je einen englischen König akzeptieren, der keine Ahnung von unserer Lebensweise hat?? «
    »Vor Jahren schon hat Thal Feilan zu ihm gesandt. Ich habe Wunderdinge über die Bildung dieses Mannes gehört.

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