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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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    »Pah! Feilan ist ein Poilen! « schnaubte Jura verächtlich und erwähnte damit einen weiteren lankonischen Stamm. Die Poilens fochten ihre Auseinandersetzungen durch Worte und Verträge aus. Ihre jungen Männer wurden nicht in Schwertkunst ausgebildet, sondern in speziellen Rednerschulen. »Wie soll ein Poilen denn in der Lage sein, einen König auszubilden?? Zweifellos hat Feilan diesem Rowan das Lesen beigebracht. Aber was weiß ein Poilen schon von Kampftaktik? Wenn zum Beispiel die Zernas unsere Stadt überfallen — wird der neue König ihnen dann Märchen erzählen, bis sie einschlafen und vom Pferd fal len? «
    »Jura! Ich finde, du bist unfair! Wir haben den Mann doch noch gar nicht gesehen! Schließlich und endlich ist er Thals Sohn, so daß —«
    »Geralt ist auch Thals Sohn! « unterbrach Jura sie unwirsch. »Dieser Engländer kann sich nicht anmaßen auch nur die Hälfte dessen über Lankonien zu wissen, was Geralt weiß! « Sie deutete mit einer dramatischen Geste auf die Bergkette im Norden, die Lankonien seit Jahrhunderten vor feindlichen Invasionen bewahrte. »Er kennt doch noch nicht einmal unsere Berge«, schloß sie so beißend, als ob dies Rowans schlimmstes Vergehen wäre.
    »Er hat mich auch noch nicht gesehen«, sagte Cilean leise.
    Juras Augen weiteten sich. Thal hatte schon vor langer Zeit beschlossen, daß sein Sohn eines Tages Cilean heiraten sollte! »Dieses Abkommen hat Thal bestimmt vergessen. Damals warst du doch noch ein Kind! «
    »Nein, er hat es keineswegs vergessen. Heute morgen, nachdem man ihm die Nachricht brachte, daß sein Sohn sich dem Fluß Ciar nähert, befahl er mich zu sich. Er möchte, daß Daire und ich ihm entgegenreiten. «
    »Daire?? « fragte Jura verblüfft, doch dann zog ein inniges Lächeln über ihr Gesicht, als sie an den großen, gutaussehenden, dunkeläugigen Daire dachte. Das war der Mann, den sie seit Kindertagen liebte und dem sie versprochen war.
    Cilean sah ihre Freundin leicht spöttisch an. »Du denkst wohl nur an deinen Verlobten, was? Du kümmerst dich keinen Deut darum, daß ich einen Mann heiraten soll, den du als weich und schwächlich bezeichnet hast! «
    »Tut mir leid«, erwiderte Jura. Sie hatte wieder einmal nur an sich selbst gedacht. Es war wirklich schrecklich, wenn man jemanden heiraten mußte, den man gar nicht kannte. Allein der Gedanke, Tag für Tag mit einem Mann zusammenzuleben, dem ihre Welt so vollkommen fremd war — fürchterlich! »Entschuldige bitte. Hat Thal wirklich von dir verlangt diesen… Schwächling zu heiraten? «
    »Er sagte, dies wäre sein innigster Wunsch. « Cilean setzte sich an das kleine Feuer, das Jura endlich in Gang gebracht hatte. »Ich glaube, Thal teilt deine Befürchtungen. Er hat eine Heidenangst davor, daß sein Sohn, den er seit über zwanzig Jahren nicht gesehen hat, ein verweichlichter Bursche ist. Aber da er einen Dickkopf hat wie sonst niemand, will Thal das nicht zugeben. Je öfter man mit ihm darüber spricht, desto unnachgiebiger wird er. «
    »Ich verstehe«, meinte Jura nachdenklich. Vielleicht war Thal ja doch kein so großer Dummkopf, wie sie gedacht hatte. Cilean war eine logisch denkende, intelligente Frau, die sich auch schon als Kriegerin bewährt hatte. Sie war jeder Situation gewachsen… Also wenn dieser englische Prinz nun wirklich so kümmerlich war, wie die Leute meinten, dann wäre Cilean sicher in der Lage, Lankonien vor allzu großem Schaden zu bewahren. »Lankonien mag ja einen jammernden englischen König bekommen — aber die Königin wird eine sehr weise Lankonierin sein. «
    »Danke für das Kompliment«, lächelte Cilean. »Ja, ich glaube, Thal hatte denselben Gedanken, und ich bin sehr froh über das Vertrauen, das er in mich setzt, aber…
    »Du willst einen Mann ehelichen! « rief Jura mitfühlend aus. »Du würdest lieber einen Kerl wie Daire nehmen: groß, stark, sinnlich, intelligent und —«
    Cilean lachte auf. »Ich kann dir nur zustimmen! Auf der einen Seite fühle ich mich wirklich geehrt, aber auf der anderen Seite wehre ich mich gegen ein solches Ansinnen. Hat dieser Engländer wirklich weiße Haare? Wer hat dir das erzählt? «
    »Thal«, entgegnete Jura. »Immer wenn er betrunken war, hat er etwas von der Engländerin erzählt, die er geheiratet hat. Einmal hat er das in Gegenwart meiner Mutter getan… Mein Vater Johst hat sie sofort aus dem Zimmer geführt. « Juras Mund verengte sich zu einem schmalen Strich. Noch nicht einmal dadurch war ihre

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