Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)
ja einiges ertragen, sogar die dunkle Vergangenheit meiner leiblichen Eltern. Aber Heino? Nein, das ging zu weit.
Als Nächste erschienen Jan und Hans-Dieter.
Marie lächelte erfreut. »Das ist aber nett, dass Sie bei uns übernachtet haben. Sie müssen ja auch sehr müde gewesen sein nach der langen Feier.«
Jan und ich zwinkerten einander zu. War viel passiert in den letzten Tagen.
Ich hatte schon Kaffee eingeschenkt und den Korb mit duftenden Brötchen herumgereicht, als Mama und Papa in die Küche kamen.
Ich ging zu ihnen und nahm sie beide in die Arme.
»Schön, dass ihr da seid.«
Das konnten sie auffassen, wie sie wollten.
Es wurde langsam eng am Tisch.
Sissi schlurfte herein. »Guten Morgen allerseits. Ich schwöre, dass ich für den Rest meines Lebens keinen Köm mehr anrühre.« Sie hatte Ringe unter den Augen, wirkte ansonsten aber ganz zufrieden. Ihren Plan mit dem zünftigen Heidjer hatte sie aufgegeben. Vermutlich konnte sie es kaum erwarten, nach München zurückzukommen.
Als Letzter kam Paul. Steifbeinig, aber mit einem Leuchten in den Augen, das nur mir galt.
Ich leuchtete zurück und hörte genau das Getuschel am Tisch.
»Kriegt euch wieder ein.«
Alle beschäftigten sich angelegentlich mit Kaffeetrinken oder Butter-aufs-Brötchen-Schmieren.
Bis Marie sagte. »Deswegen, also.«
Grete, Mama, Papa und Jan nickten.
Ich verstand gar nichts. Auch Paul, Sissi und Hans-Dieter schauten fragend in die Runde.
»Komm mal mit«, sagte Jan grinsend und zog mich hoch. Die gesamte Frühstücksgesellschaft folgte uns nach draußen in den Hof. Dort standen wir dann und sahen zum Dachfirst hoch.
Aha.
Das Klappern.
Zwei prächtige Weißstörche hatten es sich in unserem Nest gemütlich gemacht.
»Ja, und?«, fragte Paul ratlos.
»Das ist eine lange Geschichte«, murmelte ich.
»Und ziemlich kompliziert«, ergänzte Jan.
Ich dachte an das, was letzte Nacht passiert war, beziehungsweise an das, was nicht passiert war.
»Kann gar nicht angehen«, sagte ich laut.
Keiner hörte auf mich. Marie lächelte selig, Grete auch.
Tatsächlich.
Grete lächelte.
Nicht zu fassen.
Mama und Papa hielten sich an den Händen.
Jan und Hans-Dieter auch, nur unauffällig.
Sissi gähnte. So wahnsinnig spannend fand sie die Vögel da oben nicht.
Paul legte seinen Arm um mich.
Der perfekte Moment an einem Sommermorgen.
»Die Störche bringen uns Glück«, sagte ich laut.
Alle nickten, mehr oder weniger überzeugt.
»Ein Wunder!«, rief Marie laut.
Sissi sah mich fragend an.
»Weil sie viel zu früh dran sind«, erklärte ich ihr. »Normalerweise ziehen die Störche erst in einem Monat in Richtung Süden.«
»Dann haben die beiden da oben sich geirrt?«
»Wie man’s nimmt«, murmelte Jan.
Paul mochte zwar die besondere Stimmung spüren, blieb jedoch sachlich. »In Skandinavien hat es einen Kälteeinbruch gegeben. Der eine oder andere Vogelzug ist da schon nach Süden gestartet. Diese beiden Störche ruhen sich bei euch für den Weiterflug aus.«
Ich stieß ihm einen Ellenbogen in die Seite. »Du musst noch einiges lernen über meine Familie. Diese Störche sind ein Zeichen.«
Auf einmal fühlte ich mich Opa Hermann sehr nah.
»Und im nächsten Frühjahr kommen sie wieder.«
»Ja«, sagte Marie. »Und ich werde ihnen schöne Namen geben«.
»Bloß nicht!«, riefen die Lüttjens im Chor aus. Dann kehrten wir zurück zu unserem Frühstück.
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