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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Lebensmüde bin ich auch nicht.«
    »Wie beruhigend.« Der Ton seiner Stimme hatte sich ganz leicht verändert. Ich linste vorsichtig in sein Gesicht. Bevor ich noch ganz begriffen hatte, was geschah, brach Paul in schallendes Gelächter aus.
    Ich liebte sein großes Lachen!
    Die Pferde hoben die Köpfe, und aus einiger Entfernung starrte mein Bruder zu uns herüber, wohl unentschlossen, ob er zu meiner Rettung herbeieilen sollte, falls Paul durchgedreht war.
    »Ach, Nele«, sagte Paul und wischte sich die Lachtränen vom Gesicht. »Was du so von mir denkst!«
    Wusste ich gerade selbst nicht so genau. »Was denn?«
    »Na, du hältst mich für einen Schwächling, der sich von ein paar Enttäuschungen in seinem Leben unterkriegen lässt und nicht in der Lage ist, die wahre Liebe zu erkennen.«
    Die wahre Liebe?
    Mir fiel plötzlich das Atmen schwer.
    Das logische Denken nicht. »Aber du bist vor mir weggelaufen.«
    »Stimmt schon.« Paul war auf einmal ganz ernst. »Das habe ich jedoch getan, um dich zu schützen.«
    »Ach …«
    »Als das mit uns im Krematorium passiert ist, da war ich … nun ja … auch überrascht. Die Umstände waren nicht gerade günstig.«
    »Kann man so sagen«, murmelte ich und schob mich wieder ein paar Zentimeter dichter an ihn ran.
    »Du hattest einen Schock erlitten, und ich habe mich geschämt.«
    »Wieso das denn?«
    »Nun, es fühlte sich so an, als hätte ich deinen Zustand ausgenutzt.«
    Ach so.
    Noch ein paar Zentimeter.
    »Im ICE wurde mir dann klar, dass du dich an nichts erinnern konntest. Da hielt ich es für besser, mich von dir fernzuhalten. Immerhin war ich der Anwalt deines Großvaters gewesen und musste dir noch eine unangenehme Mitteilung über deine Familie machen. Ich wollte dich nicht noch mehr durcheinanderbringen.«
    So langsam verstand ich. Paul hatte allein aus Rücksicht auf mich so gehandelt, wie er gehandelt hatte. Und hätte ich mich nicht so in sein unglückliches Liebesleben verrannt, dann wäre mir das auch klar gewesen. Denn genau dasselbe hatte er mir schon gesagt, als ich in seiner Kanzlei gewesen war. Da hatte ich allerdings geglaubt, er löge mich an.
    Mir war nach Lachen und Weinen zugleich zumute. Da ich mich nicht entscheiden konnte, tat ich beides.
    »Ach, Nele«, sagte Paul leise und zog mich wieder an sich. Wo ich hingehörte. »Alles ist gut.«
    Nichts wünschte ich mir mehr, als ihm zuzustimmen. Allein, ich konnte nicht. Da war noch etwas, das ich ihm sagen musste. Die unsichtbare Tür war jetzt sperrangelweit offen. Ich musste hindurchgehen.
    Diesmal löste ich mich von ihm und trat ein paar Schritte zurück.
    In seinen Augen spiegelte sich Verwunderung wider.
    »Es gibt etwas, das du noch nicht weißt«, erklärte ich und zog Opas Brief aus meiner Jackentasche.
    »Was immer es ist, es wird nichts an meinen Gefühlen für dich ändern.«
    Verdammt! Wie konnte er sich so sicher sein?
    »Ich …«
    Jan stand plötzlich neben mir.
    »Ich störe ja nur ungern, aber wenn wir noch Sudermühlen erreichen wollen, bevor es dunkel wird, müssen wir mal langsam los.«
    Erleichterung breitete sich in mir aus. Ich durfte noch ein, zwei Stunden länger glücklich sein. Durfte mir einbilden, Paul würde mich wirklich lieben, ganz gleich, was ich ihm noch zu sagen hatte.
    Schnell steckte ich den Brief wieder ein.
    Paul wirkte ungerührt, so, als könnte ihn nichts erschüttern. Erst als wir uns zu den Pferden umsahen, verzog er das Gesicht.
    »Muss ich wirklich?«
    Die Rettung nahte in Form einer Kutsche.
    Es waren nicht die Berliner, zum Glück. Wer wusste schon, was Paul von meiner neuen Freundin Hilde zu hören bekommen hätte. Diese Ausflügler hier stammten dem Akzent nach zu urteilen aus dem Ruhrpott und waren gern bereit, einen reitunfähigen Mann mitzunehmen.
    Einer der Touristen bot sich sogar an, das Pferd zu reiten, aber Jan lehnte höflich ab.
    »Ich kann meinem Freund keinen Schimmel mit Senkrücken zurückgeben«, raunte er mir zu.
    Der Mann wog geschätzte hundertfünfzig Kilo.
    Jan befestigte die Führleine am Schimmel und hielt meine Stute, damit ich aufsteigen konnte. Meinen Rock musste ich dabei sehr weit hochschieben.
    Von der Kutsche her erklangen Pfiffe, die erst verklangen, als Paul böse Blicke in die Runde schickte.
    Dann schwang Jan sich selbst auf seinen Wallach und zog den Schimmel mit.
    Ich fand mich im Sattel sofort wieder zurecht. Mit dem Reiten ist es wie mit dem Fahrradfahren: Man verlernt es nicht.
    Mit dem Küssen ist es

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