Immer dieser Knasterbax
ich
anziehen das Jacke und jagen Schreck über Rücken von liebes Gespensterkamerad.
Soll er denken, ich bin Schutzmann mit Handschelle und Pistole.
Er schlüpfte in die Jacke und
betrachtete sich im Spiegel. Und als er so dastand und sich selbst in das
Gesicht sah, erinnerte er sich an einen Mann, vor dem er jahrelang
davongelaufen war, an Siebenschütz. Der Mensch, der ihm so ähnlich war wie ein
Zwilling und den er für immer vergessen wollte, starrte ihn aus dem Spiegel an!
Er sah an der Uniform hinunter, öffnete die Taschen, betastete die Ärmel und
wußte plötzlich, wem sie gehörte! Er erkannte sie an jeder Falte, an jedem
Knopf, an den Aufschlägen und am Kragen. Er hatte sie selbst einmal getragen,
hatte damit auf der Kreuzung gestanden und den Verkehr geregelt und hatte als
Schutzmann einen Sparkassenüberfall verhindert. Niemand anders als Siebenschütz
war der Besitzer dieser Uniform! Und niemand anders als Siebenschütz konnte sie
in die Kiste gelegt haben!
War sich denn Siebenschütz in
Zimmer von Turm? fragte er sich. Das ist doch größtes Unmöglichkeit! Dann er
hätte gesehen Knasterbax und verhaftet! In Turm war nur liebes
Gespensterkamerad und er, oder?
Er grübelte und grübelte, und
da kam ihm ganz allmählich ein schlimmer Verdacht.
Sollte das liebe
Gespensterkamerad mit gleiches Gesicht wie anständiges Räuber Knasterbax am
Ende sein das böse und hinterlistige Schutzmann Siebenschütz in Verkleidung?
Hatte er nur gemacht Spukerei, um zu fangen ihn besser? Das wäre gemeinstes
Trick von Welt! Erst erschleichen Freundschaft von ahnungsloses Knasterbax und
dann ihn schnappen mit rostiges Handschelle!
„Oh, schlechtes Welt!“ seufzte
er. „Wo sich bestes Freund auf einmal ist böses Polizist! Muß ich sofort gehen
wieder auf Wanderschaft und frieren in Graben und Wald.“
Traurig zog er die Uniformjacke
aus und legte sie in die Kiste zurück. Dann nahm er seine
Fahrstuhlführeruniform aus dem Schrank und zog sie langsam an.
„Hab’ ich Siebenschütz immer
überlistet mit kleines und großes Trick“, sagte er leise, „und nun der
Schutzmann hat gemacht allergrößtes Trick und beinah gefangen kluges
Knasterbax. Bin ich in letztes Sekunde gekommen auf böse Schliche. Lauf ich
weg, bevor das Mensch mich bringt in die Gefängnis.“
Er seufzte.
„Ist sich sehr schade, daß ich
muß geben auf schönes Gespensterberuf. Spuken ist einziges Arbeit, was ich kann
machen mit Lust und Spaß. Aber muß sein. Auf Wiedersehen, schönes Turmstube mit
Aussicht auf Felder und Wald! Tschüß, liebes Heia-Bett mit molliges Decke!
Armes Knasterbax muß wieder tippeln auf Straße mit Bauch voll Hunger und Beine
voll Müdigkeit. Und er hat gedacht, daß er kann machen Gespensterei, bis er ist
Opa ohne Haare und Zähne!“ Nach einem letzten Blick in das gemütliche runde
Zimmer öffnete er entschlossen die Tür, um die Burg zu verlassen, bevor ihn
jemand daran hindern konnte.
Aber es war bereits zu spät.
An der Treppe stand
Siebenschütz und versperrte ihm den Weg. Der Polizist erkannte sofort, was
Knasterbax im Sinn hatte. Er war seit langem darauf vorbereitet, daß der Räuber
ihn eines Tages durchschauen würde.
„Mein lieber Knasterbax“, sagte
er ruhig, ohne wie sonst immer die Sprache zu verdrehen, „du willst mich
verlassen?“
„Ja, du verlogenes Freund!“
rief Knasterbax. „Tust du wie ehrliches Mensch und bist doch Schutzmann mit
Handschelle in Tasche. Hast du gespielt gemeinstes Streich mit Herz von armes
Knasterbax.“
Bei diesen Worten wurden ihm
plötzlich die Beine schwach. Er taumelte ins Zimmer zurück und mußte sich aufs
Bett setzen. Und als ihm nun seine Lage recht bewußt wurde, hatte er mit
einemmal keine Lust mehr wegzulaufen. Ihn schauderte vor den kalten Nächten im
Wald und vor der großen entsetzlichen Einsamkeit eines Räuberlebens. Müde und
mutlos streckte er Siebenschütz die Hände hin und sagte: „Hol Handschellen aus
Tasche, Knasterbax geht freiwillig mit in die Gefängnis. Will nicht mehr führen
Räuberleben, ist zu alt geworden und zu klug.“
Siebenschütz setzte sich neben
ihn und legte ihm den Arm um die Schultern.
„Ich will dich nicht ins
Gefängnis bringen“, sagte er. „Das kann ich doch gar nicht! Wer soll denn hier
spuken, wenn du nicht mehr da bist?“
Knasterbax sah ihn zweifelnd
an.
Siebenschütz aber fuhr fort:
„Außerdem habe ich gar keinen Grund, dich einzusperren, denn du bist doch gar
kein Räuber mehr. Du bist ein
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