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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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verloren hat, oder eine Freundin, die nicht mehr zum Spielen kommt, weil man nicht teilen will. Ihre Mommy hatte ihr wirklich gefehlt. In ihrem Innern war immer ein leerer Platz gewesen, der bei Tag leicht schmerzte und bei Nacht geradezu brannte. Sie hatte sich selbst das Versprechen gegeben, immer artig zu sein, wenn ihre Mommy zurückkäme. Vollkommen brav. Was auch immer sie Falsches gesagt oder getan haben mochte, sie würde es ändern und wiedergutmachen. Mehr als alles andere wünschte sie sich, dass ihre Mommy stolz auf sie sein konnte.
    Aber jetzt wusste sie nicht, was sie tun sollte. In ihren Träumen waren sie immer allein aufgebrochen, nur sie beide, Hand in Hand.
    »Da sind wir«, hatte Mommy in ihrem Traum immer gesagt, als sie über den Hügel zu ihrem Haus gegangen waren. »Trautes Heim, Glück allein.« Dann hatte sie Tully auf die Wange geküsst und geflüstert: »Ich hab dich so sehr vermisst. Ich musste gehen, weil –«  
    »Tallulah. Wach auf.«
    Tully schrak auf. Ihr Kopf dröhnte und ihre Kehle brannte. Wo sind wir?, wollte sie fragen, brachte aber nur ein Krächzen heraus.
    Da lachten alle, und als sie aus dem Wagen sprangen, lachten sie immer noch.
    Auf dieser belebten Straße in dieser großen Stadt waren überall Menschen, Menschen, die sangen, die schrien und Schilder hochhielten, auf denen stand MAKE LOVE NOT WAR oder HELL NO, WE WON’T GO! Tully hatte noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen.
    Ihre Mommy nahm sie bei der Hand und zog sie zu sich.
    Der Rest des Tages war ein einziges verschwommenes Durcheinander, in dem Menschen Sprüche riefen und Lieder sangen. Die ganze Zeit verging Tully vor Angst, dass sie aus irgendeinem Grund die Hand ihrer Mutter loslassen müsste und von der Menge fortgerissen würde. Sie fühlte sich auch nicht sicherer, als die Polizei auftauchte, denn sie hatten Pistolen im Gürtel und Stöcke in den Händen und schützten mit Schilden ihr Gesicht.
    Aber die Menge marschierte weiter, und die Polizei sah zu.
    Als es dunkel wurde, war Tully müde und hungrig und der Kopf tat ihr weh, aber sie marschierten immer weiter. Allerdings waren die Menschen jetzt anders; sie hatten die Schilder weggelegt und fingen an zu trinken. Manchmal hörte sie Bruchstücke oder ganze Sätze ihrer Unterhaltungen, aber nichts davon ergab einen Sinn.
    »Hast du die Bullenschweine gesehen? Nur zu gerne hätten sie zugeschlagen, aber wir waren friedlich. Konnten uns nichts anhaben. Hey, Dot, du ziehst ja den ganzen Joint weg.«
    Alle lachten, ihre Mommy am meisten. Tully begriff nicht, was los war, und hatte schreckliches Kopfweh. Immer mehr Menschen drängten sich um sie, die tanzten und lachten. Von irgendwoher drang Musik auf die Straße.
    Und dann, ganz plötzlich, verlor sie ihre Mutter.
    »Mommy!«, schrie sie.
    Aber niemand antwortete oder wandte sich ihr zu, obwohl da überall Menschen waren. Sie drängte sich durch die Menge und rief nach ihrer Mommy, bis ihr die Stimme versagte. Am Ende ging sie dorthin zurück, wo sie sie zuletzt gesehen hatte, und wartete am Straßenrand.
    Sie wird zurückkommen.  
    Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie wartete und versuchte, tapfer zu sein.
    Aber ihre Mommy kam nicht zurück.
    Jahre später noch versuchte sie sich zu erinnern, was als Nächstes passiert war, was sie getan hatte, doch all die vielen Menschen schoben sich wie eine Wolke vor ihre Erinnerung. Sie wusste nur noch, dass sie irgendwann auf einem schmutzigen Treppenabsatz an einer menschenleeren Straße aufwachte und einen Polizisten sah, der auf einem Pferd saß.
    Er beugte sich zu ihr herunter und fragte: »Hey, Kleine, bist du etwa ganz allein hier?«
    Mehr als ein Ja brachte sie nicht hervor, sonst hätte sie wieder angefangen zu weinen.
    Er brachte sie zurück zum Haus am Queen Anne Hill, wo ihre Grandma sie fest in die Arme nahm, sie auf die Wange küsste und sagte, es sei nicht ihre Schuld gewesen.
    Aber Tully wusste es besser. Irgendwas hatte sie falsch gemacht, irgendwie war sie nicht brav gewesen. Doch wenn ihre Mommy das nächste Mal zurückkäme, würde sie sich mehr anstrengen. Sie würde versprechen, Präsident zu werden und nie, nie wieder sagen, es tue ihr leid.

Kapitel 3
     
    E s war noch dunkel, als bei Kate Mularkey der Wecker klingelte. Sie stöhnte und blieb liegen, starrte einfach auf das Spitzdach über sich. Der Gedanke an Schule machte sie krank.
    Die achte Klasse war bisher schlecht gelaufen; 1974 war für sie ein einziges

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