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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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von einem völlig unmodernen Lederstirnband mit Perlen im Zaum gehalten. Ohne aufzublicken, blätterte sie eine Seite um und starrte dann auf den nackten, grinsenden Burt Reynolds, der mit einer Hand seine Blöße bedeckte.
    »Ich werde auf gar keinen Fall in diese Hinterwäldlerschule gehen. Das ist ja tiefste Provinz hier!«
    »Aha.« Ihre Mutter blätterte weiter, griff dann nach der Schere und fing an, einen Strauß Blumen aus einer Werbung auszuschneiden. »Okay.«
    Okay?, hätte Tully am liebsten geschrien, aber sie beherrschte sich. »Okay? Aber ich bin doch erst vierzehn.«
    »Meine Aufgabe ist es, dich zu lieben und zu unterstützen, und nicht, mich dir entgegenzustellen.«
    Tully schloss die Augen, zählte bis zehn und versuchte es dann noch mal. »Ich hab keine Freunde hier.«
    »Dann such dir welche. Hab gehört, du warst an deiner alten Schule sehr beliebt.«
    »Komm schon, Mom, ich –«
    »Cloud.«
    »Ich nenne dich nicht ›Cloud‹.«
    »Ist gut, Tallulah.« Sie sah auf, um sich zu vergewissern, dass sie ihren Standpunkt klargemacht hatte. Das hatte sie.
    »Ich gehöre nicht hierher.«
    »Das stimmt nicht, Tully, und das weißt du auch. Du bist ein Kind der Erde und des Himmels, dein Zuhause ist überall. Die Bhagavad Gita sagt …«
    »Ja, ja.« Tully ließ ihre Mutter sitzen. Was sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, war ein drogenumwölkter Rat von einem Schwarzlichtposter. Auf dem Weg zur Tür schnappte sie sich eine Schachtel Virginia Slims aus der Tasche ihrer Mutter und ging dann auf die Straße hinaus.
    Die ganze nächste Woche beobachtete Kate die Neue aus sicherer Distanz.
    Tully Hart war anders, kühn und cool; irgendwie strahlender als die anderen auf den Schulfluren. Sie durfte so lange draußen bleiben, wie sie wollte, und scherte sich nicht darum, wenn sie im Wäldchen hinter der Schule beim Rauchen erwischt wurde. Die ganze Schule sprach über sie. Kate hörte die Ehrfurcht, mit der hinter vorgehaltener Hand über sie geredet wurde. Für Kinder, die zwischen den Milchfarmen und Papiermühlen im Snohomish Valley aufgewachsen waren, war Tully Hart geradezu exotisch. Jeder wollte mit ihr befreundet sein.
    Dass ihre Nachbarin sofort so beliebt war, ließ Kate ihre Unbeliebtheit noch schmerzlicher spüren, obwohl sie nicht wusste, warum. Sie wusste nur, dass sie sich jeden Morgen, wenn sie nebeneinander und doch durch Welten getrennt auf den Bus warteten, verzweifelt nach Tullys Anerkennung sehnte.
    Nicht dass sie die je bekommen würde.
    »… bevor die Carol-Burnett-Show anfängt. Er ist jetzt fertig. Kate? Katie?«
    Kate hob ihren Kopf. Sie war über ihrem Gemeinschaftskundebuch eingeschlafen. »Wie? Was hast du gesagt?«, fragte sie und rückte ihre Brille zurecht.
    »Ich hab einen Auflauf für unsere neuen Nachbarn gemacht. Den sollst du rüberbringen.«
    »Aber …« Kate suchte nach einer Ausflucht. »Sie sind doch schon eine Woche hier.«
    »Dann bin ich eben spät dran. In letzter Zeit ging’s hier drunter und drüber.«
    »Ich hab zu viel mit den Hausaufgaben zu tun. Schick Sean.«
    »Aber Sean findet dort drüben bestimmt keine neue Freundin, meinst du nicht auch?«
    »Ich auch nicht«, antwortete Kate verdrossen.
    Die Mutter wandte sich ihr zu. Ihr braunes Haar, das sie an diesem Morgen so aufwendig gelockt und toupiert hatte, hing jetzt strähnig herunter und ihr Make-up war verblasst. Außerdem hatte sie ihre rotgelbe Häkelweste – ein Weihnachtsgeschenk vom Vorjahr – falsch zugeknöpft. Sie setzte sich zu Kate. »Darf ich dir etwas sagen, ohne dass du mir gleich wieder ins Gesicht springst?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Das mit dir und Joannie tut mir leid.«
    Das hatte Kate nun gar nicht erwartet. »Ist doch egal.«
    »Nein, ist es nicht. Hab gehört, dass sie sich neuerdings mit einer ziemlich verrückten Clique rumtreibt.«
    Darauf wollte Kate eigentlich erwidern, dass sie das nicht im Geringsten interessierte, doch zu ihrem Entsetzen spürte sie, wie ihr die Tränen kamen. Erinnerungen bestürmten sie, wie sie und Joannie auf der Kirmes im Oktopus gefahren waren, wie sie vor ihren Boxen an der Scheune gesessen und sich ausgemalt hatten, wie viel Spaß sie auf der Highschool haben würden. Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, ja.«
    »Manchmal ist das Leben ganz schön schwer. Besonders mit vierzehn.«
    Kate verdrehte die Augen. Wenn sie eins wusste, dann, dass ihre Mutter nicht die geringste Ahnung hatte, wie hart das Leben für einen Teenager sein

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