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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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konnte. »Darauf kannst du einen lassen.«
    »Ich tue mal so, als hätte ich das nicht gehört. Wird wohl auch nicht wieder vorkommen, oder?«
    Unwillkürlich wünschte sich Kate, sie wäre wie Tully. Die jedenfalls hätte nicht so schnell klein beigegeben. Wahrscheinlich hätte sie sich jetzt eine Zigarette angesteckt und ihrer Mutter herausfordernd ins Gesicht geblickt.
    Ihre Mutter wühlte in ihrer ausgebeulten Rocktasche und holte ihre Zigaretten hervor. Sie zündete sich eine an und musterte Kate prüfend. »Du weißt doch, dass ich dich liebhabe und nie zulassen würde, dass dir jemand weh tut. Ich möchte dich unterstützen. Aber, Katie, worauf wartest du eigentlich?«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hockst die ganze Zeit über deinen Büchern. Wie willst du da jemanden kennenlernen?«
    »Mich will doch niemand kennenlernen.«
    Ihre Mutter berührte sachte ihre Hand. »Nur herumzusitzen und darauf zu warten, dass jemand anderer das eigene Leben ändert, ist nie eine gute Idee. Deshalb verbrennen Frauen wie Gloria Steinem ihre BHs und marschieren nach Washington.«
    »Damit ich Freunde finde?«
    »Damit du werden kannst, was immer du willst. Deine Generation hat so großes Glück. Du kannst alles tun, was du willst. Aber manchmal musst du auch was riskieren. Etwas anstreben, was außerhalb deiner Reichweite liegt. Eins kann ich dir versichern: Im Leben bereut man nur das, was man nicht getan hat.«
    Kate nahm einen merkwürdigen Unterton in der Stimme ihrer Mutter wahr, eine gewisse Traurigkeit bei dem Wort bereut. Aber was wusste ihre Mom schon von den Beliebtheitswettbewerben auf der Junior High? Es war Jahrzehnte her, dass sie selbst Teenager gewesen war. »Ja, ja.«
    »Wirklich, Kathleen. Eines Tages wirst du erkennen, wie klug ich bin.« Ihre Mutter lächelte und tätschelte ihr die Hand. »Wenn du bist wie wir alle, dann geschieht das etwa zu dem Zeitpunkt, da du mich zum ersten Mal als Babysitter brauchst.«
    »Was soll das denn jetzt?«
    Ihre Mutter lachte über einen Witz, den Kate nicht mal ansatzweise verstand. »Ich freue mich, dass wir darüber geredet haben. Aber jetzt geh und schließ Freundschaft mit deiner neuen Nachbarin.«
    Ja. Kein Problem.  
    »Zieh die Backhandschuhe an. Die Form ist noch heiß.«
    Die Backhandschuhe. Na super.  
    Kate ging zur Küchentheke und starrte auf den rötlich braunen Auflauf. Verdrossen deckte sie Alufolie darüber und zog dann die blauen Backhandschuhe an, die Tante Georgia gequiltet hatte. An der Hintertür schlüpfte sie in ihre Schuhe und marschierte über die aufgeweichte Einfahrt.
    Das Haus gegenüber war niedrig und langgestreckt, ein L-förmiges Gebilde, dessen Eingang an der Seite lag. Moos bedeckte die Dachschindeln. Es brauchte einen neuen Anstrich, und die Dachrinnen quollen über von Laub und Stöckchen.
    An der Haustür hielt Kate inne und holte tief Luft.
    Sie balancierte den Auflauf auf einer Hand, zog sich den Handschuh von der anderen und klopfte.
    Bitte, lass niemanden zu Hause sein.  
    Doch fast sofort hörte sie von drinnen Schritte.
    Die Tür schwang auf und gab eine große Frau in einem weiten Kaftan preis. Sie trug ein indianisch wirkendes Stirnband. Ihre Ohren schmückten zwei verschiedene Ohrringe. Ihr Blick war seltsam verschwommen, so als bräuchte sie eine Brille, trotzdem war sie auf eine spröde, zerbrechliche Art hübsch. »Ja?«
    Seltsame, pulsierende Musik schien von mehreren Stellen gleichzeitig aus dem Haus zu dröhnen; es brannte zwar kein Licht, aber Kate sah mehrere Lavalampen in gespenstischem Grün und Rot Blasen werfen.
    »H-hallo«, stammelte sie. »Meine Mom hat diesen Auflauf für Sie gemacht.«
    »Immer rein damit.« Die Frau stolperte so ungeschickt nach hinten, dass sie fast fiel.
    Und plötzlich kam Tully mit einer Anmut und Entschlossenheit wie ein Filmstar über den Flur gefegt. In ihrem leuchtend blauen Minikleid und den weißen Gogo-Stiefeln sah sie so erwachsen aus, als besäße sie bereits den Führerschein. Ohne ein Wort packte sie Kate am Arm und zerrte sie in eine Küche, in der alles pink war: Wände, Schränke, Vorhänge, Tisch und sogar die Fliesen der Arbeitsfläche. Als Tully sie anschaute, hatte Kate kurz den Eindruck, in ihren dunklen Augen einen Anflug von Verlegenheit zu sehen.
    »War das deine Mom?«, fragte Kate, weil ihr nichts anderes einfiel.
    »Sie hat Krebs.«
    »Oh.« Kate wusste nicht, was sie sagen sollte. »Tut mir leid«, brachte sie dann hervor. Danach herrschte unbehagliches

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