Immer wieder du: Roman (German Edition)
einen Rückzieher. »Was soll’s.«
»Da kommt unser Essen.« Erleichtert atme ich auf.
Ben erhebt sich abrupt. »Ich lass euch mal allein.«
Ich würde ihn ja bitten zu bleiben, aber ich sehe ihm an, dass er nicht will. »Bis bald«, rufe ich ihm stattdessen nach.
»So ein Schwachkopf«, raunt Josh neben mir.
»Sei nicht so mies«, fahre ich ihn an, stehe auf und setze mich Josh gegenüber, denn neben ihm ist es mir zu eng geworden. Der Platz, auf dem Ben gesessen hat, ist warm. Sofort wird mir klar, dass ich einen Fehler gemacht habe. Jetzt sitze ich mit dem Rücken zu Ben und kann ihn nicht sehen! Verärgert schaue ich Josh an, doch der ist noch immer wütend wegen Bens Kommentar, daher wechsel ich das Thema.
»Was machen die anderen heute Abend? Und nein«, füge ich matt hinzu, »ich will nicht mit Shane ins Bett.«
»Er aber mit dir.«
»Ach ja?« Ich kann das Desinteresse in meiner Stimme nicht unterdrücken.
»Yep, aber er will dich nicht entjungfern.«
Ich lache laut auf. »Was? Das soll wohl ein Witz sein.«
»Nein«, erwidert er allen Ernstes.
»Also, ich bin keine Jungfrau mehr …«
»Bist du nicht?« , unterbricht Josh mich verwundert.
»Nein. Aber ich werde trotzdem den Teufel tun und mit ihm schlafen.«
»Wann hast du denn deine Jungfräulichkeit verloren?« Er will das Thema partout nicht wechseln.
»Das geht dich gar nichts an. Iss weiter.«
Ich selbst halte mich an meinen Rat und schaufel meine Nudeln in mich hinein, aber es fällt mir schwer, Joshs Gesichtsausdruck zu ignorieren, der mich nachdenklich betrachtet. Ich weiß nicht, was ihm durch den Kopf geht, und bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen will. Ich könnte mich noch immer in den Hintern treten, dass ich Ben den Rücken zugekehrt habe. Nach einer Weile riskiere ich einen Blick zu dem Platz, an dem er zuvor gesessen hat. Ich sehe ihn nicht, daher drehe ich mich noch weiter um und suche den ganzen Barbereich ab. Wo ist er? Ist er gegangen, ohne sich zu verabschieden? Vielleicht ist er auf der Toilette.
»Er ist vor fünf Minuten gegangen«, unterbricht Josh meine Gedanken.
Ich fahre herum. »Was?«
»Ben. Er ist gerade gegangen.« Er trinkt einen Schluck Limo, verzieht das Gesicht und steht auf. »Jetzt kann ich mir was Richtiges zu trinken holen, ohne dass sich der Besserwisser einmischt.«
»Josh, lass das!«, rufe ich bestürzt, aber er ist schon an der Theke. »Hör auf!« , zische ich ihm zu. Als er zurückkommt, koche ich innerlich vor Wut.
»Ist doch nur ein Bier, scheiß was drauf«, sagt er.
»Ich fass es nicht, was du gerade gemacht hast.«
»Jetzt komm mal wieder runter! Was ist denn schon dabei?«
»Schon dabei?« Meine Stimme überschlägt sich beinahe. »Schon dabei?« Die Leute am Nachbartisch drehen sich zu mir um. »Scheiß was drauf!« Ich knalle mein Messer und meine Gabel auf den Teller und schiebe mich aus der Bank. Wieso gibt es hier keine Stühle? Es ist schwer, sauer auszusehen und gleichzeitig auf dem Hintern zu rutschen.
»Wo willst du hin?«, fragt Josh überrascht.
»Nach Hause, du Flachwichser, und wenn ich zu Fuß gehen muss.« Ich stürze aus dem Restaurant und hole wütend Mums Handy aus meiner Tasche. Ich bin mir sicher, dass ich hier auch irgendwo eine Taxinummer drin habe. Ob Ben schon weit weg ist? Nein. Ich kann mich nicht immer darauf verlassen, dass er mich rettet, so sehr ich es mir auch wünsche.
»Lily, stell dich nicht so an.« Ich drehe mich um, Josh steht auf dem Bürgersteig.
»Verpiss dich!«
»Komm schon, ich fahre.«
»Hast du das Bier getrunken?«
»In einem Zug runtergekippt.« Pause. »War nur ein Scherz!«
»Das ist nicht zum Lachen.« Wieder drehen sich Menschen um und starren uns an.
»Komm mit«, drängt er leise. »Die Leute glauben, du wärst meine Freundin und wir hätten Krach.«
»Da liegen sie aber verdammt daneben!« Doch ich lasse zu, dass er mich um die Ecke auf den Parkplatz führt.
Auf der Fahrt nach Hause hülle ich mich in Schweigen, noch immer wütend. Am Ende merke ich, dass ich noch nicht bereit bin, es dabei bewenden zu lassen. Ich weiß, dass ich bei ihm im Auto saß, als er deutlich mehr als nur ein Bier getrunken hatte, aber plötzlich kotzt es mich so richtig an.
»Im Ernst, hast du was davon getrunken?«
»Wovon?«, fragt er genervt.
»Von dem Bier!«
»Reitest du immer noch darauf rum?«
»Hast du oder hast du nicht?«
»Ich habe ein paar Schluck getrunken – na und? Ich werde doch ein gutes Bier nicht
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