Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
Abendessen.
    »Habe ich nicht«, sage ich mit Nachdruck und befehle meiner inneren Stimme, den Mund zu halten. Ben muss nicht wissen, was passierte, nachdem er gegangen war.
    »Gut«, sagt er nur und stapft dann aus dem Krankenzimmer.
    An dem Morgen sehe ich ihn nicht mehr, weil er einen Kollegen von Michael bei den Dingos und den Tasmanischen Teufeln vertritt. Zur Mittagszeit wandere ich den Abhang hinunter am Café vorbei und versuche, nicht daran zu denken, wie viele Mittagspausen Ben dort verbracht haben muss, um Charlotte besser kennenzulernen. Ich sitze allein im Gras und schaue an dem großen alten Eukalyptusbaum mit seiner zerfurchten Rinde hoch. Komischerweise überrascht es mich nicht, als Ben sich neben mich setzt. Er sieht mich nicht an, sondern zieht es vor, geradeaus auf den Baumstamm zu starren, während ich sein Profil betrachte. Er beißt die Zähne aufeinander.
    »Ich weiß nicht, warum ich das Gefühl habe … dich beschützen zu müssen«, sagt er nach einer Weile.
    Ich hebe ein abgestorbenes Blatt auf, zerkrümele es zwischen den Fingern und warte, dass er weiterspricht.
    »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Josh dich ausnutzt.«
    »Meinst du damit sein Fahren unter Alkohol oder etwas anderes?«, frage ich. Er antwortet nicht. »Ich bin nicht an ihm interessiert«, sage ich. »Damit das klar ist. Warum es dich allerdings stören sollte, wenn es so wäre, kapier ich nicht«, füge ich hinzu und schaue ihn an.
    Er weicht meinem Blick aus. Ich seufze, lehne mich zurück, stütze mich auf die Ellenbogen und schlage die Beine übereinander. Ben legt sich auf den Rücken und schließt die Augen.
    »Ich werde dir noch eine Fahrstunde geben müssen, bevor ich gehe.«
    »Das wäre schön.« Ich nutze die Gelegenheit, um ungestört sein Profil zu betrachten. Es ist so heiß, dass ihm ein paar Haarsträhnen an der Stirn kleben. Ich möchte sie ihm aus dem Gesicht streichen.
    »Heute Abend?«, murmelt er.
    »Super. Ich möchte allerdings erst nach Hause und mich umziehen.«
    Er lächelt, die Augen noch immer geschlossen. »Kannst du unsere Shorts trotz allem nicht ausstehen?«
    »Dir stehen sie gut«, sage ich spontan. Er schlägt die Augen auf und wendet den Kopf, blinzelt mit einem schläfrigen Grinsen zu mir hoch. Mein Herz macht Sprünge.
    »Warst du schon am Strand?«, fragt er wie aus heiterem Himmel.
    »Nein. Das ist schlimm, nicht? Ich bin seit einem Monat in Australien und habe es nicht einmal geschafft, ans Meer zu fahren.«
    »Weil du nicht fahren kannst.«
    »Und weil ich keine Freunde habe, mit denen ich hinfahren könnte.«
    »Ich bin dein Freund.«
    »Yep, und du haust nach England ab. Vielen Dank.« Ich bemühe mich um einen beiläufigen Tonfall, was mir wohl auch gelingt.
    »Heute Abend fahr ich mit dir hin«, sagt er, macht die Augen wieder zu und dreht das Gesicht zum blauen Himmel zwischen den Eukalyptusblättern.

    Um sechs Uhr kommt er zu Michael, und kurz darauf machen wir uns auf den Weg über die gewundene Straße zur Stadt. Meine Fahrkünste werden immer besser. Vor einer Woche hätten mich diese Kurven noch in Angst und Schrecken versetzt. Ein kantiger Fels ragt aus der Landschaft auf, nackter Stein anstelle von Laubdächern. Maschendraht in den Bergen verhindert, dass Geröll auf die Straße fällt, aber auch auf der Betonbarriere in der Mitte ist teilweise Draht angebracht.
    »Wozu ist der?«, frage ich.
    »Für Koalas. Damit sie besser hinüberkommen«, erwidert Ben.
    »Ah, klar.« Pause. »Gibt es im Londoner Zoo auch Koalas?«
    »Nein«, antwortet er einsilbig.
    Kiss Me von Sixpence None the Richer läuft im Radio. Ich stelle es lauter.
    »Wie alt ist deine Freundin?«, frage ich plötzlich. »Ich meine, deine Verlobte«, korrigiere ich mich.
    Er starrt aus dem Fenster. »Ich hasse das Wort.«
    »Welches – Verlobte?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Es klingt so … ich weiß nicht – altmodisch.«
    »Trotzdem wirst du heiraten.«
    Er seufzt. »Gruselig.«
    »Also, wie alt ist sie?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Erst dreiundzwanzig?« Ich bin überrascht. So viel älter als ich ist sie gar nicht! »Wie heißt sie?«
    Er ist verwirrt. »Charlotte.«
    »Nein, ich meine mit Nachnamen.«
    »Ach so. Charlotte Turner.«
    »Sieht sie tatsächlich wie Kate Winslet aus?«
    »Hä? Nein «, wiegelt er ab.
    »Welche Haarfarbe hat sie?«
    »Äh, braun. Oder so was wie dunkelblond.«
    »Locken?«
    »Ein paar. Jetzt komm, Madame, Augen auf die Straße.« Er zeigt nach vorn und stellt das

Weitere Kostenlose Bücher