Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
Raum auf dem Männerklo …
Meine Überlegungen wurden jedoch unterbrochen, als er auf die Innenseite der Kabinentür zeigte. Unfähig mich zu kontrollieren, klappte mir der Mund ungefähr bis zum Boden auf.
Da war ich! Auf einem Foto! In Unterwäsche! Mit rotem Gesicht und eindeutig Tristan ansehend, der sich hinter der Kamera befand. Darüber stand:
oder
Darunter hatte man dann die Möglichkeit, sich zu entscheiden.
Nur am Rande meines Denkens bekam ich mit, dass bisher ausnahmslos alle ´Wichsvorlage´ angekreuzt hatten. Mit einem Ruck riss ich das Bild von der Tür, während meine Sicht verschwamm.
»Okay. Ich wollte nur wissen, ob du das wirklich bist. Du siehst auf den Bildern so … anders aus … Das erwartet man gar nicht. Du solltest echt nicht so weite Sachen anziehen, die machen dich viel unförmiger, als du bist …«, plapperte Martin ununterbrochen, während ich wortlos aus der Kabine stürmte und sämtliche zu findende Bilder runterfetzte. Die ganze Zeit kämpfte ich gegen verzweifelte Schluchzer, aber ich verlor. Als ich fast fertig war, konnte ich es nicht mehr verhindern. Es brach aus mir heraus, und ich zerknüllte wütend das Papier zwischen meinen zitternden Fingern. Er … hatte es mir … versprochen! Ich war so dumm!
»Hey …« Martin stellte sich an meine Seite und ich zuckte zusammen, weil ich ihn ganz vergessen hatte. »Die Wranglers wieder?«, meinte er mitfühlend. Ich nickte nur schwach und kaute auf meiner Lippe rum.
»Die wissen wirklich nicht, wann Schluss ist!« Martins wütende Anteilnahme verwunderte mich. »Du hast es echt nicht leicht, hm?«, fragte er rein rhetorisch. Ich seufzte nur tief. »Ich werde den anderen sagen, sie sollen die Fotos abnehmen, wo auch immer sie welche sehen«, tröstete er mich sanft. Ich nickte schwach. Bis jetzt hatte es nie jemanden interessiert, wenn ich verarscht und beschimpft oder anderweitig gemeine Spielchen mit mir abgezogen wurden. Er nahm mir die zerknüllten Bilder ab und warf sie in den nächstbesten Mülleimer. Das ließ mich leicht lächeln, was er erwiderte. Er war so nett.
»Kopf hoch, Mia. Wenn man unten ist, kann’s nur noch bergauf gehen.« Martin stupste mir spielerisch mit der Faust gegens Kinn, und ich musste leise kichern. Mit dem Handrücken wischte ich über meine Nase und holte mir Toilettenpapier, um laut und undamenhaft zu schnäuzen. Daraufhin zuckte ich die Schultern. »Er ist einfach ein Arschloch«, stellte ich trocken fest, was Martin laut auflachen ließ.
»Ich kann mir denken, wen du meinst und da kann ich dir nur voll und ganz Recht geben!«, grinste er breit. »Aber er wird schon noch sein Fett abbekommen. Glaube mir. Gottes Mühlen mahlen … »
Ich verdrehte meine Augen, als er diesen Spruch anwandte, den Herr Piper auch gerne verlauten ließ, und ging Richtung Klassenzimmer. Davor blieb ich noch mal stehen und sah Martin schüchtern an. »Also … danke«, flüsterte ich.
»Keine Ursache, Kleine. Ich hab ja nichts gemacht.« Leichtfüßig spazierte er den Gang entlang, während ich seiner großen Gestalt hinterherschaute, bis sie um die Ecke bog.
Mir wurde speiübel bei dem Gedanken daran, jetzt in mein Klassenzimmer zurückzukehren, mit dem Wissen, dass nun jeder meinen unvorteilhaften Körper in Unterwäsche kannte. Aber es klingelte zum Stundenbeginn, also atmete ich tief durch, drückte behutsam die Klinke und betrat den Raum.
Ich ließ die Blicke und das Getuschel über mich ergehen, als wäre ich taub und stumm.
Was mich neben der Tatsache, dass nun wohl jeder wusste, wie ich halbnackt aussah, noch wurmte, war der Fakt, dass mein Vertrauen dermaßen missbraucht worden war. Ich hätte es besser wissen müssen.
Dennoch war es schwer zu verstehen. Ja, mir wurden die Klamotten geklaut, wenn ich mich zum Sport umzog, sie stellten mir Beine oder zerstachen die Reifen meines Rades, aber diese Nummer war einzig und allein von Tristan ausgegangen. Was hatte ich ihm nur getan, um das zu verdienen?
Dazu kam die Erkenntnis, dass er wohl gestern nur so nett gewesen war, um die Nacktfotos von mir zu bekommen, einzig um mich vor der kompletten Schule zu blamieren. Und ich Deppin hatte nichts geahnt!
Ging es eigentlich noch schlimmer? Konnte ich mich noch wertloser fühlen?
***
Die Antwort lautete definitiv Ja!
Nach der Schule kam der kleine Direktor mit seinen verschiedenfarbigen Hosenträgern und seiner birnenartigen Figur persönlich auf mich zu, um mich darüber zu informieren, dass mein Vater
Weitere Kostenlose Bücher