Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
Schulgelände, obwohl das streng verboten war – als wenn das jemanden interessiert hätte.
Voller Genuss zog ich gerade an meiner Kippe und ließ mich von Phil mit einem seiner dämlichen Chinesenwitze zulabern, da hörte ich ihn auch schon: Harald Engel, Polizist unseres liebreizenden Städtchens und bekannter Säufer. Ich fragte mich, wie beides möglich war. Egal.
Als ich aufsah, marschierte er im Stechschritt, dabei tierisch motzend, auf seinen Streifenwagen zu, und zerrte jemanden hinter sich her. Es dauerte nur einen Moment, bis ich realisierte, wen er da so grob anpackte. Mich durchfuhr eiskaltes Entsetzen.
Sie stolperte eher, als dass sie ging. Den Kopf gesenkt. Die Schultern eingezogen. Selbst auf die Entfernung konnte ich ihr Zittern erkennen. Sogar ihre Lippen bebten. Fuck! Ihre Wangen waren vom Weinen feucht.
Doch sie gab keinen Ton von sich und ließ alles wortlos über sich ergehen.
Es war furchtbar mitzuerleben, wie sie von ihrem eigenen Vater behandelt wurde, doch zeitgleich musste ich mir bewusst machen, dass wir nicht besser waren. Seit Jahren schon wurde sie von uns gedemütigt und fertiggemacht. Ein unangenehmer Druck baute sich auf, machte sich in meiner Brust breit, drohte, mich zu zerquetschen.
Ich war so bestürzt, dass ich mich einige Sekunden lang nicht bewegen konnte. Im Augenwinkel bekam ich mit, dass es meinen Brüdern und ihren Schlampen nicht anders ging. Und nicht nur denen. Der ganze Pausenhof erlebte mit, wie sie Mut bewies und versuchte, sich schließlich zu wehren, und wie ihr eigener Vater sie wie einen gottverdammten Verbrecher mit dem Gesicht gegen die Fahrertür seines Autos drückte.
Mich überkam so eine heftige Wut, dass ich erzitterte.
War der nicht mehr ganz dicht, gottverdammte Drecksscheiße?
Das ging zu weit! Man konnte ja vieles machen! Aber nicht das! Keine körperliche Gewalt gegen Kinder oder Frauen!
Ganz von allein setzten sich meine Beine in Bewegung und überquerten den Pausenhof. Wie in Trance packte ich den dreckigen Wichser an seinem gottverdammten Kragen und zog ihn mit aller Kraft von ihr weg. Er dachte, er müsse sich aufspielen und den harten Macker markieren, was ich ihm hätte vermutlich durchgehen lassen. Doch ich machte den Fehler, schaute ihr ins Gesicht und entdeckte blanke, unverhohlene Angst darin.
So hatte ich sie noch nie gesehen, und es gefiel mir überhaupt nicht!
Er versuchte, wieder zu ihr zu gelangen, und ihre Augen weiteten sich vor Furcht noch mehr.
Daraufhin drehte ich durch. Ich nahm ihn mir erneut vor und schob ihn kurzerhand gegen sein Auto, was mich nicht mal ein müdes Lächeln kostete, schließlich war ich nicht umsonst im Boxtraining und hatte zwei ältere Brüder. Er hatte keine Chance. Verwundert registrierte er, wie ich ihm mit meinem Unterarm die Luftzufuhr abschnitt, und versuchte vergeblich, sich mir zu widersetzen. Sein geschocktes Keuchen genügte mir aber noch nicht.
Ihr verweintes Gesicht vor Augen beugte ich mich näher zu dem japsenden, armseligen Looser. »Wenn du noch ein einziges Mal mein gottverdammtes Mädchen anfasst, breche ich dir jeden Knochen einzeln, sodass du deinen eigenen Schwanz lutschen kannst, wenn ich mit dir fertig bin!«, zischte ich ihm zu, viel zu aufgebracht, um richtig mitzubekommen, was ich da eigentlich von mir gab.
Erst als ich den Penner losließ – nachdem ich ihn nochmal fest gegen die Scheibe gepresst hatte –, drehte ich mich um und ging zu meinem Auto.
Fuck! Was hatte ich da überhaupt gesagt?
Mein Mädchen!
Das machte mich schon wieder so wütend, dass ich auf meine verdammten Brüder schiss, die ich eigentlich mitnehmen musste, und einfach ohne sie in den Wagen stieg. Ich drehte die Musik auf, Gott sei Dank eine harte Rocknummer, und fuhr mit quietschenden Reifen davon …
***
Samstagabend, und ich lag immer noch in meinem dunklen Zimmer und hätte mir in den Scheißarsch beißen können.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht, ihn so zu demütigen? Ich wusste doch, dass der Arschficker nicht ganz sauber im Schädel war, schließlich waren wir nicht das erste Mal aneinandergeraten. Als ich ihr in die Augen sah und die Angst darin erkannte, wusste ich, er würde sämtlichen, nicht nur durch mich verursachten Frust an ihr auslassen, sobald er die Gelegenheit dazu bekam.
Die gesamte Woche war sie nicht in der Schule gewesen. Je länger sie sich nicht blicken ließ, umso mehr nahm dieser gottverdammte Druck in meiner Brust zu.
Was, wenn der Penner sie einfach
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