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Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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in die Augen, verzog er das Gesicht und schaute in die imaginäre Ferne. »Meine Mutter zerrte mich zu einem dieser Beklopptenärzte … Sie hielt das für eine verdammt gute Idee. Dreimal darfst du raten, was der tat ...« Selbst wenn er eine Antwort erwartet hätte, wäre mir nichts in den Sinn gekommen. In einem leicht versonnenen Ton mit einem harten, humorlosen Lächeln auf den Lippen beschrieb er seine grausame Kindheit: »Mir wurde die ganze Bannbreite bunter Pillen verschrieben. Ich sag dir, wenn du den Dreck nimmst, dann siehst du nur noch Farben und dir ist alles scheißegal. Meine Mum, die diesen Kurpfuscher ebenfalls konsultierte, konnte wohl ebenfalls mit einer schillernden Auswahl an ´Leck mich Arsch´-Pillen dienen. Aber so genau weiß ich das alles nicht mehr, dafür war ich noch zu klein … oder zu zugedröhnt.
    Der Erfolg war gigantisch! Denn jetzt vermöbelten sie mich nicht nur für meine Existenz an sich, sondern auch noch dafür, weil ich ein ausgewachsener Psycho war. In meiner Brotzeitbox lagen immer diverse Medikamente, und wenn eines der kleinen Monster fragte, meinte die Erzieherin: ´Tristan darf sich nicht so aufregen. Deshalb bekommt er seine Tabletten.´ Ha! Was für eine perfekte Vorlage! Ich schätze, ich sah auch ein bisschen neben der Spur aus. Tja, und wehren ist auch nicht drin, wenn du in Dauertrance bist. Nicht, dass ich auf die Idee gekommen wäre.
    Unter Drogen wurde ich eingeschult. Diesmal waren es nicht unbedingt nur die Jungs, die mich schikanierten. Hier waren es eher die Mädchen. So dumm wie ihre Eltern, die ihr Einkommen permanent versoffen und ihre Ableger im Vollrausch zeugten. Was willst du da erwarten?
    Jedenfalls war ich für die der Punchingball. Auch hier wehrte ich mich nicht, einerseits weil es Weiber waren, andererseits kannte ich im Grunde nur die Opferrolle. Dann zogen die Jungs nach, weil ich mich gegen die paar Hühner nicht behaupten konnte und ich ohnehin meinen Stempel als Psycho und Idiot weg hatte. Einmal in der Scheiße, immer in der Scheiße. Und ich schwöre dir, die riechen das! Die riechen den Angstschweiß wie diese Köter. Sie riechen ihn und ermitteln unter dreihundert Scheißern genau den einen, der sich vor Schiss in die Hosen pinkelt, weil er in die Schule muss. Na ja, ich war der Trottel. Und meine Brüder machten sich einen Spaß daraus. Sie machten zwar nie mit, aber sie lachten sich regelmäßig einen ab. Ich knie ja heute noch deswegen in ewiger Dankbarkeit vor den Pissern! Vielleicht sahen sie es als eine Art Rache, weil ich Mamas Liebling war und sie ihre komplette Kraft und Zeit in mich steckte.«
    Tristan holte tief Luft, eine Augenbraue war spöttisch erhoben, die Lippen mit einem Mal so schmal, dass ich sie kaum ausmachen konnte. Hass! , durchfuhr es mich. Er hasst sich! Aber warum? Es rann mir eiskalt den Rücken herab, aber ich ließ ihn nicht los und wartete darauf, dass er die Kraft fand, um weiter zu reden.
    »Du weißt doch, was ein Parcours ist, oder? Na ja, der Weg zwischen der Schule und meinem Zuhause wurde zu einem. Separat kamen noch die Strecken zwischen den einzelnen Klassenzimmern dazu.« Hohl lachte er auf. »Du weißt, was ich meine, du ganz bestimmt … Im Unterricht war es einfacher, weil sie mich da nicht verprügeln konnten. Und irgendwann gewöhnt man sich auch an jede Menge Scheiß: ob nun Spucke im Essen, Kaugummi oder Tonnen von Zellstoffkugeln im Haar. Die tagtägliche anständige Dröhnung erleichterte es sogar. Mit der Zeit müssen ihnen die normalen Nummern zu langweilig geworden sein, schätze ich, denn sie dachten sich immer genialere Pläne aus. Der ultimative Schlag erwartete mich eines Tages, als ich auf den Weg zum Deutschunterricht mal musste. Nur das Mädchenklo war in Reichweite und ich hatte keinen Bock den ganzen Jungs zu begegnen, die mit diversen Gemeinheiten an strategisch günstigen Punkten auf mich lauerten.
    Ich machte also vorsichtig die Tür zu den Toiletten auf … linste hinein … die Luft war so ziemlich rein ... und los! Jetzt oder nie ...« Er gab ein Schnauben von sich und schüttelte den Kopf. »Dämlicher Penner«, murmelte er. Und wieder verging eine ganze Weile, in der er irgendeinen Punkt außerhalb des Wagens betrachtete. »Sie hatten mich natürlich beobachtet«, fuhr er irgendwann unvermittelt fort. »Und sie stellten den kleinen Psycho direkt, während er heimlich im Mädchenklo am Kacken war.«
    Ich betrachtete seine Hände, die sich zu festen Fäusten geballt

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