Immortal 3 - Schwarze Glut
menschliche Seite da weniger wählerisch.« Er zog das Kristallfläschchen aus seiner Tasche und hielt es ins Licht. »Das hier habe ich in ihrer Frisierkommode gefunden: ihr eigenes Blut.«
»Sie sammelt das? Mann, ist das krank!« Niall sah aus, als wäre ihm übel.
Mac konnte mit ihm fühlen. Allein beim Halten des Fläschchens drehte sich ihm schon der Magen um. »Leannas Dämonenherrin hat ihr das Sagen über die Dunkelfeen gegeben. Sie hat wahrscheinlich schon dabei geholfen, sie überhaupt entkommen zu lassen.«
»Verflucht, Mac, was machen wir jetzt?«
Ein weibliches Lachen erklang von der Tür. »Ja, Mac, was macht ihr jetzt? Das würde ich zu gern wissen.«
Blitzschnell schoss Mac aus dem Sessel hoch und drehte sich zur Tür. »Leanna!«
Sie stand auf der Schwelle, ihr üppiger Körper in nichts als zwei schmale Lederstreifen gehüllt. Einer war um ihre Brust gewickelt und verdeckte nur knapp die Spitzen. Der andere leistete einen beschissenen Job als Bedeckung ihrer rasierten Scham.
Mac starrte seine Halbschwester an. Sie war ein paar hundert Jahre jünger als er, sah allerdings einige Jahre älter aus. Wie viele Männer hatte sie mit diesem perfekt geformten Körper bereits in den Tod getrieben?
Niall griff wieder nach der Fernbedienung. Der Apparat verstummte endgültig. Leanna lehnte sich verführerisch lässig in den Türrahmen und betrachtete Mac mit leicht gesenkten Lidern. Dougal, ihr allgegenwärtiger Wachhund, stand hinter ihr auf der Treppe und verzog sein Ogergesicht. Macs Finger legten sich um das Kristallfläschchen. Er ignorierte den Schmerz, den die Berührung hervorrief.
Leanna musterte Mac von oben bis unten, ehe ihr Blick auf seinem Schritt verharrte. Als sie wieder in sein Gesicht aufsah und sich die Lippen benetzte, revoltierte Macs Magen heftig. Sie hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ihn vögeln wollte. Ihren eigenen Bruder! Allein der Gedanke ekelte ihn. Er vergaß jedoch nicht, welche Umstände schuld an Leannas verkorkster Weltsicht waren. Im Grunde war Niniane schuld, dass Leanna zu dem geworden war, was sie war.
»Ich hätte dich nicht für so blöd gehalten, mit Todesmagie herumzuspielen«, sagte er betont ruhig.
Leanna stieß sich am Türrahmen ab und kam ins Zimmer. Barfuß bewegte sie sich lautlos über den Wollteppich. Ronan und Niall, die dämlichen Feiglinge, verkrochen sich in eine andere Ecke des Raums.
Mit einer Hand auf der Sofalehne entlangstreichend, näherte Leanna sich Mac. »Wann hast du das letzte Mal eine Frau gehabt, großer Bruder?« Ihre Worte wurden von einem Magieschwall begleitet.
Er sah sie eisig an. »Gib’s auf, Leanna! Deine Magie wirkt bei mir nicht.« Nun öffnete er seine Hand und zeigte ihr das Blutfläschchen. »Du lässt dich mit Dämonen ein, Leanna? Mit Dunkelfeen? Bist du total bescheuert? Bei der Nummer gehst du drauf!«
»Draufgehen? Ach nein – ganz im Gegenteil!«, erwiderte sie selbstzufrieden.
»Wovon redest du?«
»Das erfährst du sehr bald.« Sie kam um die Couch herum und blieb vor ihm stehen. »Und jetzt gib mir das! Es gehört mir.«
»Das ist ein Witz, oder?« Er zerdrückte das Fläschchen in der Hand und zündete es mit Elfenfeuer an. Seine Hand brannte von der Wucht der Implosion, aber Mac verzog keine Miene.
Leannas Augen funkelten. »Du kleines Stück Scheiße! Dazu hast du kein Recht!«
»Und ob ich das habe! Du lässt die Finger von der Todesmagie, Leanna – sofort!«
Ihr lederverhüllter Busen streifte seine Brust. »Und wenn ich nicht gehorche, wirst du mich dann bestrafen?«, fragte sie, schob die Unterlippe vor und klimperte mit den Wimpern. »Schon bei dieser Vorstellung werde ich gleich ganz feucht. Das ist seit Jahren eine heimliche Fantasie von mir.«
Ihr atemloses Flüstern wurde von einer ganzen Ladung Magie begleitet, während sie ihn mit eisigen Augen ansah. Wie eine rollige Katze schmiegte sie sich an ihn, schlang ein Bein um seinen Schenkel und rieb sich daran.
Mac stieß sie fluchend weg. »Du bist ekelhaft!«
Er drehte ihr den Rücken zu, weil er wusste, wie wütend sie diese offene Abweisung machte. »Ich warne dich ein letztes Mal: Mit welchem Dämon du da auch herumspielst, ruf ihn nicht noch einmal herbei! Denn sollte ich mitbekommen, dass du es doch getan hast, brauchst du keine Angst mehr vor der Todesmagie zu haben. Dann werde ich die weit größere Bedrohung für dich sein.«
Für einen Moment wurde alles still, und Mac fühlte Leannas Hasswellen in der Luft.
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