Immortal 3 - Schwarze Glut
Eine Sekunde später wurde seine Tür zugeknallt. Dennoch empfand er keinen Funken von Befriedigung.
Leanna drückte die Klinge in ihre Hand. Mit geschlossenen Augen holte sie tief Luft und schnitt in ihr Fleisch. Der Schmerz war so intensiv, dass sie leise aufschrie. Sie verfluchte Mac, der schuld war, dass sie das hier machen musste. Kalter Schweiß brach ihr an den Schläfen aus und rann ihr seitlich über die Wangen. Ihr war schlecht und schwindlig, und für mehrere Sekunden färbte sich alles um sie rot. Als sie wieder klarer sah, keuchte sie.
Sie zwang sich hinzusehen, wie das Blut in die flache Schale auf ihrem Frisiertisch tropfte. Dabei fühlte sie sich seltsam distanziert, als wäre sie kurz vor einer Ohnmacht. Egal. Das musste sein. Frisch vergossenes Blut war stärker als abgestandenes. Mit ihm könnte sie mehr von Culsus Macht bekommen.
Der Schwindel wurde bald zu stark, und sie musste nach einem Mullstück greifen, um den Blutfluss zu stoppen. Erst nachdem sie sich das Handgelenk fest verbunden hatte, hörte das Zimmer auf, sich zu drehen, und ihr Herzschlag wurde wieder langsamer.
Sobald sie sich halbwegs gefangen hatte, blickte sie in die Schale und seufzte erleichtert. Es war mehr als genug Blut da, zumindest für den Moment. Sie tunkte einen Finger in die dicke Flüssigkeit und schmierte einen Kreis auf die Marmorfliesen. Dann nahm sie die Schale mit in die Mitte des Kreises und zeichnete die Sigillen in die Oberfläche. Als die Schattenseite Ouroborous’ erwachte, sprach Leanna die Worte.
»Culsu, komm zu mir!«
Die Dämonin erschien sofort in einer wirbelnden, zischenden Rauchwolke, die ihre dunklen sich windenden Locken nachzuahmen schien. Ihr tiefes Stirnrunzeln ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich ärgerte, gerufen zu werden. Das Kribbeln, das Leanna bei ihrem Anblick durchfuhr, war folglich vollkommen irrational. Dennoch kitzelte ihr Geschlecht und schwoll an. Das Lederband um ihre Brüste erinnerte sie an die Fesseln, die Culsu ihr beim Sex angelegt hatte. Es war eine erniedrigende Erfahrung gewesen – und eine atemberaubende. Dank Culsu verstand sie endlich jenes dunkle Verlangen, das Menschen trieb, ihre Seelen der Muse zu opfern. Und Leanna lechzte nach mehr.
Sie rang sich einen gelassenen Tonfall ab. »Schlechtes Timing?«
»Was willst du?«, fuhr Culsu sie barsch an.
Leanna sah der Dämonin in die Augen. »Mein Bruder weiß von den Dunkelfeen.«
Culsu zuckte abfällig mit den Schultern. »Er kann nichts tun.«
»Morgen Abend also …«
»Wird alles ablaufen wie geplant.«
Leanna seufzte erleichtert. »Gut.«
Culsu betrachtete sie genauer, und ihre Augen glühten rot, als sie Leannas Körper abwanderten und dabei auf den Brüsten wie auf der Scham verharrten. Leanna war so feucht, dass es ihr die Innenschenkel herunterrann.
»Aber zuerst«, sagte Culsu, »wäre da noch die Kleinigkeit mit dem Bezahlen.«
»Ja, Herrin.«
»Zieh dich aus!«
»Wir könnten den Zug nehmen oder einen Wagen mieten.«
Kalen lachte spöttisch. »Du ziehst fünf Stunden in einer ruckelnden Todesfalle einer zwanzig Sekunden langen Translokation vor?«
Gegen dieses Grinsen musste Christine dringend etwas unternehmen. »Ja, würde ich. Auch wenn es schwer nachvollziehbar ist, hege ich eine gänzlich unbegründete Aversion dagegen, meinen Körper binnen Sekunden zerfetzen und wieder zusammenfügen zu lassen.«
»Ich benutze kein von Menschen gemachtes Transportmittel.« Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Geh und zieh dich an. Es wird alles gut, glaub mir.«
Christine seufzte. »Ich habe keine andere Wahl, oder?«
»Nicht, sofern du bei der Eröffnung dabei sein willst. Sie findet in zwei Stunden statt.«
Sie schloss kurz die Augen, um ihren Mut zu sammeln – sowohl für die Translokation als auch für das, was sie danach tun musste: einen Weg finden, um Kalen zu verlassen. Sie wusste, dass es nicht einfach werden würde. Und dann war da noch ihr Herz, nicht zu vergessen das schlechte Gewissen, das sie hatte, weil sie ihn betrog. Wo sollte sie die Kraft hernehmen, von ihm wegzugehen?
»Na gut«, gab sie leise nach, »ich bin in einer halben Stunde fertig.«
Während sie sich ankleidete, kämpfte sie mit den Tränen. Pearl hatte ihr ein schlichtes trägerloses Abendkleid aus tiefblauem Satin bereitgelegt, das oben eng geschnitten war und ihre Hüften und Schenkel fließend umschmeichelte. Unterhalb der Knie bauschte es sich zu einer
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