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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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stumm. Sie spürte, dass er nach den richtigen Worten suchte. Schmerzliche Worte, dessen war sie sich sicher.
    »Du kannst mir vertrauen«, ermutigte sie ihn und küsste ihn auf den Arm. »Nichts, was du mir erzählst, würde mich gegen dich einnehmen.«
    »Ich bete, dass das wahr ist.« Wieder schwieg er, bevor er schließlich seufzte. »Ich sagte dir schon, dass meine Göttinnenmutter Uni mir auftrug, die Etrusker zu beschützen.«
    Christine murmelte zustimmend.
    »Über Jahrhunderte. Ich machte nichts anderes. Aber ich machte es nicht so gut, wie ich sollte. Adrian kam dauernd dazwischen und rief mich in irgendwelche Schlachten. Im 291
    Frühmittelalter wurde es schlimmer. Die Todesmagie wütete damals. Während der Pestjahre war ich nicht immer da, um meinen Leuten Unterschlupf zu bieten. Sie litten furchtbar. Am Ende des dreizehnten Jahrhunderts war noch ein einziger Nachkomme von Tyrrhenus übrig, ein männlicher Säugling.«
    Christine hielt die Luft an. »Und er starb auch?«
    Kalen lachte verbittert. »Nein. Das hätte ich nicht zugelassen. Gerold lebte. Und ich war derart wütend, dass ich ihn auf keinen Fall in der Obhut von Menschen lassen wollte. Also brachte ich ihn in die Toskana und zog ihn selbst auf. Darüber habe ich mehrere Rufe von Adrian ignoriert. Ich konzentrierte mich ganz auf den Jungen. Gerold sollte mein neuer Tyrrhenus werden – der Vater einer neuen Dynastie.«
    Christine wartete, dass er fortfuhr. Als er es tat, klang seine Stimme fester, sein Atem hingegen nicht.
    »Gerold war ein Bücherwurm, still, gelehrt und anstrengend. Ich brachte ihm alles bei: wer er war, was von ihm erwartet wurde. Dann aber wurde er größer und kehrte seiner Pfl icht den Rücken. Statt Uni zu verehren, suchte er sich einen neuen Gott. Er wollte ein Mönchsgelübde ablegen. Armut, Gehorsam und Zölibat. Ich verbot es ihm, befahl ihm zu heiraten. Er weigerte sich. Er wollte nicht einmal mit einer Frau das Lager teilen. Gegen meinen Wunsch trat er in ein Kloster ein.
    Ich konnte nicht hinnehmen, dass Tyrrhenus’ Linie mit Gerold starb. Also entwarf ich in meiner überbordenden Arroganz einen Plan. Ich trieb eine junge Schönheit auf, die erfahren war, was die körperlichen Freuden anging. Ich sagte ihr, dass ich sie mit Reichtümern überschütten würde, falls sie alle anderen Liebhaber beiseiteließe und Gerolds Kind austrüge. Sie erklärte sich dazu bereit, verführte Gerold im Garten der 292
    Abtei nicht nur ein Mal, sondern oft genug, bis sie schwanger war und ihr Bauch anschwoll. Ich war überglücklich, weil ich meinen neuen Erben hatte.«
    Er wurde still, und Christine fühlte, wie die Spannung in seinem Körper zunahm. »Die Kurtisane lag in den Wehen, als Adrian mich rief. Zwei Jahrzehnte waren vergangen, seit ich zuletzt seinem Ruf gefolgt war, aber diesmal schien es richtig schlimm zu stehen. Der Dunkelfeenfürst hatte eine hinterhältige, brutale Armee zusammengestellt, die in ganz Schottland wütete. Menschen und keltische Lebensmagiewesen wurden abgeschlachtet. Ich konnte ihnen meine Hilfe nicht verweigern, also ging ich.«
    »Da hast du Mac gerettet.«
    »Ja, und nachdem die Schlacht vorüber und Mac wieder sicher bei seinen Eltern war, kehrte ich nach Italien zurück. Dort fand ich die Kurtisane und die Hebamme tot vor. Das Baby war fort. Zuerst konnte ich mich weder rühren noch klar denken. Und dann hörte ich es. Der Ruf erklang wie ein Flüstern in meinem Kopf, gesprochen von dem einzigen Überlebenden, der ein Recht hatte, den Zauber zu benutzen: Gerold.
    Ich ging sofort zu ihm. Mittels Translokation gelangte ich in die Klostermauern. Ich fand ihn vor einem behelfsartigen Altar in einer feuchten dunklen Gruft. Sein Abt war bei ihm, und vor Gerold lag seine neugeborene Tochter, noch blutig und mit herabbaumelnder Nabelschnur. Wimmernd lag sie auf dem kalten Stein, und nur Zentimeter über ihrem Bauch hielt Gerold einen Dolch.«
    Christine stieß einen stummen Schrei aus und drehte sich in Kalens Armen, um ihn anzusehen. Seine Augen wirkten leer. » Göttin! Er hat doch nicht …«
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    »Er hat. Ich versuchte, ihn aufzuhalten, aber ich kam zu spät. Der Säugling, dessen Zeugung ich erzwungen hatte, wurde von seinem eigenen Vater umgebracht. Mich überkam eine Wut, wie ich sie nie zuvor empfunden hatte. Mein Herz schrie nach Rache, und so hob ich meinen Speer und trieb ihn durch Gerolds Brust.«
    »O Göttin!« Heiße Tränen rannen über Christines Wangen. Kalen wischte sie mit seinem

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