Immortal 3 - Schwarze Glut
nickte zufrieden. Pearl mochte sich an Christine stören, aber sie war viel zu loyal, um seine Anweisungen zu missachten.
Er nahm einen Löffel auf. Legte ihn wieder hin. Ihm war nach einem Glas Wein, aber er wollte die Flasche nicht öffnen, bevor Christine da war. Er zog sie aus dem Eiskühler. Chateau Valandraud Saint-Emilion. Sein bester.
Dann prüfte er eine Gabel. Das Silber glänzte. Pearl musste die Heinzelmännchen heute gut im Griff gehabt haben. Er drückte einen Finger oben auf eine Zinke. Die Spitze war stumpf. Dennoch könnte dieses Essutensil durch sein Können und seine Magie zu einem tödlichen Wurfgeschoss werden –
nicht ganz so effektiv wie Unis Kristallspeer vielleicht, aber immer noch tödlich. Über siebenhundert Jahre war es her, seit er seinen Speer eingesetzt hatte – überhaupt eine Waffe. Und nun erschien Christine und fl ehte ihn an, wieder zu töten. Hielt sie ihn für schwach, weil er ihre Bitte ablehnte? Sollte sie je herausfi nden, warum er nicht für die Menschheit kämpfen konnte, würde sie ihn verachten.
Er runzelte die Stirn. Christines Geschichte von Tain und Kehksut war höchst verstörend. Gewiss würde sie den enormen Anstieg an Todesmagie während des letzten Jahres erklären. Könnte der Tod wirklich das Leben besiegen? Falls das geschah, wäre Kalen gezwungen, die letzten Überbleibsel seines Volkes aufzugeben und die menschliche Welt zu verlassen. Die Tür ging auf – eine höchst willkommene Ablenkung 207
von seinen düsteren Gedanken. Pearls kompakte Gestalt tauchte im Türbogen auf. Sie hatte ihr übliches graues Kleid gegen eines aus glänzendem schwarzem Satin eingetauscht. Kalen unterdrückte ein Grinsen. Ja, seine Haushälterin folgte seinen Anweisungen bis zum letzten i-Tüpfelchen, auch wenn sie dabei noch missmutiger dreinblickte als sonst.
»Miss Christine Lachlan«, verkündete sie, und Kalen erhob sich.
Pearl ging zur Seite, als Christine den Raum betrat. Und Kalen vergaß zu atmen. Christine war … vollkommen. Pearl warf ihm einen bitterbösen Blick zu, als sie rückwärts den Raum verließ, doch er bemerkte ihn kaum. Seine Aufmerksamkeit galt ganz seiner Muse, die in tiefblaue Rohseide gewandet war. Er erinnerte sich nicht einmal mehr an die Frau, für die er dieses Kleid vor gut zweihundert Jahren bestellt hatte. Auf jeden Fall musste die Näherin damals hellseherische Kräfte besessen haben, denn das Kleid war eindeutig für Christine gemacht.
Diese betrachtete das Blumenarrangement, während Kalen sich gar nicht sattsehen konnte. Ihr Haar war zu einem weichen sinnlichen Knoten aufgesteckt. Er hatte Pearl gesagt, dass er weder Zöpfe noch sonstigen Schmuck wollte, der umständlich zu lösen war. Die blaue Strähne an der Schläfe passte farblich genau zum Kleid. Kalen fand die Wirkung faszinierend. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er den Blick tiefer wandern ließ.
Das Oberteil war relativ weit ausgeschnitten, und das Korsett darunter hob ihre Brüste ganz entzückend. Weich und bebend schienen sie durch den zarten Seidenstoff. Kalen war sicher, dass ein winziges Zupfen ausreichte, um die rosigen Spitzen zu entblößen. Sein Blick wanderte weiter über Chris208
tines fl achen Bauch und verharrte auf der göttlichen Rundung ihrer Hüften. Sein Kopf fühlte sich erstaunlich leicht an, sein Phallus hingegen schwer, was wenig erstaunlich war.
»Christine, sieh mich an!«
Sie sah auf, unsicher lächelnd. Sie schien nicht zu wissen, was sie mit ihren Händen anstellen sollte, denn sie bewegte sie unablässig. Erst faltete sie beide Hände vor sich, dann ließ
sie sie seitlich herunterhängen und zuckte hilfl os mit den Fingern. Da ihn die Distanz der ganzen Tischlänge zwischen ihnen störte, ging Kalen auf sie zu. Er nahm eine ihrer rastlosen Hände, hob sie an seine Lippen und streifte einen Kuss auf ihre Fingerknöchel.
Anschließend führte er Christine zu dem Stuhl gleich zu seiner Rechten. Als sie sich hinsetzte, wehte ihm ein Hauch ihres Dufts entgegen – Meerluft und Rosen, gewürzt mit der sinnlichen Note, die seine Gegenwart bewirkte. Ihn überkam eine plötzliche, wunderbar schmerzliche Erregung, so dass er sich rasch hinsetzte, den Wein entkorkte und ihnen einschenkte. Christine blickte sich auf dem Tisch um. »Das ist wunderschön.«
»Danke sehr.«
»Hast du wirklich keinen Strom?«, fragte sie, die Augen auf den Kerzenhalter gerichtet. »Nicht einmal eine Heizung, abgesehen von den Kaminen?«
»Mir gefällt es
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