Immortal 3 - Schwarze Glut
errötete. Offensichtlich lernte ein Mann innerhalb von dreitausend Jahren eine Menge darüber, wie er eine Frau erfreute. Obwohl sie inzwischen schon unzählige Male mit ihm geschlafen hatte, begehrte sie ihn nach wie vor. Und sie wollte ihn nie wieder gehen lassen.
Bei diesem Gedanken erstarb ihr Lächeln. Verliebte sie sich in ihn? Das gehörte nicht zum Plan. Es konnte so nicht weitergehen! Was fi el ihr ein, Zeit in Kalens Bett zu vergeuden, während sie eigentlich seine Hilfe für den Kampf gegen Tain und Kehksut gewinnen sollte? Und selbst wenn es keinen Krieg auszufechten gäbe, käme ein Leben mit Kalen nicht in Frage. Sie war menschlich und würde altern. Er würde es nicht, denn er war unsterblich.
Zaghaft öffnete sie ein Auge und blinzelte ins Sonnenlicht, das durchs offene Fenster hereinschien. Ein weiterer klarer Morgen in einem Land, das gegenwärtig von Dauerregen ge237
plagt wurde. Vielleicht war das ein gutes Omen. Aber nein, wohl eher war es das Werk von Kalens Magie.
Ein Sonnenstrahl warf eine helle Spur quer über das Bett –
ein Bett, das sie ganz für sich hatte. Enttäuschung schnürte ihr die Kehle zu. Dann blickte sie sich im Zimmer um und stellte fest, dass sie doch nicht allein war. Kalen saß in einem großen Sessel. Er hatte sich seinen Morgenmantel lässig über die Schulter geworfen, vorn jedoch nicht gegürtet, so dass sie seine Erektion sah.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie und stand auf. Christine errötete und zupfte sich die Bettdecke, die sie im Schlaf heruntergestrampelt hatte, bis über den Busen. Er mochte bereit sein, aber nun, da er vollständig erregt vor ihr stand, war sie sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie es auch war.
»Guten Morgen.« Sie schwang die Beine seitlich aus dem Bett, rutschte von der Matratze und umwickelte ihren nackten Körper mit der Decke. Ein schwacher Terpentingeruch lag in der Luft. Hinter ihm entdeckte Christine eine altmodische Holzstaffelei. Er sagte nichts, als sie darauf zuging, sie umrundete und die große Leinwand betrachtete. Beim Anblick des Gemäldes stockte ihr der Atem. Es war ein Meisterwerk aus Licht und Schatten, dessen leuchtende Farben von innen heraus zu glühen schienen. In diesem Bild lagen die ganze Süße Raffaels, die Dramatik Caravaggios und die Sinnlichkeit Tizians. Und es stellte sie dar. Sie war nackt, herzzerreißend schön und der Inbegriff von purer lüsterner Sexualität. Christine war sprachlos. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Sah Kalen sie so?
»Ich … ich wusste gar nicht, dass du malst.«
Ein zarter Rotschimmer legte sich auf Kalens Wangenknochen. »Ja.«
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»Du bist unglaublich! Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
Übertrieben geschäftig widmete er sich seinen Pinseln und Farben, während Christine ihn interessiert beäugte. Es war das erste Mal, dass sie ihn verlegen erlebte.
»Ich bin wohl kaum ein richtiger Künstler«, sagte er schließlich. »Ich bin ein Unsterblicher. Zum Malen wurde ich nicht geboren.«
»Aber du hast dennoch das hier geschaffen.«
Er hob die Leinwand von der Staffelei und hielt sie ins Licht. »Findest du es wirklich gut?«
Sie lachte ungläubig. »Machst du Witze? Wüsste ich es nicht besser, würde ich meinen, dass du es aus dem Louvre oder den Uffi zien entwendet hast!«
Seine Hände schienen zu zittern, als er die Leinwand wieder auf die Staffelei zurückstellte. »Mag sein, aber … das bist du, Christine.«
Nun war es einmal mehr an ihr, rot zu werden. »Das sehe ich.«
»Ich meinte nicht das Thema, sondern meine Inspiration. Das bist du.«
»Ich, ähm, danke dir.«
Für einen Moment glaubte sie, er wollte noch mehr sagen, dann aber schüttelte er nur den Kopf, als wollte er einen Gedanken vertreiben, und breitete seine Arme aus. Ohne Zögern begab sie sich in seine Umarmung.
Seine Berührung war nicht fordernd. Vielmehr umfi ng er sie ganz sanft, und erstmals war die Vereinigung ihrer Magien nicht entfl ammend, sondern einfach tröstlich. Christine vergrub das Gesicht am Kragen seines Morgenmantels, als ihr die Tränen kamen.
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Nach allem, was er mit ihrem Körper angestellt hatte – ihn gestreichelt, liebkost und bis an den Rand des Wahnsinns erregt –, war es diese schlichte Umarmung, die sie fertigmachte. Zugleich klaffte eine schmerzliche Leere in ihrem Innern, die Shauns Verrat dort hinterlassen hatte. Sie hatte ihn geliebt, und er hatte versucht, sie an einen Dämon zu verkaufen. Aber Kalen … nein, sie fühlte, dass er
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