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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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umschlossen. Hier war es warm und sonnig, kurz: extrem unschottisch. Christine wagte sich weiter in diese Oase vor. Hinter ihr erhob sich der Mittelturm der Burg, und links von ihr verlief die Wand eines niedrigeren Gebäudes. Die beiden anderen Seiten waren von der Grenzmauer eingeschlossen. Blühende Sträucher wechselten sich mit zarteren einjährigen Pfl anzen und mehrjährigen Stauden 248
    ab. Hier und da breitete ein Baum seine grünen Zweige über allem aus. Singvögel fl atterten über ihr, deren Trillern sich mit dem leisen Plätschern eines verborgenen Brunnens mischte. Alles zusammen ergab eine bezaubernde Atmosphäre. Bei näherer Erkundung stieß Christine auf eine Tür und mehrere Fenster in dem niedrigen Gebäude zwischen Hauptturm und Grenzmauer. Die Tür war nicht verriegelt und führte in Kalens Atelier. Es war ein sehr großer Raum mit weißgetünchten Wänden, einem langen Arbeitstisch und tiefen Schränken. Letztere waren voller Materialien – alles von Leinwänden über verschiedene Papiersorten bis hin zu Farben, Pinseln und Paletten. Es war allerdings kaum etwas an Arbeiten zu sehen, angefangene wie fertige. Drei leere Staffeleien standen im Raum, und in einer Ecke waren mittelmäßige Landschaften und Stillleben lieblos aufgestapelt. Sie konnten unmöglich von Kalen stammen, weshalb Christine sich fragte, wer sie gemalt haben mochte und warum er sie überhaupt aufbewahrte. Sie fand Aquarellfarben und alles, was sie sonst noch brauchte. Da es kein Waschbecken gab, trug sie die Sachen hin aus zu dem Brunnen im Innenhof. Er bestand aus einer wunderschönen Skulptur, bei der das Wasser aus dem Maul einer geringelten Seeschlange kam.
    Christine tauchte die Hand ins Wasser und spürte die Magie ihren Arm hinauffl ießen. Das war zwar nicht das Meer, doch sie fühlte sich schon bedeutend ruhiger. Obwohl es eine Bank in der Nähe gab, zog Christine es vor, auf der Erde zu sitzen. Sie füllte einen Keramiktopf mit Wasser und breitete die Farben aus. Dann tunkte sie den Pinsel ins Wasser und mischte Farben auf einem kleinen Tablett. Kurz darauf war sie ganz in ihre Arbeit versunken und merkte gar nicht mehr, wie die Zeit verging.
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    Eine lange Weile später erst legte sie ihren Pinsel ab. Dem Sonnenstand nach musste es später Nachmittag sein, und Christines Magen knurrte. Sie stand auf, sammelte ihre Sachen zusammen und stellte sie auf die Bank. Auf einmal horchte sie auf und runzelte die Stirn.
    Leise Musik wehte durch die Luft. Als sie noch dichter am Brunnen gesessen war, hatte sie sie nicht hören können. Sie war nur schwach, aber eindeutig da. Und besonders verwunderlich war, dass es sich um Manannán handelte, ihren Lieblingsmusiker. Die betörende Melodie verklang, und Christine schüttelte den Kopf. Hatte sie sich die Musik bloß eingebildet? Aber nein, da war sie wieder, klar wie ein ruhiges Meer und dennoch mit einem Hauch von Wildheit wie die Unterströmungen unterhalb der Wasseroberfl äche. Keyboard und keltische Harfe, die hohen Töne eines Dudelsacks und die schrilleren einer E-Gitarre. Alles untermalt von natürlichen Brandungsgeräuschen und vom Synthesizer in einen höchst originellen Sound verwandelt.
    Beschwingt, herrlich, modern . Die Art Musik, die Kalen wahrscheinlich nicht leiden konnte. Christine hingegen zog sie magnetisch an. Wer könnte hier Manannán hören? Gewiss nicht Pearl oder die Heinzelmännchen.
    Der Klang führte Christine in einen Winkel des Gartens, wo zwei Außenmauern der Burg zusammenliefen. Hier wurde die Musik lauter und umso lockender. Christine folgte ihr um eine Rhododendronhecke herum zu einer kleinen Tür. Es war keine gewöhnliche Tür, sondern eine, die als falscher Stein getarnt war. Wäre sie nicht einen Spaltbreit offen gewesen, hätte Christine sie glatt übersehen.
    Nun aber umfasste sie den Rand und zog. Lautlos schwang 250
    ihr die Holztür entgegen, und die Musik wurde lauter. Christine lugte hinein. Eine schmale Treppe führte steil nach unten, von wo aus die Töne aus stygischer Dunkelheit zu ihr heraufdrangen. Ein muffi g-kühler Geruch wehte von unten herauf. Christines gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass sie sich besser umdrehen und weggehen sollte, so schnell sie konnte. Sie hatte schließlich keine Ahnung, wer oder was sich dort unten befand. Aber dies war Kalens Zuhause. Niemand gelangte ohne seine Erlaubnis hier hinein. Und ganz sicher hätte Kalen sie vor jedweder Gefahr gewarnt, bevor er morgens gegangen war. Einem

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