Immortal after Dark 10 - Versprechen der Ewigkeit
mit Brandr zusammen zu sehen – zwei große, mächtige Männer, die jetzt nickten, als ob sie sich geeinigt hätten –, weckte so viele Erinnerungen. Wie schon zuvor konnte sie sehen, dass zwischen den beiden Männern eine Verbindung bestand.
Aber Chase wird nicht genug Zeit haben, sie wachsen zu sehen.
49
»Dann war einer meiner biologischen Vorfahren also vermutlich ein Vampir?«, fragte Thad Regin und Natalya am fünften Tag ihrer Wanderung.
Während Chase und Brandr hinter ihnen in ein lebhaftes Gespräch vertieft waren, hielten Regin und Natalya Tag zwei ihres Intensivkurses über Vampire ab. Sie hatten gestern damit angefangen – in erster Linie, um all den Dingen entgegenzuwirken, die »Mr Lothaire« Thad erzählt hatte: »Du kannst dir selbst die Halb-Teleportation beibringen, so gut wie unsichtbar werden, um andere auszuspionieren … Walkürenblut schmeckt himmlisch … Den Menschen Geld zu stehlen bereichert sowohl finanziell als auch spirituell … Frauen sehnen sich danach, gebissen zu werden – sie lügen, wenn sie etwas anderes behaupten …«
Regin sah sich nach dem Vampir um, während sie ihre Hand unbewusst auf das Schwert legte, das sie an der Hüfte trug. Von Lothaire war mal wieder weit und breit nichts zu sehen. Er ging oft seiner eigenen Wege.
»Höchstwahrscheinlich dein Dad«, beantwortete Natalya Thads Frage. »Weibliche Vampire sind so gut wie ausgestorben.«
Thad war entsetzt. »Keine Frauen?«
Natalya klopfte ihm auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Tiger. Du kannst dich mit anderen Spezies verabreden. Ich hab mir schon ein paar Ladys überlegt, die dich von deiner Jungfräulichkeit erlösen könnten. Eine ist eine Nymphe …«
»Aber nur über meine Leiche«, wandte Regin ein. »Das sind doch allesamt billige Nutten.«
Thad kratzte sich am Kopf. »Mr Lothaire sagt, jeder Mann sollte sich ein oder zwei schnurrende Nymphen ans Fußende seines Bettes ketten. Als Haustiere.«
Natalya blieb vor Empörung der Mund offen stehen. »Das reicht jetzt, Junge. Du unterhältst dich ab sofort nicht mehr mit Lothaire.«
Auch wenn Regin mittlerweile stark genug war, den Vampir wegen seiner Verbrechen an den Walküren zur Rede zu stellen, hatte sich Lothaire bedauerlicherweise als ziemlich nützlich erwiesen. Wenn ihre kleine Gruppe auf böse Dämonen traf, erschien er jedes Mal rechtzeitig, um die Situation zu entschärfen. Die Dämonen lagen ihm praktisch zu Füßen, als ob er Elvis oder so wäre. Das ersparte ihnen einen Kampf – und vor allem Zeit.
Es blieb ihnen sowieso schon nicht mehr viel Zeit, um das Boot zu erreichen. Zwar hatten sie sich in den letzten fünf Tagen die größte Mühe gegeben, die Berge zügig zu überqueren, aber die unaufhörlichen Unwetter und der Sturm hatten sie gebremst. Und nachdem sie am zweiten Tag mehrere Wendigorudel erspäht hatten, die die Wälder durchkämmten, hatten sie sich so weit oben in den felsigen Gipfeln gehalten wie nur möglich. Das hatte sie zusätzlich Zeit gekostet.
Währenddessen hatte Regin ständig die Gegenwart einer anderen Walküre gespürt, allerdings ohne diese so genau lokalisieren zu können, dass es sich gelohnt hätte, nach ihr zu suchen. Sie hatte Chase deswegen befragt, aber er hatte geschworen, dass sich keine andere Walküre in der Einrichtung befunden habe.
»Nat, sehen meine Fänge nicht schon ein bisschen größer aus?«, murmelte Thad in ernstem Ton. »Sei ehrlich.«
Während Natalya mit vielen Ohs und Ahs seine »männlichen« Fänge bestaunte, hörte Regin nur mit einem halben Ohr zu und sah stattdessen immer wieder über die Schulter zu Chase zurück. Vorhin hatte er versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie war nicht in der rechten Stimmung gewesen. Jetzt war sie tief in Gedanken versunken und damit beschäftigt, sich über ihre eigenen Gefühle klar zu werden.
Sie fürchtete, dass sie ein wenig mehr als nur verknallt in diese Reinkarnation sein könnte. Vermutlich war sie auf dem besten Weg, sich auf Gedeih und Verderb in ihn zu verlieben.
Das durfte sie niemals zulassen.
Aber dieser Mann gefiel ihr auf so viele verschiedene Weisen. Es gefiel Regin, dass er kompliziert und anstrengend war. Sie bewunderte, dass er so viel durchgemacht hatte und nun danach strebte, ein besserer Mann zu werden. Andere Männer würden an seiner Stelle in Selbstmitleid verfallen oder gegen ihr Schicksal wettern. Aber nicht Chase. Er raffte sich immer wieder auf und machte weiter.
In jeder der vergangenen
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