Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
sprechen. »Waren sie auch schwanger?«
»Die letzten drei schon. Unübersehbar. Bei den anderen weiß ich es nicht, man hat zumindest noch nichts sehen können.«
Bastiens Welt geriet ins Wanken, sein Vertrauen in den Schwager, seinen geliebten Freund. Ihm wurde schlecht.
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das durfte es nicht. Andernfalls hätte er zweihundert Jahre damit zugebracht, einem Phantom hinterherzujagen.
»Was haben Sie denn?«, fragte Sarah umsichtig.
Er bemerkte ihren Blick und fragte sich, ob sie bei ihrem Sturz gegen die Wand auch solche Schmerzen und ebenso Übelkeit verspürt hatte wie er in diesem Moment. »Cat war schwanger, als sie starb.«
Sarah biss sich auf die Unterlippe, ihr Blick verriet traurige Anteilnahme. »Ihre Schwester hieß Cat?«
»Ja, als Kurzform für Catherine.«
Roland seufzte schwer und trat zurück.
Bastien blickte ihm fest ins Gesicht. »Wenn Sie Cat nicht getötet haben … Wer war es dann?«
Mit großem Bedauern schüttelte Roland den Kopf. »Das wissen Sie doch längst.«
Blaise.
18
Auf Bastiens lädiertem Gesicht spiegelten sich die unterschiedlichsten Gefühle wider. Und auch wenn Sarah wegen der Entführung und des Mordanschlags auf Roland eigentlich sauer auf ihn war, verspürte sie nun tiefes Mitgefühl für ihn.
Er hatte den Tod seiner Schwester rächen wollen und musste nun feststellen, dass sie von seinem Schwager und besten Freund umgebracht worden war. Und zu allem Überfluss musste er dann auch noch seinem Feind dankbar sein, dass dieser Blaise zur Strecke gebracht hatte.
In Bastiens Kopf musste ein einziges Chaos herrschen.
»Warum?«, fragte er an Roland gewandt. »Warum hätte er sie töten sollen? Er hat sie doch geliebt, das weiß ich genau.«
»Am Anfang ist die Blutgier groß, bei Vampiren ist es sogar noch schlimmer als bei uns.« Roland schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat er nur einen Schluck nehmen wollen und dann die Beherrschung verloren. So habe ich auch meine Frau getötet.«
Sarah wünschte, sie könnte ihm diese Erinnerung nehmen.
Dann kamen Seth, Marcus, Lisette und Étienne hinzu.
Ihre Gesichter sahen so aus, als hätte sich der Maler Jackson Pollock persönlich daran versucht. Die Gummianzüge der Geschwister glänzten feucht und wiesen etliche Schnitte auf. Marcus’ Klamotten waren zerrissen, und hier und da konnte man große feuchte Stellen erkennen. Nur Seths Kleidung schien abgesehen von einigen Flecken nichts abbekommen zu haben.
Von den Knien abwärts sahen jedoch alle vier so aus, als wären sie durch einen großen Bottich mit Blut gestapft.
Als er die Unsterblichen im Türrahmen der schmalen Kammer erblickte, versteifte sich Bastien und straffte die Schultern.
Marcus ließ die Szenerie erst einmal auf sich wirken, begutachtete die Ketten an der Wand und musterte die beiden äußerst derangiert wirkenden Männer.
Lisette indes eilte sofort zu Sarah. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
Sie nickte. »Und wie geht’s dir?«
»Könnte eine Dusche gebrauchen.«
Bastien starrte Seth an. »Sie sind der Tagläufer.«
»Ja.« Der Älteste blickte an Sarah vorbei zu dem Gemälde. »Ich weiß, es ist unverzeihlich, denn es kommt so spät«, er erwiderte Bastiens kämpferischen Blick, »aber dennoch möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen.«
Bastien wirkte verunsichert.
Seths Worte, seine Gestik und seine Mimik drückten aufrichtiges Mitgefühl aus.
Freundlichkeit war so ziemlich das Letzte, was Bastien vom Anführer der Unsterblichen erwartet hatte.
»Wo sind meine Männer?«, fragte Bastien leise.
»Sind es wirklich Ihre Männer gewesen?«, fragte Marcus. »Haben Sie sie verwandelt?«
Und als Bastien ihnen eine Antwort schuldig blieb, ergriff Seth das Wort. »Nein, er hat sie nur rekrutiert, nachdem sie von denen, die sie erschaffen haben, im Stich gelassen worden waren.«
»Wo sind meine Männer?«, fragte Bastien erneut.
Marcus, Lisette und Étienne wandten die Blicke ab.
»Sie sind tot«, antwortete Seth kurz.
Bastien erbleichte. »Alle?«
Sarah fragte sich, ob er ihnen wohl nahegestanden und in ihnen Freunde gesehen hatte.
»Alle außer einem Menschen … «
»Aber Sie haben doch gesagt, sie würden keine Menschen töten!«, schrie Bastien verzweifelt und schaute Roland anklagend an.
»Ich sagte, wir töten keine Unschuldigen«, berichtigte der.
Lisette nickte. »Ihre Männer waren keine Unschuldslämmer, Bastien. Sie sind durch und durch verdorben gewesen, nur haben sie es gut zu
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