Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
tatsächlich, Seth wollte ihn umbringen, und versuchte nun all seine Kraft zusammenzunehmen, um gegen ihn bestehen zu können.
»Ich habe dich nicht hergebracht, um dir zu schaden, Sebastien. Was ich jetzt mache, hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen. Ich möchte dir helfen zu verstehen, wer und was du bist, damit du ein neues Leben beginnen kannst.«
Sebastien lachte bitter. »Soll das ein Scherz sein? Ich hatte ein Leben, ein Ziel, Leute, die mir etwas bedeutet haben und denen ich helfen wollte. Aber Sie haben sie alle abgeschlachtet!«
David kam aus der Küche und mampfte einen Apfel.
Schützend hielt Sebastien das Schwert vor seinen Körper und positionierte sich so, dass er beide Männer im Blick behielt.
»Ihr seid schon zurück?«, bemerkte David und musterte Sebastien neugierig, ohne sich im Geringsten um die Waffe in seiner Hand zu scheren. »Wie ist es denn gelaufen?«
»Okay«, entgegnete Seth ruhig. »Dir mag etwas an deinen Männern gelegen haben, aber umgekehrt war es nicht so. Sie haben dich nur benutzt. Ihnen ging es nur um die Sicherheit, die du ihnen gegeben hast. Aber sie waren keinesfalls deine Freunde.«
»Und das soll ich Ihnen einfach so glauben?« Er redete sich mehr und mehr in Rage.
»Ja.«
»Ich habe versucht, einen ihrer Leute zu töten. Zwei sogar, zählt man Marcus mit. Verdammt, ich hatte geglaubt, meine Armee wäre groß genug, sie alle zu töten. Und Sie wollen mir weismachen, dass alle, mit denen ich in den letzten zweihundert Jahren zusammen gewesen bin, mir etwas vorgemacht haben?«
»Ja, außer den vier Männern, die wir verschont haben.«
David warf Seth einen Blick zu. »Vier davon waren noch zu retten?«
»Ja.«
Darnell gesellte sich aus dem Wohnzimmer zu ihnen. »Was ist denn hier los?«
Sebastien veränderte abermals seine Stellung, um nun alle drei im Auge zu haben. Er war im Versteck seiner Feinde, durfte nichts von dem glauben, was sie ihm erzählten. Schließlich konnten sie ihn jederzeit angreifen.
Seth hatte nichts anderes erwartet. Von vornherein war ihm klar gewesen, wie schwer es werden würde, Sebastiens Vertrauen zu gewinnen. Deshalb hatte er beim Kampf auch zugesehen, möglichst viele von Sebastiens Vampiren zu berühren, um zu erfahren, wie viele Unschuldige von ihnen getötet worden waren und wie sie ihre Taten vor ihrem Anführer verborgen gehalten hatten.
Er hätte Bastien gleich jetzt mit ihren Gräueltaten konfrontieren können, hielt es aber für ratsamer, ihn erst einmal zur Besinnung kommen zu lassen.
Sebastien wich weiter zurück, wobei er das Schwert leicht vor sich her schwang, und beäugte die drei Unsterblichen misstrauisch.
Plötzlich vernahm er ein leises Rascheln hinter sich.
Seth blieb vor Schock fast das Herz stehen, als ihm klar wurde, wer das Geräusch verursacht haben musste.
Mit einem lauten Schrei wirbelte Sebastien herum, um den Unsterblichen anzugreifen, der sich seiner Vermutung nach von hinten an ihn herangepirscht hatte.
Die Zeit schien stillzustehen.
Da Seth der Mächtigste unter den Unsterblichen Wächtern war, konnte er sein Temperament eigentlich ganz gut im Zaum halten. So gut, dass noch nie jemand gesehen hatte, wie er die Beherrschung verlor.
Als er im Flur nun jedoch die geheimnisvolle Frau erblickte, die leichenblass und mit vor Angst geweiteten Augen zu Sebastien aufsah, gingen die Pferde mit ihm durch.
Mit bloßer Gedankenkraft entriss er Sebastien das Schwert und schleuderte es dermaßen kraftvoll durch die Halle, dass es bis zum Heft in der eichenen Eingangstür stecken blieb. Ein weiterer Gedanke genügte, und Sebastien landete krachend neben seinem Schwert an der Steinwand.
Ächzend kippte er vornüber.
Schnell wie kein anderer Unsterblicher fing er seinen neuen Schützling kurz vor dem Boden auf, schwenkte ihn bedrohlich durch die Luft, schloss die Finger um seinen Hals und drückte dermaßen fest zu, dass er ihm die Luftröhre zu zerquetschen drohte.
Der Boden unter ihnen erzitterte wie bei einem Erdbeben, ja, das ganze Schloss schien ins Wanken zu geraten. Irgendwo ging ein Leuchter zu Bruch.
Von der Wut wie benebelt hielt Seth Sebastiens Blick stand, der nun verzweifelt nach Atem rang. »Hör gut zu, Sebastien Newcombe«, presste er zornig hervor. »Und ich sage es nur einmal. Ich kann deine Verzweiflung und sogar die Wut, die dich von innen heraus aufzufressen scheint, gut verstehen. Und wenn du sie an mir oder David oder Darnell auslassen willst, bitte. Aber sollte ich jemals
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