Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
zurück«, sagte er. »Sie waren nicht unschuldig.«
Roland lockerte den Griff etwas, und Bastien nutzte die Gelegenheit, um Luft zu holen. »Aber meine Schwester war unschuldig. Sie hat keine Ahnung von dieser Welt gehabt, und doch haben Sie sie getötet.«
»Ist sie das?«, fragte Sarah und deutete auf das Porträt.
Das Bild an der Wand zeigte Cat mit ihrem Mann Blaise.
»Ja.«
Gespannt wartete Bastien, welche Reaktion das Gemälde bei Roland auslösen würde. Denn ganz gleich, welche Lügen der Unsterbliche ihnen nun auftischte, seine Gabe würde ihm die Wahrheit verraten.
»Ich kenne sie nicht«, sagte Roland bloß.
Bastien runzelte die Stirn. Wenn seine Gabe ihn nicht im Stich ließ, entsann Roland sich tatsächlich nicht seiner Schwester. Aber dann … Bingo. Erinnerungsfetzen.
»Sie lügen. Sie wissen, wer sie ist.«
Je länger Roland das Porträt betrachtete, desto finsterer wurde sein Blick. »Ich kenne sie nicht, aber ihn. Wer ist das?«
»Ihr Mann. Für mich war er wie ein Bruder. Sie haben ihn verwandelt, nachdem er mitansehen musste, wie Sie Cat die Kehle herausgerissen haben.«
Roland blickte ihn scharf an. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Er.«
»Er hat Sie angelogen. In all den neunhundertfünzig Jahren meines Daseins habe ich nie einen Menschen verwandelt.«
Verunsichert starrte Bastien ihn an. Er schien die Wahrheit zu sagen. Er hatte Blaise nicht verwandelt.
Erst dann wurde ihm die Bedeutung von Rolands restlichen Worten klar. »Neunhundertfünfzig Jahre?«
»Ja.«
»Das ist unmöglich.«
»Ist es nicht. Im Keller kämpft ein Unsterblicher gegen Ihre Vampire, der noch mal tausend Jahre älter ist als ich. Unsterbliche leben wesentlich länger als Vampire.«
»Weil ihr sie tötet!«, gab Bastien erbost zurück.
»Nicht alle«, erwiderte Roland gelassen. »Wir können nicht überall sein. Vampire sind schon immer in der Überzahl gewesen, haben sich Rückzugsgebiete geschaffen, wo sie ungestört sein konnten. Und trotzdem ist der älteste Vampir, von dem ich je gehört habe, nur neunundsiebzig Jahre alt geworden.«
»Und was ist mit mir? Ich bin vor zweihundert Jahren verwandelt worden!«
Seufzend löste Roland seinen Griff und trat einen Schritt zurück. »Sie sind kein Vampir. Sie sind ein Unsterblicher.«
Bastien hätte fast gelacht. »Jetzt weiß ich endlich, dass Sie ein Lügner sind.« Er war kein Unsterblicher. Er hasste die Unsterblichen. Verabscheute sie, seit er seinen Schwager weinend über Cats verstümmeltem, blutigem Körper gefunden und Blaise ihm erzählt hatte, dass dies das Werk eines Unsterblichen gewesen sei.
»Es stimmt«, warf Sarah leise ein.
Als Bastien sie ansah, wurde ihm unwohl zumute.
In ihrem Blick lag Mitleid.
»Deshalb haben Roland und seine Freunde Sie auch nicht getötet. Sie sind einer von ihnen, Bastien. Sie haben es aber erst nach Ihrem Angriff herausgefunden.«
Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn, als er sich noch einmal vergegenwärtigte, wie Roland es vermieden hatte, ihn umzubringen. Keiner seiner vielen Treffer war tödlich gewesen.
»Ich bin ein Vampir«, sagte er beharrlich. Nur weil die Unsterblichen bisher noch nie einem zweihundert Jahre alten Vampir begegnet waren, hieß das noch lange nicht, dass es sie nicht gab. Das durfte einfach nicht sein.
»Selbst als Mensch sind Sie besonders gewesen«, fuhr Roland fort, »haben Gaben oder Fähigkeiten besessen, die Sie vor den anderen geheim gehalten haben, und über die Blaise nicht verfügte.«
Woher wusste er das nur?
»Vielleicht können Sie Gedanken lesen oder die Gefühle anderer durch einfaches Berühren ermitteln?«
Bastiens Herz begann wie wild zu schlagen.
Roland musterte ihn aufmerksam. »Alle Unsterblichen sind besondere Menschen gewesen. Bestimmt hatte auch Ihre Schwester besondere Gaben.«
Das hatte sie in der Tat. Sie besaß psychometrische Kräfte. Wenn sie einen Gegenstand berührte, dann konnte sie dessen Vorgeschichte sehen.
»Bloß dass Unsterbliche nie wirklich Menschen gewesen sind«, stammelte Bastien wie betäubt. »Ihre … Ihre DNS unterscheidet sich von unserer.«
Roland durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick. »Das ist aber unter Vampiren nicht allgemein bekannt. Woher wissen Sie das?«
»Ich habe Ihnen Blut entnommen, erinnern Sie sich noch? Ich habe es untersuchen lassen.«
Roland und Sarah tauschten finstere Blicke aus. »Von wem?«
»Von einem Biochemiker, der mir auf der Suche nach einem Heilmittel behilflich ist. Er hat mir
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