Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
lange. Lisette ist aber auch in der Gegend und hat einen sehr fähigen Sekundanten. Willst du sie lieber anrufen?«
»Nein, gib mir einfach Marcus’ Nummer.«
Sarah griff nach einem Block und einem Stift, die auf dem Couchtisch lagen. Sie schrieb mit, während Seth die Nummer durchgab, und fügte Marcus Namen hinzu.
Roland bedankte sich bei seinem Anführer. »Ruf mich ja an, wenn du Verstärkung brauchst.«
»Mach dir um mich keine Sorgen. Sieh mal, was du herausbekommst. Und pass auf, dass Sarah nichts geschieht.«
Ihr wurde angst und bange. Was sollte ihr denn geschehen?
Roland legte auf.
Sie schauten einander an.
In seinem dunklen, sorgenvollen Blick las sie die Wahrheit.
»Er glaubt, dass die jetzt hinter mir her sind, weil ich Ihnen geholfen habe, oder?«
Auf seinem Gesicht spiegelte sich ein Anflug von schlechtem Gewissen wider, dann wandte er sich ab, sah auf seinen Bauch und seine Hände.
Mit gedämpfter Stimme sagte er: »Würden Sie bitte die Pflöcke saubermachen, damit ich sie herausziehen kann?«
Sarah musste schwer schlucken, nickte aber und erhob sich dann.
Als Roland ebenfalls aufstand, löste sich das Handtuch und drohte herunterzurutschen. Hastig griff sie danach und schlug die Enden wieder ein.
»Danke.«
Wieder nickte sie und führte ihn daraufhin zur Spüle.
Auf eine schroffe Art und Weise war er irgendwie … höflich. Dadurch kam ihr alles noch viel unwirklicher vor.
Sie stellte das kalte Wasser an und wusch vorsichtig Dreck und Wurzelwerk von der langen, spitzen Metallstange, die aus seinem Handrücken ragte.
Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Der heftige Kampf; ein Mann, der auf die Erde genagelt worden war.
Sie, die zwei Männer mit dem Spaten bewusstlos geschlagen hatte.
Der fieberhafte Wettlauf mit der Sonne.
Seine Weigerung, sich medizinisch versorgen zu lassen.
Und die Erkenntnis, dass die kranken Typen, die ihm das angetan hatten, nun hinter ihr her waren.
Das musste ein böser Traum sein, einer dieser richtig üblen, aus denen man nicht erwachte, obwohl einem bewusst war, dass man nur träumte.
Roland biss die Zähne zusammen, als Wasser in die Wunde lief.
»Soll ich die Wunde mit Alkohol oder Hamamelis desinfizieren?«, fragte sie zögerlich, denn sie wollte ihm nur ungern noch mehr Schmerzen zufügen.
Er schüttelte den Kopf, wobei sein Adamsapfel auf und ab hüpfte. »Wasser und Seife reichen.«
Beflissen nahm Sarah etwas Geschirrspülmittel und seifte den Pflock ein.
Anders als sie gedacht hatte, war die Oberfläche nicht glatt, sondern rau wie grobes Schleifpapier und hinterließ ein Brennen auf ihrer Haut.
Sobald sie mit dem Waschen fertig war, umfasste Roland das Ende des Stabs und spannte die Muskeln an.
»Warten Sie!«, rief sie schrill.
Er schaute sie an, seine Kiefermuskeln zuckten.
Vor Angst zog sich ihr der Magen zusammen, und sie sah ihn flehend an. »Bis zum nächsten Krankenhaus sind es nicht mal zwanzig Kilometer. Ich kann Sie … «
Da zog er. In einer grotesken Grimasse entblößte Roland die Zähne und stieß ein langes, animalisches Knurren aus, bei dem ihr kalte Schauer den Rücken hinunterliefen.
Entsetzt schlug Sarah die Hände vor den Mund, um ein Schreien zu unterdrücken.
Aus dem großen Loch in seiner Hand rann das Blut in den Ausguss.
Sie rollte mehrere Lagen Küchenpapier ab, die sie ihm um die Hand wickelte.
»Das reicht«, sagte er mit heiserer Stimme und hielt den provisorischen Verband mit dem Daumen fest. »Jetzt die andere.«
Wieder drehte sie den Kaltwasserhahn auf und säuberte auch den zweiten Pflock. Der andere lag noch getränkt von Rolands Blut in der Spüle.
Ihre Hände begannen zu zittern. Schließlich übertrug sich das Bibbern auf den Rest ihres Körpers, und sie befürchtete jeden Moment zusammenzuklappen.
Sarah stellte das Wasser ab, wickelte Papier von der Rolle und sah zu, wie er sich den zweiten Pfahl aus der Hand zog.
Die Sehnen an seinem Hals traten hervor, und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, doch er gab keinen Laut von sich.
Sarah blinzelte die Tränen weg, während sie ihm die Hand verband.
Er hatte sie nicht aus der Fassung bringen wollen. Sie konnte nicht sagen, woher sie das wusste, aber so war es. Beim ersten Pflock hatte sie solche Panik bekommen, dass er es beim zweiten nicht noch schlimmer machen wollte und deshalb die Schmerzen stumm ertrug.
Jede Zelle seines Körpers schien in Flammen zu stehen, die Schmerzen waren beinahe unerträglich. Sarah stand mit
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