Immortal: In den Armen der Dunkelheit
klären. Schwöre mir bei deinem Blut, dass du Verstärkung anforderst, ehe du dir die Typen vorknöpfst, und du darfst mich hinbringen, wo immer du willst.«
Sie sprach vollkommen ruhig, aber ihr Atem ging schnell, denn sie hatte entsetzliche Angst, dass er ablehnte. Falls Logan starb, könnte es gut sein, dass sie den Rest ihrer Existenz nicht mehr für lebenswert erachtete.
»Ich will dich nicht auch noch verlieren«, gab sie zu.
Er wurde zusehends zorniger. »Verdammt noch mal, was meinst du mit ›bei meinem Blut schwören‹? Ist das so eine Dämonengeschichte?«
»Es ist ein Eid neunten Ranges, der dich so lange bindet, bis die Umstände sich ändern. Werwölfe stehen zu ihrem Wort, wie ich gehört habe.«
»Ja, das habe ich auch gehört«, entgegnete Logan trocken. »Und wie leiste ich diesen Schwur?«
Nadia erklärte es ihm, worauf er ein Taschenmesser aus seiner Jacke nahm und sich die Handinnenfläche anritzte. Sowie Blut über seine Hand rann, drückte er sie in Nadias.
»Ich schwöre bei meinem Blut, dass ich das Lager nicht angreife oder hinter Matt herjage, ehe ich Hilfe gerufen habe. Okay?«
Seine Hand verbrannte ihre, und seine mächtige Magie kribbelte in ihren Fingern. Mit ihr drang etwas von seiner Lebensessenz in sie ein, so dass sie hörbar die Luft anhielt. Die wenige Energie, die sie schon von ihm bekommen hatte, hatte sie vollkommen erglühen lassen. Wie musste es sein, noch mehr davon zu nehmen?
Nadia zwang sich, einen Schritt zurückzutreten, und sah ihm in die Augen. Keine Frage, er würde sein Wort nicht brechen – egal, wie wütend er war.
»Danke«, sagte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
Logans Miene wurde finsterer. »Es sei denn, sie greifen zuerst mich an. Ich behalte mir vor, mich zu verteidigen.«
»Das Recht spreche ich dir natürlich nicht ab.« Wieder küsste sie ihn, dann wandte sie sich zu dem Motorrad um. »Darf ich fahren? Das ist eine bombastische Maschine!«
Auf der Fahrt zum Motel zurück hatte Logan seine Arme fest um Nadias schmalen Körper geschlungen. Diese Position versetzte ihn in einen veritablen Lustrausch, dennoch entging ihm nicht, wie bewundernswert sie sein Motorrad lenkte. Er staunte, wie geschmeidig sie sich in die Kurven legte, sein Gewicht und ihres ausbalancierte und währenddessen den Motor sehr virtuos zum Klingen brachte.
So könnte er Meile um Meile zurücklegen, einfach fahren, mit oder ohne Ziel, und nachts am Wegesrand mit ihr in den Armen schlafen.
Werwölfe waren Nachtschwärmer, und Logan spürte, wie das zunehmende Licht ihn müde machte. Einen Tag und eine Nacht hatte er nicht geschlafen und in der ganzen Zeit nur einen kleinen Cheeseburger gegessen.
Sein Instinkt sagte ihn, dass er jagen, töten, essen und danach schlafen sollte. Denn wenn er seinen Menschenkörper vernachlässigte, übernahm der Wolf gern. Zudem schrie es in ihm, er müsste Nadia beschützen.
Ich passe ja auf sie auf!
, ermahnte er sich verärgert.
Ich bringe sie weit aus der Gefahrenzone weg.
Theoretisch war ihm alles klar. Trotzdem wollte Logan sie in einen bewachten Raum einschließen, solange er diejenigen jagte, die es gewagt hatten, sie zu verletzen.
Ihre Dämonengestalt hatte ihn überrascht. Dämonen variierten im Aussehen wie keine andere Spezies, von kleinen, fledermausartigen Kreaturen bis hin zu großen, gehörnten Wesen mit dicken Hufen. Aber eine Gestalt wie Nadias hatte er noch nie gesehen.
Sie war groß gewesen, ähnlich einer Sidhe, mit einem üppigen, wunderschönen, weiß schimmernden Körper. Er war nicht einmal sicher gewesen, was an ihr Licht und was Körper war. Ihr Gesicht war zart gewesen, mit schwarzen Mandelaugen, groß und bezaubernd schön.
Und die Flügel! Ihre langen schwarzen Flügel hatten ihn warm gestreichelt. In jenem Moment hatte Logan sich in seine Menschengestalt zurückwandeln und in die Flügel einhüllen wollen. Er hatte sich danach gesehnt, sie überall auf sich zu fühlen und dabei von Nadia gehalten zu werden.
Er fragte sich, ob ihr Blendzauber, der Ruf, mit dem die Dämonen lebensmagische Wesen anlockten, schuld an seinem Verlangen nach ihr war. Nadia war eine Vollblutdämonin, und obgleich Logan stark war, könnte sie ihn aussaugen. Und er würde bis zum Schluss lächeln.
Ihm ging nicht aus dem Kopf, wie Nadia ihn umarmt und ihr Gesicht an seinem gerieben hatte. Der Wolf in ihm hatte begeistert reagiert, denn sie benahm sich wie ein ideales Weibchen.
Sein Herz
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