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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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einmal: «Nein!» Sie wedelte wütend mit den Armen, und schließlich packte sie das Gewehr beim Lauf und schob es zur Seite.
    «Es reicht!», schrie sie ihn an. «Es ist genug. Er liegt am Boden. Ihr Sohn ist verwundet. Ein zweiter Mann auch. Die beiden brauchen Hilfe.»
    Widerwillig ließ der mochtar das Gewehr sinken, starrte Corben noch einmal finster an und nickte dann.
    Er wandte sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Mia kniete neben Corben nieder und nahm ihm die Kalaschnikow ab. «Die brauchen Sie nicht mehr, oder?»
    Er schüttelte den Kopf und sah sie mit glasigen Augen an.
    Sie untersuchte die Wunde. Die Kugel hatte ihn in den Bauch getroffen, und es war nicht zu erkennen, was sie auf ihrem Weg beschädigt hatte.
    «Haben Sie Schmerzen?»
    «Es … geht», sagte er und verzog das Gesicht.
    Was immer da verletzt war – Magen, Leber, Nieren, Darm –, musste schleunigst behandelt werden. Nach dem Ausmaß der Blutung zu urteilen, dachte Mia, bestand eine gute Chance, dass die Aorta nicht zerrissen war, aber auch das würde ihm nur ein paar zusätzliche Minuten verschaffen, wenn er nicht sehr bald zu einem Arzt käme.
    «Wir müssen Sie ins Dorf zurückbringen.»
    Er nickte matt, aber die düstere Resignation in seinem Blick verriet ihr, dass er wusste, er würde es nicht schaffen.
    Der mochtar kam zurück. Er führte eines der Pferde am Zügel, mit denen er und Corben heraufgeritten waren. «Ihre Pferde sind verschwunden», stammelte er. «Wir haben nur noch dieses.»
    Mia lauschte in die Dunkelheit. Auch sie konnte die anderen Pferde nicht sehen oder hören.
    Sie seufzte niedergeschlagen. «Ihr Sohn braucht sofort ärztliche Versorgung. Und der andere Mann aus Ihrem Dorf …»
    «Shker, mein Vetter. Er ist tot.» Seine Stimme klang finster wie der Wald.
    Mia nickte. Sie wusste, was zu tun war. «Nehmen Sie das Pferd für Ihren Sohn. Bringen Sie ihn hinunter. Ich bleibe hier bei Corben.»
    «Ich kann Sie nicht hierlassen», protestierte der mochtar . «Wir legen ihn auch auf das Pferd und führen es zusammen hinunter.»
    «Dazu ist keine Zeit. Er braucht schleunigst Hilfe.»
    Der mochtar schüttelte frustriert den Kopf. «Aber Sie sind uns gefolgt, um mich zu retten.»
    «Dann beeilen Sie sich, und schicken Sie Hilfe», beharrte sie. «Los!»
    Der mochtar sah sie durchdringend an. Dann nickte er. «Ich helfe Ihnen, ein Feuer zu machen.»
    «Nein, gehen Sie. Ich kann das allein.»
    Reumütig sah er sie an und gab dann widerstrebend nach. Mit einem letzten wütenden Blick auf Corben führte er das Pferd davon, hinüber zu seinem Sohn.
    Sie teilten Feuerzeuge und Fackeln unter sich auf – der mochtar brauchte Licht für den Heimweg – und auch die Wolldecken, die sie finden konnten. Der mochtar half seinem Sohn in den Sattel, stieg hinter ihm auf und schwenkte schweren Herzens ein letztes Mal die Fackel. Dann ritt er davon. Mia sah ihm verzweifelt nach, bis die Nacht ihn verschluckt hatte.

72
    Mia wandte sich wieder Corben zu. Viel konnte sie nicht für ihn tun – außer dafür zu sorgen, dass er es warm hatte. Eine Kälte ganz anderer Art drang in ihre Knochen, als sie die Leichen der beiden Männer aus dem Dorf suchte. Sie fand erst den einen, dann auch den zweiten auf der kalten Erde. Zur Sicherheit fühlte sie beiden den Puls. Corbens skrupellose Taten ließen in ihr die Zornesgalle aufsteigen. Betrübt und mit zitternden Händen zog sie dem einen Toten die Jacke aus und kehrte damit zu Corben zurück, um ihn zuzudecken.
    Dann machte sie sich daran, ein Feuer anzuzünden. Die winterlichen Regenfälle hatten noch nicht eingesetzt, und die Zweige und Äste, die sie sammelte, waren morsch und trocken. Sie brachte ein ansehnliches Feuer zustande und sammelte anschließend noch einen kleinen Stapel Holz, um es weiter in Gang halten zu können.
    Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Hilfe käme. Sie waren fast zwei Stunden geritten, um hierherzukommen; also würde es mindestens doppelt so lange dauern, bis jemand käme. Wahrscheinlich sogar länger, denn jetzt würden sie den ganzen Weg im Dunkeln zurücklegen müssen – vorausgesetzt, sie brächen gleich auf und warteten nicht bis zum nächsten Morgen. Ein warmes Gefühl durchströmte sie, als sie an Evelyn und Tom dachte. Sie wusste, die beiden würden nicht bis zum Morgen warten, aber zugleich wollte sie nicht, dass sie sich noch einmal in Gefahr brachten.
    Erschöpfung übermannte sie plötzlich. Sie ließ sich neben Corben auf den

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