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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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veröffentlichen, aber das erforderte extreme Umsicht und gründliche Planung. Eine ahnungslose Welt mit solch einer Entdeckung zu konfrontieren, war eine schier unüberwindliche Aufgabe. Die Veränderungen für die gesamte Menschheit waren gigantisch – vielleicht folgenschwerer als jede Umwälzung in der bisherigen Geschichte. Jeder Aspekt des Lebens würde davon berührt sein.
    Nicht gerade etwas, das man einem Mörder mit niederen Beweggründen überlassen durfte.
    Sie trieben die Pferde, so schnell es ging, einen versteckten Pfad hinauf, der sich durch die Bergspalten und auf Pässen über die zerklüfteten Gipfel schlängelte. Unruhig registrierte Mia, wie die Sonne hinter den Bergen verschwand. Der Pfad wurde unwegsam und steiler und der Boden immer tückischer. Alte, knorrige Kiefern, von der harten Witterung der Jahrzehnte gekrümmt, überragten sie an steilen Felswänden, die an jeder Wegbiegung dichter heranrückten. Trotzdem ritten sie unbeirrt weiter. Immer wieder stolperten die Pferde, und Steine und losgetretene Erde rieselten hinter ihnen hinab. Das letzte Tageslicht verblasste.
    Die Temperatur fiel ebenso abrupt ab wie der Berg hinter ihnen. Die Kälte drang mühelos durch Mias dünne Kleidung. Eine Zeitlang versuchte sie noch, nicht darauf zu achten, aber bald fror sie bis auf die Knochen. Sie rollte die Decke auseinander, die an ihrem Sattel festgezurrt worden war, und hüllte sich darin ein. Die Pferde keuchten vor Anstrengung auf dem endlos gewundenen Pass, den die Natur in den Gipfel des Berges geschnitten hatte.
    Als sie den Pass schließlich hinter sich hatten, war es vollends dunkel geworden. Ein Dreiviertelmond hing tief am Himmel und warf seinen fahlsilbernen Glanz durch ein langgestrecktes, tiefes Tal. Es sah aus wie ein großer schwarzer Tintenklecks, geschützt von einer Bastion hoch aufragender Gipfel, hinter denen in endloser Folge weitere Täler und Gipfel lagen. Sosehr Mia sich anstrengte, sie konnte nicht mehr erkennen, wohin Salem sie führte. Auch er schien zunehmend Schwierigkeiten zu bekommen. Nach kurzer Zeit zog er ein Feuerzeug hervor und zündete eine der Fackeln an, die sie mitgebracht hatten.
    Die kleine Karawane wurde langsamer. Vorsichtig ritten sie den sanft abschüssigen Hang hinunter in ein Wäldchen. Die Schatten der kahlen Äste wippten und tanzten um sie herum. Jenseits des flackernden Fackelscheins lastete drückende Stille. Man hörte keinen Wind, kein Vogelkrächzen, keine Ziegenglocken – nichts als den keuchenden Atem der Pferde, den rhythmischen Hufschlag und dann den hallenden Schuss, der einen der Männer aus dem Sattel schleuderte.
    Die Pferde erschraken. Ein zweiter Schuss knallte, und die Kugel traf einen Felsen neben dem zweiten Mann. Er konnte sein Pferd nicht bändigen; er sprang ab und suchte Deckung hinter den Felsen, während das Tier laut wiehernd den Weg hinuntergaloppierte und verschwand. Mia rutschte aus dem Sattel und zog ihr Pferd in die halbwegs sichere Deckung zwischen den Bäumen. Der Sohn des mochtar tat es ihr nach. Er warf die Fackel weg, aber sie brannte weiter.
    Mia spähte in die Finsternis. Sie konnte nicht erkennen, wo Corben war. Noch zwei Schüsse fielen. Sie trafen die Baumstämme, gefährlich nah. Corben war ein guter Schütze, das wusste sie.
    Seine Stimme hallte durch die düstere Stille.
    «Kehrt um und reitet zurück. Ich will keinen von euch verletzen.»
    Sie hörte, wie der mochtar etwas rief, aber sofort ließ ein dumpfer Schlag ihn wieder verstummen.
    «Jim», rief Mia, «lassen Sie ihn laufen. Seine Leute werden ihn nicht im Stich lassen.»
    «Ich tue ihm nichts», rief er zurück. «Sobald ich habe, was ich will, lasse ich ihn gehen.»
    Links neben ihr wurde geflüstert; sie drehte sich um und sah, wie Salem und der Mann aus dem Dorf sich berieten. Nach einer gedämpften Unterredung verließen sie leise ihre Deckung und gingen im weiten Bogen auseinander. Im Vorbeigehen warf Salem ihr einen kurzen Blick zu. Die Angst in seinen Augen war selbst im matten Schein der erlöschenden Fackel unübersehbar.
    Bei dem Gedanken, dem Jungen könnte etwas zustoßen und es könnte noch mehr Blutvergießen geben, sank Mia der Mut.
    «Jim», rief sie eindringlich in die Dunkelheit. «Bitte. Tun Sie das nicht.»
    Er antwortete nicht.
    Er war zu klug.
     
    Corben beobachtete den Wald konzentriert wie ein Falke und achtete auf die leisteste Bewegung im Schatten zwischen den Bäumen.
    Mias Anwesenheit beunruhigte ihn. Was zum Teufel

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