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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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aufrichten können und kauerte halb geduckt mit dem Rücken zum Feuer. Auch er hielt einen brennenden Ast in der Hand. Mia reichte ihm das Gewehr.
    «Was ist mit den Maschinenpistolen?»
    «Ich konnte nicht herankommen», antwortete sie.
    Stirnrunzelnd betrachtete Corben das Gewehr. Es war ein russischer SKS-Karabiner der irakischen Armee. Das Magazin fasste zehn Schuss. Corben glaubte gehört zu haben, wie zwei ins Leere gegangen waren; der dritte hatte ihn getroffen, und das bedeutete, er hatte noch sieben Patronen, wenn das Magazin voll gewesen war. Er tastete unter den Lauf. Das Bajonett saß normalerweise schwenkbar darunter und war bei der Militärversion nicht abnehmbar, aber hier war es zu seinem großen Bedauern entfernt worden.
    Mia beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. «Was haben wir?»
    «Sieben Schuss, höchstens», sagte er finster.
    Bald erschienen die geisterhaften Gestalten wieder in der Dunkelheit um sie herum. Der Feuerschein flackerte golden in ihren Augen. Die Wölfe umkreisten Mia und Corben wie eine Legion aus der Hölle. Sie schnappten und fletschten die Zähne, verhöhnten ihre Beute, griffen an und sprangen genauso schnell wieder zurück. Sie spielten mit ihnen und testeten ihre Reflexe.
    Ihr ätzender Gestank drang Mia in die Nase, als sie mit der Fackel nach ihnen stieß, und ihre Augen brannten vom Qualm der heißen Flamme. Ihr Rücken war kaum mehr als eine Handbreit vom lodernden Feuer entfernt.
    «Wir werden sie nicht ewig fernhalten können», zischte sie Corben zu. «Und es sind mehr als sieben.»
    Corben hatte das Gleiche gedacht.
    Er hatte versucht zu schätzen, mit wie vielen sie es zu tun hatten. Soweit er sehen konnte, waren es zehn, vielleicht zwölf, aber vielleicht war das nur die Vorhut des Rudels.
    Er schwankte. Seine Kräfte hatten ihn längst verlassen, und er lebte mit geborgter Zeit. Zwei der Räuber taten einen Satz auf ihn zu. Sie rissen die spitzen Schnauzen auf, ihre nassen Zungen sabberten gierig, und ihre scharfen Zähne blitzten im Feuerschein. Er stieß mit der Fackel nach ihnen, aber er hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben, und sein erschöpftes Herz pochte laut in seinen Ohren. Die Wölfe wichen der Flamme mühelos aus und sprangen leichtfüßig zurück. Als ob sie spürten, dass er keine Kraft mehr hatte, ging einer von ihnen zum Angriff über. Er sprang Corben mit ausgestreckten Krallen und aufgerissenem Rachen an. Corben schoss. Die Kugel traf den Wolf mitten im Sprung. Mit schrillem Jaulen fiel er vor ihm zu Boden wie ein Sandsack. Gleich nutzte ein zweiter die Gelegenheit zum Sprung, und Corben brachte ihn mit einem weiteren Schuss zur Strecke. Die Schüsse und der plötzliche Tod ihrer Brüder schienen die andern für den Augenblick zu verwirren. Sie zogen sich in die Dunkelheit zurück.
    «Alles in Ordnung?», fragte Mia. Sie starrte den Schatten nach.
    Corben konnte kaum noch stehen und die Augen offen halten. Er hatte das Gefühl, in einen finsteren Abgrund zu stürzen.
    «Wir brauchen die Maschinenpistolen», röchelte er mit zusammengebissenen Zähnen. Ein Brennen, heißer als die Glut des Feuers, schien ihn von innen zu versengen. «Wo liegt die nächste?»
    «Da vorn.» Mia deutete zu den toten Dorfbewohnern hinüber. «Aber ich sage doch, das ist zu weit weg.»
    «Uns bleibt nicht viel anderes übrig. Mit der Handvoll Patronen, die noch in diesem Schießprügel stecken, werde ich sie nicht alle erwischen. Und wenn sie verschossen sind, sind wir sowieso tot. Irgendwann geht das Feuer aus. Sie warten einfach ab. So machen sie es immer. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe keine Lust, in einem Wolfsmagen zu enden.»
    «Was haben Sie vor?» Mias Mund war trocken vor Angst.
    «Schnappen Sie sich zwei brennende Äste. Die größten, die Sie tragen können. Wir gehen da raus, Rücken an Rücken, Schritt für Schritt, und halten sie in Schach. Wenn es sein muss, benutze ich die Patronen, die ich noch habe. Wenn wir eine der MPs erwischen können, kann ich sie erledigen, glaube ich. Was meinen Sie?»
    «Schaffen Sie es denn?»
    Corben wischte sich den Schweiß vom Gesicht. «Mir ging’s noch nie besser.» Er grinste. «Wollen wir?»
    Mia sah ihm in die Augen. Was immer er getan und beabsichtigt haben mochte, er hatte ihr mehr als einmal das Leben gerettet, und vielleicht würde er es wieder tun. Auch das war etwas wert.
    «Kommen Sie schon», brachte er hervor und hustete Blut. «Solange wir noch jung sind», fügte er sarkastisch

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