Immortals after Dark 01 - Nacht des Begehrens
Aber das spielte wahrscheinlich sowieso keine Rolle, da sie rein gar nichts über ihre Eltern herausgefunden hatte, was sie in besagten Computer hätte eingeben können. Nur weil sie sich in der Universitätsbibliothek von Tulane auskannte, hieß das noch lange nicht, dass sie die Geschichte der Mythenwelt in einem anderen Land knacken konnte. Noch dazu ausschließlich in den Stunden zwischen Sonnenunter- und -aufgang.
Sie hatte auf dieser Reise nichts erreicht. Bis auf ihre Entführung natürlich. Warum sollte sie das überraschen?
Müde blies sie die Luft aus und schleppte sich zu den wenigen Gegenständen, die er ihr gelassen hatte. Selbstverständlich hatte er den winzigsten, durchsichtigsten Hauch von Unterwäsche ausgesucht, den sie überhaupt dabeihatte. Die Vorstellung, wie er in ihrer Wäsche wühlte und bedächtig seine Wahl traf, ließ sie erröte n – ungefähr zum tausendsten Mal, seit sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Sie hatte sicher schon mindestens drei Liter Blut damit verschwendet zu erröten, und alles nur wegen ihm.
Außerdem hatte er eine lange Hose, einen Rolli, einen Pullover und eine Jacke ausgewählt. Wollte er sie unter einem Berg von Klamotten vergraben?
In diesem Moment kehrte er zurück. Sie machte einen Satz nach hinten, der sie vom Fußteil des Bettes gleich zum Kopfende beförderte. Selbst mit ihren scharfen Ohren hatte sie nicht den leisesten Laut gehört, der sein Herannahen hätte verraten können.
Angesichts dieser plötzlichen Reaktion hob er die Augenbrauen. „So viel Angst vor mir?“
Sie hielt krampfhaft ihr Handtuch fest. So viel Angst hab ich schon vor meinem eigenen Schatten, also erst recht vor einem ausgewachsenen Lykae! Aber seine Stimme hatte eigentlich recht freundlich geklungen, darum nahm sie all ihren Mut zusammen und musterte ihn durch ihre gesenkten Wimpern. Seine Augen hatten wieder diesen warmen goldenen Ton angenommen, und er trug neue Kleidung. Er wirkte wie ein Millionär in den Dreißigern, oder treffender: wie ein männliches Model in der Rolle eines Millionärs.
Dieser Mistkerl war ein bemerkenswert schöner Mann. Und dessen war er sich offensichtlich bewusst, was wirklich ärgerlich war. „Du hast mich schon zweimal angegriffen. Du gibst mir keinen Grund, keine Angst mehr zu haben.“
Jetzt wurde er langsam wieder wütend. „Das war, bevor ich dir mein Wort gab, dass ich dir nicht wehtun würde.“ Dann schien er sein aufbrausendes Temperament wieder unter Kontrolle zu bekommen und fuhr fort: „Alles ist bereit. Unten wartet ein Mietwagen auf uns, und die Rechnung für das Zimmer habe ich auch beglichen.“
Sie konnte sich vorstellen, wie diese Rechnung aussah. Auch wenn er das antike Nachttischchen zerstört hatte, wäre die Summe immer noch geringer als die Kosten für ihren Aufenthalt. „Aber ich wohne schon seit Wochen hier. Ich kann selber zahlen fü r … “
„Du hast bezahlt. Jetzt komm runter vom Bett.“
Als er ihr seine Hand hinhielt, überquerte sie das Bett und stieg auf der anderen Seite hinunter. Sie fühlte sich benommen und fürchtete das Schlimmste: den uneingeschränkten Missbrauch ihrer Kreditkarte.
„Ich nehme an, für deine neuen Klamotten habe ich auch bezahlt?“, wagte sie zu fragen, nachdem sich nun das Bett zwischen ihnen befand. Emma erkannte schöne Dinge auf den ersten Blic k – wie alle Walküren, da sie Freyas materialistische Natur geerbt hatte n – , und der Schnitt seiner Kleidung roch förmlich nach Geld.
Er trug eine handgenähte dunkle, lange Lederjacke und eine schmal geschnittene hellbraune Hose. Unter der offen stehenden Jacke sah man ein dünnes schwarzes Kaschmirhemd, das sich an ihn schmiegte wie eine zweite Haut. Zwischen den Jackenrändern erspähte sie die klaren Umrisse seines Brustkorbs. Seine Kleidung sagte deutlich: Ich bin reich und möglicherweise ein bisschen gefährlich.
Die Frauen würden ihm zu Füßen liegen.
„Aye. Der Mann dort unten verfügt über zahlreiche Quellen, und unsere Karte hat kein Limit.“ Sein Ton sagte deutlich: Wage es nur, irgendetwas dagegen einzuwenden!
Unsere Karte? Ihre Centurion-American-Express-Karte mit der Anweisung, dass einige Einkäufe übertrieben erscheinen könnten und dass die Besitzerin viel auf Reisen sein würde und in keinster Weise behindert werden dürfte. Eine Sicherheitsmaßnahme hatte sich in seinen Händen in ein Druckmittel verwandelt.
Wie jeder im Koven erhielt sie jährlich eine bestimmte Summe für Kleidung und
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