Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
schlagen.“
„Aber warum willst du es dir nicht ein wenig leichter machen?“
„Okay, ich spiele mit.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, und sein Blick verharrte auf ihrem Dekolleté. Sie schnipste mit ihren Fingern vor seinem Gesicht.
Als sich ihre Blicke trafen, fuhr er sich hastig mit der Hand über den Mund. „Bitte verzeih mir.“ Seine Miene verriet allerdings, dass er es genossen hatte. „Du wolltes t … spielen?“
„Bist du schon einmal in New Orleans gewesen?“
„In den Vereinigten Staaten?“ Sie nickte. „Noch nicht.“
„Was ist mit Südamerika?“, fragte sie weiter. „Afrika?“
Er zögerte und schüttelte dann den Kopf.
„Vampire können sich ausschließlich an Orte translozieren, die sie bereits kennen. Also, wohin wolltest du mich translozieren? Einmal quer durch deinen Garten?“, fragte sie mit trügerisch freundlicher Miene, die allerdings schon eine Sekunde später wieder verschwand. „Vampir, dieses Spiel ist nur für die großen Kinder.“ Sie blickte durch die mit Rissen durchzogene Kuppel in den heller werdenden Himmel. In weniger als einer Stunde würde die Morgendämmerung einsetzen. „Und für dich ist schon fast Zeit, um ins Bettchen zu gehen.“
„Ich könnte mit dir reisen und dich beschützen.“
„Mit mir reisen? Meinst du vielleicht, ich würde jeden einzelnen Tag irgendwo anhalten und auf dich warten? Die Hälfte meiner Zeit vergeuden, weil du die Sonne nicht aushältst?“
Er wirkte, als ob er für kurze Zeit eine harte Realität vergessen hätte, an die sie ihn soeben wieder erinnert hatte. „Nein, natürlich nicht“, antwortete er leise. „Ich wollte nu r … “
„Du bist aufdringlich. Hat dir denn noch niemand verraten, dass keine Frau aufdringliche Männer mag? Eins der drei Dinge, die Frauen ganz schrecklich abtörnen. Nicht sehr sexy.“
Aus irgendeinem Grund verzog er das Gesicht und trat sofort ein paar Schritte zurück. „Was sind die anderen beiden?“, fragte er schroff.
„Du hast schon mit Nummer eins mehr als genug zu tun. Wie wär’s, wenn du erst mal daran arbeitest?“ Sie wandte sich von ihm ab, um zum Altar zu gehen, und überraschenderweise folgte er ihr nicht.
Sie ging an Scribe vorbei, der damit begonnen hatte, den Tempel zu säubern; allerdings ohne dabei tatsächlich Ordnung zu schaffen. Er pflückte einen Ast von der beschädigten Säule. Als er die Kratzspuren darunter entdeckte, warf er den umstehenden Geschöpfen einen finsteren Blick zu, die daraufhin eifrig ihre Hufe betrachteten.
Sie ging mit einem freundlichen Gruß an ihm vorbei und bezeichnete ihn dabei als „Ehrwürdigen Scribe“, was ihn stets aufs Neue in Entzücken versetzte. Daraufhin stolperte er über den Ast und brachte stotternd eine Erwiderung hervor.
Am Altar befand sich Riora, die in ein Gespräch mit zwei Elfen vertieft war. Sie sagte irgendetwas über die „Echtzeit-Berichterstattung über den Wettkampf im Internet“ und trug ihnen auf, „Besucher zu den Schauplätzen zu fahren“.
Kaderin, die immer noch die Augen des Vampirs auf sich spürte, gesellte sich zu ihne n – das einzige Lebewesen des Mythos, das es wagte, sich so etwas herauszunehmen. Sie schnappte sich eine Schriftrolle von einem Haufen und entrollte sie. Jeder Teilnehmer erhielt dieselbe Aufgabenliste, und jede Liste beinhaltete sämtliche Talismane oder andere zu suchende Objekte, die Koordinaten, an denen man sie finden konnte, und eine kurze Beschreibung. Wie gewöhnlich gab es in jeder Runde ungefähr zehn Aufgaben zur Auswahl.
Sobald Riora mit ihren ausführlichen Anweisungen in Sachen Öffentlichkeitsarbeit fertig war, sagte sie: „Und wie geht es deinen Eltern, kaltherzige Kaderin?“
Kaderin wusste, dass Riora sich damit auf zwei ihrer drei Eltern bezog. Kaderins biologische Mutter war eine Sterbliche gewesen.
„Sie schlafen nach wie vor, Göttin“, sagte sie geistesabwesend, ohne mit dem Lesen aufzuhören.
Götter empfingen ihre Macht aus der Anzahl der Gebete und Opfergaben, die ihnen an jedem einzelnen Tag dargeboten wurden, daher Rioras Versuch, deren Anzahl mithilfe des Internets zu erhöhen. Aber es gab so wenige, die Freya und Wotan huldigten, dass die beiden schliefen, um mit ihren Kräften sparsam umzugehen. „Diesmal sind ein paar interessante Talismane dabei“, bemerkte Kaderin.
In früheren Zeiten hatte sich Kaderin stets zuerst auf die Jagd nach dem nächstgelegenen Talisman gemacht. Jetzt, da sie mehr als einen ernsthaften
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