Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
amüsiert zu sein. Sie glitt nahe an Kaderin heran und legte zu ihrem Erstaunen einen Arm um sie. Die Berührung, mit der Riora sie zur Seite führte, war warm und weich. Dann fuhr sie mit leiser Stimme fort: „Hier ist ein Hinweis. Wenn du der Klinge des blinden, geheimnisvollen Honorius begegnest, wisse, dass er sie verzaubert hat, sodass sie niemals ihr Ziel verfehlt.“
Noch bevor Kaderin eine Frage zu diesem kryptischen Hinweis stellen konnte, drehte sich Riora abrupt um. „Oh, hier ist ja dein Vampir. Er hält es nicht länger aus.“
Kaderin versuchte zu leugnen, dass er „ihr“ Vampir sei, aber Riora sprach einfach weiter.
„Sieh nur, wie begierig er dich ansieht! Und wie arrogant seine Haltung ist! Welch erregende Hybri s – und was für breite Schultern.“ Tief aus ihrer Kehle stieg ein Knurren empor. „Soll ich ihn ablenken, wenn du uns nun verlässt? Es wäre mir ein Vergnügen.“
Kaderin presste verärgert die Lippen aufeinander und fühlte sich gleich darauf lächerlich. Sie konnte doch unmöglich wegen eines Vampirs Eifersucht verspüren. „Dafür wäre ich sehr dankbar. Auch wenn ich es für unmöglich halte, ihn für mehr als ein paar Stunden zu beschäftigen.“
„Sei nicht zu vorlaut, Walküre.“ Riora wandte den Blick nicht eine Sekunde lang von Sebastian ab. „Du hast einen Tag.“
„Vampir“, murmelte Riora, als Sebastian vorbeimarschierte. „Auf ein Wort.“
Er wandte sich ungeduldig zu ihr um, blickte aber Kaderin hinterher, die gerade den Tempel durchquerte. Neben der gewölbten Tür traf sie mit dem Werwolf zusammen, mit dem sie ein kurzes Gespräch führte.
„Entspann dic h – ja, sie entkommt dir. Aber dadurch hat sich ja im Vergleich zu vorhin nichts geändert, als sie dich niemals wiedersehen wollte. Also, wer hat dich so zugerichtet? War das vielleicht dieser böse Lykae mit den roten Klauen, der soeben Kaderin bedroht?“
Sebastian würde ihn töten. „Wir hatten eine Auseinandersetzung“, sagte er geistesabwesend und begann schon wieder auf Kaderin zuzugehen. „Ich muss jetzt gehe n … “
Riora tauchte direkt vor ihm auf. „Wie hast du diesen Ort gefunden?“, fragte sie, nun etwas energischer. „Ich kann mich nicht entsinnen, dir eine Einladung geschickt zu haben, genauso wenig wie unser Scribe hier“, sie schnipste mit den Fingern, und der Mann ließ seinen Kerzenlöscher auf der Stelle fallen, um an ihre Seite zu eilen, „und ich bin nicht sicher, ob es mir gefällt, dass du dich einfach so auf meine Party geschlichen hast.“
„Ich habe mich hierher transloziert.“ Er durfte nicht vergessen, dass er Kaderin jederzeit erreichen konnte. Und dass er die Gottheit, die ihn gnädigerweise an dem Wettkampf teilnehmen ließ, nicht verärgern sollte.
„Du kannst unmöglich schon einmal hier gewesen sein.“
Endlich machte sich der Lykae aus dem Staub. Kaderin machte hinter dem Rücken des Schotten eine rüde Geste und starrte anschließend verblüfft auf ihren eigenen Finger.
„Ich habe mich zu Kaderin transloziert.“ Als Sebastian sah, wie Kaderin ein Telefon aus der Jacke zog und damit durch die Tür verschwand, wandte er sich mit zusammengebissenen Zähnen wieder Riora zu. „Sie war mein Ziel.“
Rioras Lippen kräuselten sich, als ob sie entzückt wäre. Dann schienen ihre Augen plötzlich zu brennen. „Aber, Vampir, das ist unmöglich.“
„Vielleicht dachte man früher so, abe r … “, begann er geistesabwesend mit einer Antwort.
„Wie hast du es gemacht?“ Sie legte ihren Zeigefinger auf den Altar und schob sich mit seiner Hilfe in eine sitzende Position am Rand.
In aller Eile erklärte er ihr, dass die variablen Restriktionen untrennbar miteinander verbunden waren. Da sie einander so ähnlich waren, konnte nicht die eine möglich und die andere unmöglich sein. Wenn es eine Frage der geistigen Gewandtheit und eines ausgeprägten Erinnerungsvermögens für Details und Sinneseindrücke war, dann folgte daraus, dass die Translokation noch zu ganz anderen Dingen fähig war, an die man bisher noch nicht einmal zu denken wagte.
„Wirk…lich faszinierend.“ Sie wandte sich zu dem kleinen Mann um, wobei sie sich Luft zufächelte. „Scribe, ich glaube, ich habe mich verliebt. Er ist wie mein eigener kleiner Fußsoldat! Wie soll ich ihn belohnen?“
„Seinen knirschenden Zähnen und dem vorgestreckten Unterkiefer zufolge würde ich sagen, dass ihn zum gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich ein einziger Wunsch umtreibt.“
Sebastian
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