Immortals after Dark 03 - Versuchung des Blutes
“
Irgendwo in den Schatten kratzten Klauen über Stein. Alle blickten sich beunruhigt um.
Sie waren nicht allei n …
„Wir haben die Haustür stundenlang offen stehen gelassen“, sagte Tierney. „Warum sollten sie hier geblieben sein?“
„Wahrscheinlich sind sie an dieses Grab gebunden“, erwiderte Tera. „Sie können die Schwelle nicht übertreten.“
„Wenn sie noch hier sind, sollte das eigentlich kein Problem sein.“ Mari bewegte sich allerdings trotz ihrer Worte langsam auf Rydstrom und Cade zu. „Stimmt’s? Vor allem wenn Tera ihre Sprache spricht.“
Die Inkubi, die Mari kannte, waren alle charmant und sexy gewesen. Einen von ihnen in seinem Bett vorzufinden, galt als ein eher angenehmes Problem.
Warum also hatten sich sämtliche Härchen in ihrem Nacken aufgerichtet? Sie blickte zu Rydstrom auf und murmelte: „Irgendwas dagegen, wenn ich in deiner Nähe bleibe, mein Großer?“
Daraufhin legte er seine riesige Hand auf seltsam tröstliche Weise kurz auf ihren Kopf.
Mit einem Mal erfüllte der Gestank verwesenden Fleischs die Krypta. Mari fühlte, dass sie von Böse m – uraltem Böse m – umzingelt waren.
Während ihre Augen unruhig hin und her schossen, begann sie erneut, unbewusst Magie aufzubauen.
Ein Tropfen einer zähen Flüssigkeit traf ihre bloße Schulter. Im künstlichen Licht der Laternen hob sie langsam ihr Gesicht. Ihre Lippen öffneten sich; ihr Verstand weigerte sich zu begreifen.
„Mariketa“, flüsterte Tera, während sie auf sie zuschritt. „Dein Gesicht ist ganz weiß geworden. Was is t … ?“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie Maris Blick folgte. Sofort schoss Teras Bogen mit angelegtem Pfeil in die Höhe.
Aber Pfeile konnten nicht töten, was bereits tot war.
„Die Inkubi!“, schrie einer der anderen, während es auf einmal überall von schattenhaften Kreaturen wimmelte, die um sie herumflogen und -flatterten. Cade und Rydstrom zogen ihre Schwerter. Gerade als Mari zu Hekate betete, dass diese Leute, die sie kaum kannte, sie beschützen mögen, schob Rydstrom sie mit einer Hand hinter sich.
Beim ersten rasenden Angriff schlugen die Schwerter der Dämonen zu und wehrten die Inkubi ab. Die Bogenschützen schossen wie besessen. Der Lärm der Bögen und das Klirren der Schwerter waren ohrenbetäubend in dem widerhallenden Raum.
Doch die Inkubi schienen ihre Angriffe auf Rydstrom zu konzentriere n – und damit auch auf Mariketa.
Urplötzlich fand sich Rydstrom von allen Seiten bedrängt. Seines Schutzes beraubt, wurde Mari niedergeschlagen und prallte so heftig auf den Boden, dass ihre Zähne deutlich vernehmbar aufeinanderschlugen. Blut lief ihr aus einer Wunde irgendwo an ihrem Kopf und über die Wangen. Aus ihren Händen und Augen strömte in unregelmäßigen Abständen energiegeladenes blaues Licht, das aber nichts ausrichtete.
„Cade!“, brüllte Rydstrom, während er sich mit aller Kraft gegen den Ansturm wehrte. „Hierher!“
Sein Bruder kämpfte sich zu ihm hinüber.
„ Sie wollen die Hex e … “
Mit einem Schrei rappelte sie sich auf, nur um sogleich wieder zu Boden geworfen zu werden. Als ihr dämmerte, dass die Inkubi sie langsam, aber sicher von der Gruppe trennten, blieb sie auch dort.
„Warum sie?“ Cade blickte von Mari zu Rydstrom.
Irgendwo in den Tiefen ihres Gehirns war ihr klar, dass Cade vermutlich keinerlei Interesse daran hatte, ihr zu helfe n – vor allem dann nicht, wenn dies auf seine Kosten und die seines Bruders ging.
„ Was glaubst du denn?“, fuhr Rydstrom ihn an, ohne im Kampf innezuhalten.
Cades Augen verengten sich zu Schlitzen. „Oh, verdammte Scheiße!“, brüllte er und verdoppelte seine Anstrengungen.
Fangzähne schlugen sich in Maris Fußknöchel. Noch während sie vor Schmerz laut aufschrie, begann sich ihr Körpe r … zu bewegen.
Cade, der ihr am nächsten war, sprang auf sie zu, lautstark „Tierney!“ brüllend. Mit übernatürlicher Geschwindigkeit eilte der Bogenschütze ihm mit einem Hagel von Pfeilen zu Hilfe, aber es waren einfach zu viele Inkubi, die es auf sie abgesehen hatten.
Blut spritzte aus Cades Körper, und er heulte vor Wut auf.
Irgendetwas zog die verzweifelt aufschreiende Mari mit hektischen Rucken nach hinten. In dem Bemühen, sich zur Wehr zu setzen, schlug sie vergebens um sich; unaufhaltsam wurde sie in die Dunkelheit gezerrt.
5
Höhle der Feuerschlange, Yélsérk, Ungarn
Finale der Talisman-Tour
Preis: die magische Klinge des blinden Mystikers
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