Immortals after Dark 03 - Versuchung des Blutes
solange sie noch neu sind, aber sie gehen dann ziemlich schnell in Fleisch und Blut über. Du würdest ja auch nicht zu dir selbst sagen: ‚Ich gehe jetzt in die Küche und setze Teewasser auf.‘ Du machst es einfach. Aber wenn es das erste Mal ist, dass du in die Küche gehst oder Wasser aufsetzt, dann könnte es schon sein, dass du dir vorsagst, was zu tun ist.“
„Und die Blutopfer?“, fragte MacRieve erneut.
Mari blickte einen nach dem anderen an. „Wollt ihr wirklich, dass ich euch etwas über Hexerei erzähle?“
„Ja“, sagte Cade schnell, währen MacRieve mit rauer Stimme „Aye“ hervorstieß. Vor allem MacRieve schien von allem, was sie erklärte, fasziniert zu sein. Ob er dieses Interesse wirklich vortäuschen könnte?
„Also, einige Hexen stehen immer noch auf dieses Blutzeug, aber in unserem Koven sehen wir das so: Ein Opfer bedeutet, etwas Persönliches aufzugeben, das einem wichtig ist. In früheren Zeiten war das ein Lamm oder ein Huhn, weil es ein großes Opfer bedeutete, auf Nahrung zu verzichten. Aber jetz t … Wenn ich vorhätte, an Hekates Altar etwas zu opfern, würde ich meinen iPod dafür hergeben, und das würde mir echt verdammt schwerfallen.“
„Wieso genau hat man eigentlich so sehnsüchtig auf dich gewartet? Was erwarten sie von dir?“, fragte Tera.
„Ich hab keine Ahnung“, antwortete Mari. „Das weiß niemand, es gibt nur jede Menge Spekulationen.“
„Vielleicht solltest du ja dieses Grab zerstören“, meinte Cade.
MacRieve stieß ein spöttisches Lachen aus. „Meinst du wirklich, das ist alles, wozu die Hexe fähig ist? Du hast ihre Macht nicht am eigenen Leib erlebt wie ich.“
Mari war überrascht. Sie hatte bei sich genau dasselbe gedacht. Die Vorstellung, den Höhepunkt ihres Lebens mit dreiundzwanzig erreicht zu haben, gefiel ihr ganz und gar nicht.
„Welche Feinde haben die Hexen denn, die du bezwingen könntest?“, fragte Tierney, während er sich am Fruchtfleisch einer geöffneten Kokosnuss gütlich tat. Wie weit war er eigentlich in Richtung Küste gelaufen, um eine Kokospalme zu finden?
„Es gibt einige Zauberer, die Verbrecher geworden sind, einen Hexer, der mit Vorliebe schwangere Hexen ermorde t … “
„Wenn du die größte aller Hexen sein sollst“, unterbrach MacRieve sie, „dann bist du hier, um das größte Übel zu bekämpfen. Das Schicksal verschießt seine Kugeln nicht umsonst.“
„Das ist nicht möglich“, sagte sie. „Kein Sterblicher oder auch Unsterblicher kann unseren größten Feind besiegen.“
„Warum nicht?“
„Weil sie eine Göttin ist.“ Mari trank einige kräftige Schlucke von dem abgekochten Wasser und rieb sich ihren Mund an der Schulter trocken. „Zumindest war sie das. Ihr Name ist Häxa, die Königin der Falschen Gesichter.“
„Und was hat sie angestellt?“, fragte Tera.
„Ich frage noch einmal: Wollt ihr das wirklich hören?“
MacRieves „Aye“ kam diesmal Cades „Ja“ ein klitzekleines bisschen zuvor.
„Also gut“, sagte sie langsam. „Am Anfang der Wiccae gab es drei Hexengöttinnen, Schwestern. Hela war ausschließlich gut, Häxa ausschließlich böse und Hekate beides.“
„Aber du sagtest doch, dass ihr Hekate verehrt, stimmt’s?“, wandte Tierney ein, als er kurz mit Kauen aufhörte. „Das bedeutet, ihr verehrt eine Göttin, die zum Teil böse ist.“
„Sie stand für ein Gleichgewicht von Gut und Böse. Wir glauben, dass es letztlich immer um Ausgewogenheit geht. Nur gut ist ebenfalls schlecht. Das Universum kann ohne das Element der Zerstörung der Kreation nicht Herr werden.“
„Ausschließlich Sonnenschein ergibt eine Wüste“, warf Cade ein, und als sie lächelnd „genau“ sagte, warf MacRieve ihm einen tödlichen Blick zu.
„Als Häxa immer stärker wurde, haben Hekate und Hela ihre Kräfte gebann t – sie machten aus der Göttin eine Sterbliche.“
„Warum haben sie sie nicht einfach umgebracht?“, fragte MacRieve. Natürlich, das wäre sein erster Gedanke gewesen.
„Das können sie nicht. Alle drei sind im Herzen Hexen, und für jemanden unserer Art ist es unmöglich, ein Mitglied seiner eigenen Familie umzubringen. Andere haben dabei versagt, sie zu beseitigen, da Häxa immer noch extrem mächtig ist. Sie ernährt sich von Unglück und Kummer; erst pflanzt sie die Saat in andere ein, dann erntet sie.“ Es kursierten sogar Gerüchte, dass sie in ihrem Versteck Lebewesen gefangen hielt, die in immerwährender Agonie eingefroren waren, damit sie
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