Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
sie immer wieder ihre Frisur kontrolliert.
Wie es schien, war Myst auf dem besten Wege, sich in Nikolai zu verlieben. Und wenn Nikolai nur halb so rücksichtsvoll und zartfühlend wie sein Bruder war …
Ich werde Murdoch erst einmal ein paar weitere Informationen entlocken, ehe ich handle.
Nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, erhob sich Danii von der Matratze auf dem Fußboden – typisch Vampir, so nah wie nur möglich am Boden zu schlafen – und ging zu seinem Schrank.
Entgegen der landläufigen Meinung war sie nicht besonders zurückhaltend, aber dennoch durchwühlte sie seine Tasche auf der Suche nach etwas, das sie anziehen konnte. Murdoch und sie hatten wichtige Dinge zu besprechen, zum Beispiel die Situation ihrer jeweiligen Geschwister, und sie hatte nicht vor, dies nackt zu tun. Auch wenn er sich sowieso nicht auf diese Art für sie interessierte.
Sie schnappte sich ein schwarzes T-Shirt und zog es über, auch wenn sie darin fast versank, und erkundete dann sein Zimmer. Während sie seine Sachen durchsuchte, stieß sie auf seine Brieftasche. Auch wenn sie gewusst hatte, wer er war, war es dennoch ein Schock, Kreditkarten zu sehen, die auf den Namen eines Kriegsherrn ausgestellt waren, der vor dreihundert Jahren im Großen Nordischen Krieg »ums Leben gekommen« war.
Genauso wie es sie erschütterte, seinen Schwertgurt neben dem Satellitentelefon liegen zu sehen.
Danii wusste eine ganze Menge über ihn und seine drei Brüder – so wie die meisten Mythenweltgeschöpfe. Die Walküren hatten eine Korrespondentin an den Kriegsschauplatz geschickt, die ihnen über sämtliche Heldentaten – und Grausamkeiten – der Brüder bei der Verteidigung Estlands gegen die Russen Bericht erstattete. Die vier waren so skrupellos vorgegangen, dass sogar die Mythenwelt aufgehorcht hatte.
Wie sie sich erinnerte, waren die Wroths hinsichtlich ihres Charakters sehr unterschiedlich. Nikolai war der sich aufopfernde General, Sebastian der stille Krieger und Gelehrte, Conrad der Geheimnisvolle.
Und Murdoch? Na ja, der war der Frauenheld, ein routinierter Verführer.
Jedenfalls war er das früher einmal gewesen, aber das war lange vorbei, und jetzt war er ein nicht erweckter Vampir. Was für eine Verschwendung! Es gab auf dieser Welt viel zu wenige breitschultrige Verführer mit durchdringenden grauen Augen.
Sie seufzte, da sie bereits ahnte, dass dieser Mann ab sofort in all ihren Träumen die Hauptrolle übernehmen würde. Oh ja, Danii lebte häufig in einer komplexen und farbenfrohen Fantasiewelt. Während ihre Schwestern mit ihren neuesten Liebhabern oder Intrigen beschäftigt waren, beobachtete und lauschte sie. Daniela die Beobachterin, die zusah und träumte. Für alle Zeit dazu verurteilt, nur im Publikum zu sitzen.
Aber nicht heute Nacht. Endlich hatte sie ein Geheimnis. Vielleicht … ja, vielleicht könnte sie sich sogar ein wenig in den Vampir verlieben, auch wenn eine bittere Vergangenheit ihre beiden Rassen miteinander verband.
Kriege, Täuschungen, Gräueltaten.
Die einzige Walküre – abgesehen von Myst – , die je mit einem Vampir zusammen gewesen war, hatte ihm ein Kind geboren, um kurze Zeit später vor Kummer zu sterben.
Danii könnte sich selbst belügen und sich einreden, dass Murdoch es einem leicht machte, zu vergessen, dass er ein Vampir war. Doch in Wahrheit war sie sich dessen in jeder Sekunde bewusst, die sie mit ihm verbrachte.
Es war ihr einfach nur total egal, was er war. Seit zweitausend Jahren versuchten die Eisfeyden nun schon, sie zu töten, entweder ganz unverhohlen durch Anschläge auf ihr Leben oder aber durch Kopfgeldjäger, die sich ihr Vertrauen erschlichen. Noch nie hatte sie einen männlichen Eisfeyden kennengelernt, dem sie genug vertraut hätte, um eine Beziehung mit ihm einzugehen.
Nach zwei Jahrtausenden völliger Einsamkeit schraubte selbst eine Walküre ihre Ansprüche herunter. Die zerbrochene Puppe wollte repariert werden. Und irgendwie wusste sie, dass Murdoch ein Teil ihres Lebens sein würde. Nicht einmal die Tatsache, dass er ein Vampir war, konnte sie davon abbringen.
Was er ist , ändert nichts daran, was er sein könnte …
Sie hörte ein ersticktes Stöhnen aus der Dusche. Bei den Göttern, er hat immer noch Schmerzen. Sie ließ die Brieftasche fallen und eilte zu ihm.
Im Bad blieb sie abrupt stehen. Es gab keinen Dampf, der ihr die Sicht genommen hätte. Sie konnte direkt über die halbhohe Trennwand hinweg in die geflieste Duschkabine
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