Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
weiter aussaugen kannst?« Jádian verlagerte Daniela auf einen Arm, mit dem anderen schleuderte er eine Handvoll Eis auf Murdoch.
Es fühlte sich an, als hätte ihn ein Güterzug gerammt, als das Eis auf seinen Brustkorb traf. Murdoch wurde gegen die Wand geschleudert, und seine Haut begann zu vereisen, sodass er festsaß.
Ganz gleich, wie wild er um sich schlug, das Eis war zu stark. »Wag es ja nicht, sie mitzunehmen! Sie erkennt nicht, dass das ein Trick ist … «
Daniela immer noch in den Armen haltend, baute sich Jádian vor Murdoch auf. »Es gibt keinen Trick. Ich habe jegliche Bedrohung ihrer Person eliminiert. Ihre Schwester hat mir sogar verraten, wo ich sie finden kann, weil sie will, dass Daniela bei ihrem eigenen Volk ist.«
»Und wo zum Teufel warst du dann die letzten zweitausend Jahre?«
Jádian ließ die Frage unbeantwortet. »Ich werde dir das Leben schenken, aber nur weil das ihr Wille ist.«
»Gib ihr Zeit, bis sie wieder aufwacht, damit ich mit ihr reden kann.«
»Glaubst du etwa, du kannst sie dazu überreden, bei dir zu bleiben? Du hast sie angegriffen. Sieh dir ihren Hals an. Vergiss diesen Anblick nie! Das ist es, was du für sie bist: Schmerz.«
»Nein … nein … «
»Ich bringe sie an einen Ort, an dem sie glücklich sein kann, Vampir. An dem sie sicher ist.«
»So wie ihre Mutter?«
»Ihre Mutter hatte mich nicht, um sie zu beschützen.« Ein kleiner Wink seiner Hand, und das Eis begann, Murdochs ganzen Oberkörper zu überziehen, ihn zu erdrücken. Immer weiter breitete es sich aus, reichte ihm bald bis übers Kinn.
Hilflos musste Murdoch mit ansehen, wie sie gingen. Ihm blieb nur noch Zeit für einen letzten Atemzug, und den nutzte er, um ihren Namen zu brüllen. Aber sie waren schon fort.
Das Eis verschluckte ihn, schnitt ihm die Luft ab. Schwärze schloss ihn ein. Und während dieser Zeit träumte er Danielas Erinnerungen, die er mit ihrem Blut in sich aufgenommen hatte.
Unfähig zu erwachen, die geballten Fäuste zu Eis gefroren, sah Murdoch zu, wie ein römischer Senator sie aus einem Käfig holte, damit er mit den Fingerspitzen über ihre zarte Haut fahren und fasziniert verfolgen konnte, wie sie verbrannte.
Murdoch fühlte ihren Schmerz, ihren Ekel.
Wie lange sie in dieser Hölle gefangen gewesen war, vermochte er nicht zu sagen, aber er spürte ihre Erleichterung, als Myst, die Frau, die Murdoch so lange gehasst hatte, und zwei weitere Schwestern ihr zu Hilfe eilten. Myst hatte ihr das Leben gerettet und den Römer getötet.
Wieso hatte Daniela Murdoch nie auch nur ein Wort davon erzählt? Über ihre Gefangenschaft. Grenzenlose Wut auf den Römer, der sie gefoltert hatte und nun seit so langer Zeit tot war, überwältigte ihn.
Dabei hatte Murdoch sie genauso schlimm verletzt, wenn nicht sogar schlimmer. Schließlich hatte sie ihm vertraut.
Daniela hält mich für ein ebenso schreckliches Ungeheuer wie ihn. Und das sollte sie auch. Dieser Blick in ihren Augen, als ich ihren Hals losließ …
Als das Eis weit genug geschmolzen war, um ihn freizugeben, und er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, war sein dringendes Verlangen, sie zu verfolgen, erloschen.
Wer zum Teufel war er denn, dass er sie davon abhalten wollte, ihr Schicksal zu erfüllen, sich ihrem eigenen Volk anzuschließen? Ihr ganzes Leben hatte sich mit einem Schlag gebessert, war endlich in Ordnung gebracht worden. Ein Teil von ihm wollte immer noch glauben, dass sie hereingelegt worden war, dass sie ihn brauchte, um sie zu retten … Aber die Abscheu, die Jádian gezeigt hatte, war echt gewesen. Und er hätte Murdoch mit Leichtigkeit töten können.
Sosehr ihn die Erinnerung daran, wie Jádian Daniela geküsst hatte, auch erzürnte, so war Murdoch durchaus bewusst, wie richtig die beiden zusammen ausgesehen hatten.
Sie ist fort.
Stundenlang wanderte er durch das stille Haus, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Immer wieder stieß er bittere Flüche aus. Die Anrufe seiner Brüder ignorierte er. Obwohl Danielas Blut immer noch durch seine Adern floss, fühlte er sich leer. Er sehnte sich nach ihr.
Ich habe sie verloren. Der Blick in ihren Augen …
Murdoch boxte gegen die Wand. Der Schmerz lenkte ihn für kurze Zeit von dem Gefühl der Leere in seiner Brust ab.
Das ist also Liebe.
Er hatte die einzige Frau verloren, die er je geliebt hatte. Nein, nicht verloren . Er hatte sie mit seiner Selbstsucht und Vernachlässigung vertrieben. Mit seinen gebrochenen Schwüren und seinem
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