Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
Angriff.
Jetzt, wo er über die vergangene Nacht noch einmal mit klarerem Kopf nachdenken konnte, erinnerte er sich, dass sie sich tatsächlich von Jádian gelöst hatte. Meinetwegen .
Murdoch hatte Conrads Wahnsinn nie verstanden. Jetzt tat er es. Es gab Dinge, mit denen der Verstand nicht fertigwerden konnte. Was das genau war, war von Person zu Person verschieden.
Ich bin nicht fähig, ohne Daniela zu leben.
Wieder läutete das Telefon. Es war von einem bevorstehenden Kampf die Rede gewesen. Vielleicht war es genau das, was Murdoch jetzt brauchte. Einen Kampf. Vampir zu sein. Zu töten und zu zerstören und nicht darüber nachzudenken, dass Daniela ohne ihn besser dran war.
Er ging ans Telefon.
»Wir ziehen in den Krieg«, sagte Nikolai.
Perfekt .
36
Das ist also Eissengard , dachte Daniela, als Jádian ihr am nächsten Tag die ganze Burg ausführlich zeigte. Ich komme mir vor wie auf einer Festung der Einsamkeit.
Als sie erwachte, wurde sie von eisfeydischen Mägden mit spitzen Ohren und scheuem Lächeln gegrüßt. Sie hatten ihr soeben ein Kleid aus der allerfeinsten Seide, die sich Danii hatte vorstellen können, zurechtgelegt, zusammen mit Svanas Krone.
In einem Kamin aus Eis hatte ein Feuer gebrannt, ein blaues Feuer, das Kälte ausstrahlte. Wenn das nicht cool war.
Letzte Nacht war es schon spät gewesen, als Jádian sie in ihre neuen königlichen Gemächer geschmuggelt hatte. Er hatte es für »politisch unklug« gehalten, den Eisfeyden ihre neue Königin mit tränennassem Gesicht, leblosem Körper und den unverkennbaren Bissspuren eines Vampirs am Hals zu präsentieren.
»Wie von den meisten Faktionen des Mythos werden Vampire auch von uns gefürchtet und verabscheut«, hatte er erklärt.
Kein Wunder. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass Murdoch sie gebissen hatte.
»Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte sie.
»Ich habe ihn in einem eisigen Panzer zurückgelassen. Ich hätte ihn getötet, wenn Ihr mir nicht befohlen hättet, nicht zu kämpfen.«
»Und du folgst meinen Befehlen?«
»Ihr seid meine Königin«, sagte er einfach. »Und Ihr werdet in drei Tagen gekrönt, wenn es Euch genehm ist.«
»Das ist es. Aber was werden die Eisfeyden von mir halten?«
»Sie werden Euch genauso lieben, wie sie Eure Mutter liebten … «
Während er sie herumführte, versuchte sie, sich auf das zu konzentrieren, was er sagte, aber in Gedanken war sie immer noch bei den turbulenten Ereignissen der vergangenen Nacht. Murdochs Biss hatte ihr die grausamsten Schmerzen zugefügt, die sie je erlitten hatte, und doch verspürte sie eine Art Verbundenheit mit ihm.
Er hatte ihr Blut getrunken. Viel Blut. Ob er jetzt wohl ihre Erinnerungen träumte? Bei dieser Vorstellung überkam sie tiefe Scham. Würde er nun wissen, wie einsam sie gewesen war?
Nach und nach war ihr Hals verheilt, aber sie war immer noch unruhig, gereizt. Schuldgefühle lasteten auf ihr. Sie glaubte zwar nicht, dass sie diesen Angriff selbst verschuldet – oder ihn in irgendeiner Weise verdient – hatte. Trotzdem verspürte sie eine Art Komplizenschaft, weil sie ihn nicht zurückgewiesen hatte.
Sie hätte Murdoch gefrieren lassen können, hätte ihn mit der Wucht des Schneesturms von sich schleudern können. Stattdessen hatte sie eine Art Fatalismus überkommen, als ob sie seit Ewigkeiten auf diesen Biss gewartet hätte.
Myst hatte ihn als lustvoll empfunden, ebenso wie Kaderin. Für Daniela war es ein Albtraum gewe…
»Bereut Ihr es, hergekommen zu sein?« Jádian riss sie aus ihren Gedanken. Er blickte stur geradeaus, das Gesicht unbewegt, aber sie konnte seine Anspannung fühlen.
»Nein, ganz und gar nicht.«
»Ihr seid sehr still.«
»Ähm, ich bin überwältigt von dem, was ich sehe.«
Eissengard war in der Tat ein Wunder der Ingenieurskunst. Erbaut unter einer unsichtbaren Kuppel aus Eis, war die Anlage aus rechteckigen geschliffenen Diamanten errichtet worden, jeder ungefähr fünfzehn Zentimeter lang. Die Prismen an den Enden der Diamanten glitzerten unerbittlich, wie der schlimmste Albtraum jeder Walküre. Nur gut, dass ich immun bin.
»Einfach bemerkenswert«, fügte sie hinzu.
»Es ist … unser Zuhause«, sagte Jádian einfach.
Innerhalb der Burg waren sämtliche Wände mit kunstvollen Mustern ausgeschmückt worden, die durchgängig mit kleineren Diamanten besetzt waren. Die Fenster bestanden aus hauchdünnen polierten und gravierten Eisscheiben. Von der Decke der großen Halle hingen Kronleuchter aus Eis, deren
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