Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
die er in seinen Träumen mit angesehen hatte.
Ihre Erinnerungen wurden zunehmend klarer für ihn. Wenn er träumte, fühlte er, wie einsam sie gewesen war, wie sie sich bemüht hatte, sich wegen Murdoch nicht zu große Hoffnungen zu machen. Einmal ein Schuft, immer ein Schuft.
Wie wenig er sich bemüht hatte, ihr das Leben etwas leichter zu machen. Er hatte rein gar nichts unternommen, um ihr begreiflich zu machen, dass die Zeit ihrer Einsamkeit nun vorbei war. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich mich in sie verliebt habe. Stattdessen hatte er ständig über seine Zweifel geredet.
An einem dieser elenden Tage hatte er ihre Erinnerung an jene Nacht mit Jádian gesehen und wusste nun, was ihr durch den Kopf gegangen war, als sie den Eisfeyden geküsst hatte.
Sie hatte an Murdoch gedacht. Danii hatte ihn einem Mann vorgezogen, der sie berühren konnte, einem Adligen ihres eigenen Volkes, der sie küssen konnte. Sie hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, Murdoch zu verlassen. Zumindest nicht, ehe er sie angegriffen und ihr Schmerzen zugefügt hatte.
Diese Situation war unerträglich. Ausgerechnet jetzt nicht bei Daniela sein zu dürfen. Murdoch begehrte sie so sehr, dass er es einmal sogar tatsächlich in Erwägung zog, seinen Bruder zu verraten …
» Nikolai! « Der Name donnerte durch die Hallen und Korridore der Burg, hallte von allen Mauern wider.
Nikolai und Sebastian erwachten schlagartig.
Du liebe Güte. »War das … ?«
»Conrad«, sagte Nikolai. »Er ist hier .«
Vielleicht bin ich doch nicht zu Hause.
Danii saß auf ihrem Thron, mitten in ihrem Paradies aus Eis und fühlte sich … gelangweilt.
Vor ein paar Tagen war sie mit viel Tamtam gekrönt worden. Die Eisfeyden hatten ihr zu Ehren Bankette gegeben, Skulpturen angefertigt und Musik gespielt. Außerdem hatten sie einen Schneetag in der Burg gefeiert – im wahrsten Sinne des Wortes: Von sämtlichen Decken war Schnee gerieselt.
Und seit den Festivitäten?
Jádian war ihr unermüdlicher Leibwächter, immer in der Nähe, immer ernst und feierlich. Die meisten Eisfeyden, die sie kennengelernt hatte, könnte man als »ernst und feierlich« bezeichnen. Sie war davon ausgegangen, dass das eine der Folgen war, wenn man so lange Zeit unter der Regentschaft eines bösen Diktators gelebt hatte, bis sie eines Besseren belehrt worden war und erfahren hatte, dass dies einfach ihre Natur war.
Hier gab es keine Streiche, keine Schwestern, die darauf aus waren, ihr die Klamotten zu klauen. Keine prachtvollen Vampire, mit denen sie im Schnee raufen konnte. Die Zeit schien sich mit derselben Geschwindigkeit zu bewegen wie die Gletscher, die sie umgaben. Sie fragte sich, ob es wohl möglich war, an Langeweile zu sterben. Die Studie beginnt … in dieser Sekunde.
Was aber am schlimmsten war: Sie vermisste Murdoch so sehr, dass es wehtat. Jeden Tag grübelte sie darüber nach, was sie hätte anders machen können. Vielleicht hätte ich keinen anderen Mann küssen sollen? Nur so ein Gedanke.
Aber letztendlich hatte es gar nicht an diesem Fehltritt gelegen. Murdoch und sie waren zu diesem Zeitpunkt längst am Ende gewesen. Danii war davon ausgegangen, sie würden bis in alle Ewigkeit zusammen sein, aber er hatte dem nie zugestimmt, hatte nicht geglaubt, dass sie die ganze Mühe wert waren …
Mit einem Mal überkam sie der unbehagliche Verdacht, dass sie sich möglicherweise auch nicht wahrhaftig auf die Beziehung eingelassen hatte. War sie es nicht gewesen, die ihnen eine Chance von eins zu fünfzig vorausgesagt hatte? Sie hatte von Anfang an gegen sie gewettet. Genauso gut hätte sie sich bei Loa in dieses ominöse Wettbuch eintragen lassen können.
Jádian, der auf der anderen Seite des Thronsaals stand, wandte sich ihr mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Seit ihrer Ankunft hatte sie ihn nicht ein einziges Mal lächeln sehen. Es gab auch keinerlei Flirtversuche mehr. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass er seinem Volk tatsächlich überaus ergeben sein musste und sie wahrscheinlich nur geküsst hatte, um sie dazu zu bewegen, mit ihm nach Eissengard zu kommen.
Den Namen Jádian der Kalte hatte er sich wohl verdient. Als sie an seinen Kampf mit Murdoch zurückdachte, fiel ihr ein, dass sich Jádians Puls nicht um einen einzigen Schlag erhöht hatte. Er war empört gewesen, bereit, für seine Königin in den Tod zu gehen, aber er war nicht bereit gewesen, für sie die Selbstbeherrschung zu verlieren.
Abgesehen von seiner Emotionslosigkeit hatte er den Ruf
Weitere Kostenlose Bücher