Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
sie nur wegen dir.
Eis. Darüber hatte er bislang nie groß nachgedacht. Und jetzt war es für seine Braut die Rettung gewesen. Was wäre passiert, wenn er sie letzte Nacht nicht hätte abkühlen können? Hätte das tatsächlich den Tod für eine Unsterbliche wie sie bedeutet?
Er kehrte mit einem Küchentuch voller Eiswürfel zurück und achtete darauf, sie nicht zu berühren – oder ihren Hals anzusehen – , als er sie ihr übergab.
Als sie die Hände um ein paar der Würfel schloss, seufzte sie erleichtert. Nach einigen Augenblicken blickte sie unter ihren Lidern zu ihm auf. »Und, was geschieht jetzt mit uns?« War die schüchterne Walküre wieder zurückgekehrt?
»Sag du’s mir.«
»Das alles übersteigt bei Weitem meinen Erfahrungshorizont.« Während der Schmerz nachließ, begann ihre Miene Anzeichen von Erregung zu zeigen. Sie wirkte optimistisch . Zweifellos dachte sie, das hier wäre der Beginn von irgendetwas Wunderbarem. Das hatten bisher alle Frauen getan. Ganz egal, wie oft er ihnen sagte, dass er sich niemals ernsthaft binden würde.
Erst recht nicht an Daniela – eine Frau, mit der er niemals würde ins Bett gehen können?
Damit würde ich mich nur selbst ins Elend stürzen.
Er brauchte einfach nur etwas Zeit, um über alles nachzudenken. Er stand auf und zog sich seine Jeans an, wobei er das Gesicht verzog, als der raue Stoff über seinen misshandelten Penis rieb.
Sie musste seine Anspannung wohl gespürt haben, denn sie ließ das Eis fallen und zog die Decke hoch, um sich zu bedecken. Nach ein paar Sekunden sagte sie: »Du hast viel Blut verloren.«
»Das wird schon wieder. Hab schon Schlimmeres erlebt.«
»Das kann ich mir vorstellen, immerhin bist du gestorben und so.«
Er wandte sich ihr zu. »Und weißt du auch, wie ich zu dem geworden bin, was ich jetzt bin?«
Sie nickte. »Na, dann sag’s mir.«
»König Kristoff fand dich dem Tode nah auf dem Schlachtfeld. Er ließ dir die Wahl: entweder Lehenstreue ihm gegenüber und ewiges Leben oder aber … der Tod. So macht Kristoff das. So hat er es immer gemacht.«
Treue oder der Tod. Murdoch erinnerte sich an jene Nacht, als ob es erst gestern gewesen wäre. Kristoff hatte zuerst Nikolai gefunden, der in einer Pfütze seines eigenen erkaltenden Blutes lag. Nikolai hatte den Tod jedoch nicht gefürchtet und darum mit Kristoff verhandelt, ehe er das Angebot des Königs akzeptierte. Er hatte verlangt, General in der Armee der Devianten zu werden, und weigerte sich, von irgendjemandem außer Kristoff Befehle entgegenzunehmen. Und er hatte verlangt, dass auch Murdoch und einige andere getreue Gefährten, die tödliche Wunden erlitten hatten, gewandelt würden.
Schließlich hatte Nikolai noch verlangt, dass ihnen beiden die Zeitspanne eines Menschenlebens gewährt werden würde, um sich um ihre vier jüngeren Schwestern, ihre beiden jüngeren Brüder und ihren Vater zu kümmern.
Sie alle hatten innerhalb weniger Wochen den Tod gefunden.
Murdoch fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Sag mir, woher du weißt, wer ich bin.«
»Die Walküren hörten, dass Devianten in der Stadt gesehen worden seien. Als du mir dann sagtest, dass dein Bruder Myst gefangen genommen habe, musste ich nur eins und eins zusammenzählen. Wenn einer der Devianten auf der Suche nach Myst war, dann doch wohl er.«
Jetzt, nachdem Murdoch für ein paar Stunden die Hölle durchgemacht hatte, die Nikolai jahrelang hatte ertragen müssen, loderte seine Wut auf Myst wieder auf. Danielas Schwester . »Hätten wir vielleicht nicht nach Myst suchen sollen?« Als Daniela daraufhin nur unbekümmert nickte, verzog er das Gesicht. »Und solltest du nicht verlangen, dass Nikolai sie auf der Stelle wieder freilässt?«
Sie schenkte ihm ein verletzliches Lächeln. »Wenn Nikolai nur halb so sexy ist wie du, würde ich ihr keinen Gefallen tun, wenn ich sie befreite. Ich bin sicher, dass sie inzwischen zu einer Einigung gekommen sind.«
Die Walküre nahm ihn auf den Arm. Schon wieder. Das ist mir alles zu viel. Eine neue Braut. Eine Gier, wie er sie nie gekannt hatte …
Noch einmal blickte er auf ihren Hals. Ihre Haut war blass und glatt, sie schrie förmlich danach, dass er seine Fänge hineinbohrte.
»Außerdem – je mehr ich darüber nachdenke«, fuhr sie fort, »umso klarer wird mir, dass du vermutlich lieber deinen Bruder vor ihr retten solltest. Sie wird ihn mit Gewissheit in die Mangel nehmen.«
Murdoch schüttelte sich. »Das hat sie doch schon getan. Sie hat ihn
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