Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
entwickelte allmählich auch für das adoptierte Kind der Hexe Gefühle. Wenn Carrow ihn verließ, würde sie das Kind mit sich nehmen, und das war nicht akzeptabel. Er hatte bereits entschieden: Wenn Carrow Ruby adoptieren konnte, konnte er es auch. Wenn das Mädchen eine Mutter brauchte, die es liebte, dann brauchte es auch einen Vater, der es beschützte.
Vater . Eine neue Aufgabe für ihn, ein neuer Name, der an die Stelle von Bastard , Sklave und Mörder treten könnte. Balg einer Hure …
Als er nicht antwortete, fragte sie: »Und was ist mit Ruby? Ihre Freunde und die Schule sind zu Hause.«
»Das Kind wird sich anpassen. Genauso wie ich es auch immer wieder tun musste.«
»Ich will mehr für sie. Und ich dachte, du auch.«
»Sag mir, wie ich dieser anderen Welt trauen soll, in die du mich bringen willst. Als ich dir das letzte Mal an einen neuen Ort gefolgt bin, ist es mir nicht eben gut ergangen.«
»Aber jetzt geht es dir schon besser, oder etwa nicht?«
»Wenn ja, dann habe ich mir mein Glück jedenfalls bitter verdient.« Er dachte an seine Gefangennahme und Chases Folter. Dann erinnerte er sich an den Ekel, den dieser Mann bei seinem Anblick empfunden hatte. »Würden deine Leute in deiner Welt akzeptieren, was ich bin?«
Sie blickte zur Seite. »Deine Art ist nicht … Na ja, es gibt schon Leute, die dich als Feind betrachten würden, nur aufgrund dessen, was du bist. Aber wir werden niemals erfahren, ob wir sie nicht eines Besseren belehren könnten, wenn wir es nicht versuchen.«
»Dein Heim kann unmöglich besser sein als dies hier.« Die blendenden Lichter, der Krach, ihr Verhalten …
»Vielleicht nicht besser, aber es ist einfach anders. Wir gehören dort zu einem Koven, und Ruby muss von den anderen Hexen lernen. Malkom … Sie könnte ansonsten zu einer Gefahr heranwachsen. Die Sorceri haben ein auffallendes Interesse an ihr an den Tag gelegt, und ich habe ein schlechtes Gefühl bei diesem Ort. Ich spüre, dass uns etwas bevorsteht. Es werden noch mehr Sterbliche herkommen, und die Gefahren sind auf dieser Insel bedrohlicher, als sie es zu Hause je sein könnten.«
»So, du hast also ein Gefühl?«
»Dann willst du mir auch das nicht glauben?« Ihre Wangen röteten sich vor Wut. »Wenn du meinst, ich würde lügen, was eine potenzielle Gefahr angeht, dann frage ich mich, welche Chance wir beide überhaupt haben.«
»Es kommt gerade recht – dein Gefühl .«
»La Dorada könnte immer noch dort draußen sein. Erinnerst du dich an sie? Diese grauenhafte Frau, die durch unseren Trakt gekrochen ist und ein Massaker angerichtet hat?«
»Mir hat sie nichts angetan. Genau genommen hat sie mir sogar geholfen. Sie stellt keine Gefahr dar.«
Carrow sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du scheinst vollkommen davon überzeugt zu sein, dass diese Insel besser als mein Zuhause ist. Hast du meine Erinnerungen geträumt?«
»Ja«, erwiderte er schamlos.
Sie öffnete den Mund, fing sich aber rasch wieder. »Was hast du gesehen?«, fragte sie schließlich.
Wie du auf Tischen tanzt. »Szenen aus deiner Welt. Autos und Maschinen. Genug, um zu wissen, dass es mir hier besser gefällt.«
»Was hast du von meinem Leben gesehen?«
Warum sollte er es ihr verschweigen? »Ich sah deine Kriege, sah dich rücksichtslos kämpfen.«
»So viele Kriege gab es nun auch wieder nicht, Malkom.«
»Ich sah, wie du dich vor Fremden entkleidet hast.«
Sie hatte nicht einmal den Anstand, zu erröten. »Hast du mich mit einem anderen Mann gesehen?«
Malkom fürchtete diese Möglichkeit. »Nein, das hab ich nicht. Aber was ich gesehen habe, ist schlimm genug. Warum hast du dich so aufgeführt?«
Sie zuckte beiläufig mit den Schultern. »Dafür gibt es viele Gründe. Ich war Single – ungebunden – , und es war aufregend. Ich bin nicht prüde, und unsere Kultur ist sehr freizügig. Wir amüsieren uns gern. Außerdem beziehe ich daraus meine Kraft.«
Jetzt war er geschockt. »Das ist deine Quelle?«
Sie nickte. »Glück. Ausgelassenheit. Sie versorgen mich mit Energie.« Sie sah ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an. Ihre grünen Augen musterten ihn abschätzend. »Malkom, ich werde mich dafür nicht entschuldigen, genauso wenig wie für irgendetwas anderes, was ich getan habe.«
Seine Miene wurde noch finsterer.
»Du bist vierhundert Jahre alt, ich bin noch keine fünfzig. Also verurteile mich nicht dafür, dass ich Spaß hatte, als ich jung und Single war. Und schon gar nicht dafür, dass ich mir
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