I#mNotAWitch 1
blitzschnell mit einem Glas Orangensaft und Eiswürfeln wieder auf. Er sah mich nicht an, als er das Glas vor mir auf den Tisch stellte.
„Danke. Das war wirklich nicht nötig.“
Er ignorierte meine Worte und ließ sich auf der anderen Seite des Tisches nieder. Auf einmal erschien mir der Tisch wie eine Grenze, die sich zwischen uns aufgetan hatte.
„Also, habe ich das richtig verstanden?“, begann er langsam und kreuzte seine Finger ineinander. „Deine Familie glaubt daran, dass der Teufel für ihre Kräfte verantwortlich ist? Und aus Dankbarkeit sollst du nun mit dem Typen ein Monster zeugen?“
Es klang so absurd. Ich wollte die Worte abschütteln, verdrängen, sie nicht an mich ranlassen, doch es war einfach nicht möglich. Ich musste endlich lernen, damit umzugehen. Ich musste einen Ausweg aus diesem Dilemma finden.
„Ja, das behauptet meine Mutter jedenfalls.“
„Aber du glaubst nicht daran? Du zweifelst an ihrer Theorie?“
Ich zuckte mit den Achseln. „Ehrlich gesagt, habe ich ihre Worte nie besonders ernst genommen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass ich eine Hexe bin. Ich habe auch nicht an Vampire geglaubt, geschweige denn an den Teufel höchstpersönlich oder an Engel oder Drachen oder Meerjungfrauen.“
Er legte seine Stirn in Falten. „Ja, aber irgendwoher müssen unsere Kräfte doch kommen, meinst du nicht? Auch übersinnliche Kräfte müssen ihren Ursprung haben.“
„Ich würde das dennoch nicht gleich damit in Verbindung bringen, dass der Teufel uns – also jedenfalls uns Hexen – zu dem gemacht hat, was wir sind. Jedenfalls hoffe ich inständig, dass meine Mutter sich in diesem Fall irrt.“
„Wie wollen sie dich eigentlich opfern? Ich meine, wenn es keinen Teufel gibt, wem wollen sie dich dann überlassen?“
„Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Auf mich hat das alles einen so verrückten Eindruck gemacht, dass ich nicht länger mit ihnen darüber diskutieren wollte.“
„Und gestern Nacht...“ Sein Blick heftete sich auf meinen Bauch. „Ist da noch etwas passiert, was du vielleicht verdrängt haben könntest? Bist du vielleicht schon...?“
„Oh, nein!“ Ich riss die Augen weit auf und verschränkte die Arme vor meinem Bauch. „Das hätte ich ganz sicher nicht vergessen! Und meine Mutter hätte an diesem Morgen auch bestimmt etwas darüber gesagt, wenn etwas in der Richtung passiert wäre. Also, nein!“
Nein! Nein! NEIN!
Aiden lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete mich lächelnd. „Na ja, eins musst du zugeben, deine Familie ist ganz schön krank.“
Das hatte ich wirklich schon lange befürchtet. Und seit der letzten Nacht hatte ich die Bestätigung dafür.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn ich von zu Hause abhaue, werden sie mich ganz sicher wieder finden. Jetzt haben sie ja ihre abartigen Kräfte wieder. Und ich habe all die Jahre lang nichts anderes gelernt. Es gibt Sprüche, mit denen sie mich sofort auftreiben können. Ich werde sie niemals los sein.“ Mir war nach Weinen zumute. Meine ganze Situation erschien mir aussichtslos. Ich wusste nicht, was meine Mutter noch geplant hatte. Vielleicht ein Date mit dem Teufel? Und ich konnte mich nicht wehren. Ich konnte gar nichts tun, außer stumm zu gehorchen. Es war zum Verrücktwerden.
Aiden schwieg. Dann wies er mit einer kurzen Kopfbewegung auf das Glas, das er mir vorhin hingestellt hatte. „Jetzt trink schon etwas. Ich habe mir extra die Mühe gemacht und du lässt das Eis darin einfach schmelzen.“ Er fuhr sich mit seiner Hand durch seine braunen Haare und zerstrubbelte sie noch weiter. „Wir werden schon irgendeinen Ausweg finden“, murmelte er und wich meinem Blick aus.
Ehe ich das Glas aufhob, hielt ich inne und sah ihn verwundert an. „Also willst du mir tatsächlich helfen?“
Er grinste schwach. „Ach, wenn mir keine Lösung einfällt, ist das nicht weiter schlimm. Jack wird sicher zu deiner Rettung herbeieilen. Du hast ihn ja bereits kennengelernt. Er hat ein nerviges Heldensyndrom.“
Enttäuscht senkte ich meinen Blick und nahm einen Schluck von dem eiskalten Orangensaft, der offenbar frisch gepresst worden war. „Ich sollte mir wohl keine allzu großen Hoffnungen machen, was? Falls es den Teufel wirklich gibt, wird niemand gegen ihn ankommen.“
Aiden widmete sich einem Buch, das auf dem Tisch vor seinem Platz lag, und schlug es auf. „Und deine Schwester? Was sagt sie dazu?“
Meine Schwester? Ich hatte ihm noch gar nichts von meinen
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