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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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selbst überrascht von der Kraft seiner Stimme. Einen Augenblick hatte er ihre Aufmerksamkeit, und er hatte nicht vor, ihn ungenutzt verstreichen zu lassen.
    »Also, ihr wisst alle, dass ich dem Ersten Maat den Arm gebrochen habe, deshalb werde ich es nicht leugnen. Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit und haben uns geprügelt, das ist alles. Ich weiß nicht, warum er dem Kapitän nicht erzählt hat, wer es war, aber ich respektiere ihn dafür ein wenig mehr. Ich werde seine Arbeit tun, so gut ich es vermag, aber ich bin kein Seemann, und das wisst ihr auch. Ihr arbeitet mit mir zusammen, und es macht mir nichts aus, wenn ihr mir sagt, falls ich etwas falsch mache. Aber wenn ihr behauptet, ich würde etwas falsch machen, dann solltet ihr auch besser Recht haben. In Ordnung?«
    Von den versammelten Männern kam halblautes Gemurmel. »Wenn du kein Seemann bist, dann hast du keine Ahnung von dem, was du tust. Was soll uns denn ein Bauer auf einem Handelsschiff nutzen?«, fragte ein über und über tätowierter Matrose. Er grinste höhnisch und Marcus antwortete schnell, rot vor Wut.
    »Als Erstes werde ich eine Runde über das Schiff machen und mit jedem von euch reden. Ihr erklärt mir genau, worin eure Aufgabe besteht, und ich erledige sie. Wenn ich es nicht schaffe, gehe ich wieder zum Kapitän und sage ihm, dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin. Hat jemand Einwände?«
    Es herrschte Schweigen. Ein paar von ihnen schien die Herausforderung zu interessieren, auf den meisten Gesichtern jedoch lag offene Feindseligkeit. Marcus biss die Zähne zusammen und spürte, wie der lockere Zahn wehtat.
    Er zog seinen Dolch aus dem Gürtel und hielt ihn hoch. Es war eine schön gearbeitete Waffe, die ihm Marius als Abschiedsgeschenk gegeben hatte. Obwohl nicht übermäßig verziert, war es trotzdem ein teueres Stück, mit einem mit Bronzedraht umwickelten Griff.
    »Wenn ein Mann etwas kann, was ich nicht schaffe, schenke ich ihm den hier, ein Geschenk des Legaten Marius der Primigenia. Wegtreten.«
    Jetzt war das Interesse auf den Gesichtern schon größer, und einige Matrosen blickten auf die Klinge, die er immer noch hochhielt, während sie auf ihre Posten zurückkehrten.
    Marcus drehte sich zu Renius um. Der Gladiator schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Oh Ihr Götter, bist du noch nicht trocken hinter den Ohren. Dieser Dolch ist viel zu gut, um ihn wegzuwerfen«, sagte er.
    »Ich werde ihn nicht verlieren. Wenn ich mich der Mannschaft gegenüber beweisen muss, dann werde ich es eben tun. Ich bin stark genug. Wie schwierig können diese Aufgaben denn schon sein?«

 

    19
    Marcus klammerte sich verzweifelt an den Querbalken des Mastes. Hier, am höchsten Punkt des Schiffs, kam es ihm so vor, als schwinge er mit dem Mast von einem Horizont zum anderen. Das Meer unter ihm war grau und mit schäumenden, weißen Wellen übersät, die keine Gefahr für das robuste kleine Schiff darstellten. Sein Magen drehte sich, und jeder Teil von ihm antwortete mit Unbehagen. Bis zum Mittag waren alle seine Blutergüsse steif geworden, und jetzt fiel es ihm schwer, den Kopf nach rechts zu drehen, ohne dass der Schmerz schwarze und weiße Punkte vor seinen Augen flimmern ließ.
    Über ihm stand, barfuß und ohne sich irgendwo festzuhalten, ein Matrose auf der Rah, der als Erster den Dolch gewinnen wollte. Der Mann grinste ihn an, nicht boshaft, aber die Herausforderung war eindeutig: Marcus sollte neben ihn treten und das Risiko eingehen, ins Meer oder, noch schlimmer, auf das Deck tief unter ihm zu stürzen.
    »Von unten sahen die Masten gar nicht so hoch aus«, knurrte Marcus durch zusammengebissene Zähne.
    Der Matrose kam lässig zu ihm herüber. Er war absolut im Gleichgewicht und passte seinen Schwerpunkt pausenlos dem Rollen und Stampfen des Schiffs an.
    »Hoch genug, um dich zu töten. Aber der Erste Maat konnte auch die Rah entlanglaufen. Es ist deine Entscheidung.«
    Er wartete geduldig und überprüfte zwischendurch aus alter Gewohnheit, ob die Knoten und Taue straff saßen. Marcus biss die Zähne zusammen, hob sich über die Querstange und drückte seinen rebellierenden Magen dagegen. Unten sah er die anderen Männer und erkannte einige Gesichter, die nach oben schauten und sehen wollten, ob es ihm gelang. Oder vielleicht auch nur, um rechtzeitig beiseite zu springen, falls er fiel.
    Die Spitze des Mastes, die voller Taue hing, befand sich in Griffweite, und er benutzte sie, um sich weit genug hochziehen und einen Fuß auf das

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